John Nolan (Nathan Fillion) hat einen ziemlich schlechten Tag. Als er gerade seine Hausbank betritt und mit der Angestellten über seine Scheidung und Aufteilung des Hab und Guts spricht, da wird diese Bank überfallen. Einer der Räuber droht der Angestellten mit dem Tod, weshalb Nolan ihn unter Einsatz seines Lebens ablenkt, sodass sie den stillen Alarm drücken kann.
Da es auch für Nolan eine Nahtod-Erfahrung darstellt und das Adrenalin halbwegs kickt, beschließt er, sein Leben neu aufzustellen und der Polizei beizutreten.
Monate später hat er die Polizeischule hinter sich und kommt mit einer Kollegin namens Chen (Melissa O’Neill) und einem Kollegen namens West (Titus Makin Jr.) unter die Fittiche von Sergeant Grey. Und der findet einen Rookie bzw. Anfänger mittleren Alters eher … bedenklich …
Wenn man es auf einen Satz reduzieren müsste, dann könnte ich jetzt kurz und bündig schreiben: „In Nathan Fillion we trust“. Denn der gute Mann spielt hier wieder einmal eine Figur, die er ohnehin meistens spielt, aber auch dieses Mal spielt er sich mit dem typischen Nathan Fillion-Charme und es funktioniert einwandfrei. Dieses Mal ist er auch als ausführender Produzent dabei. Inwiefern das bzgl. Drehbücher und Co relevant ist, kann ich allerdings nicht sagen.
Was ich jedoch sagen kann ist, dass der Cast wirklich toll ist. Alle (Neben)Figuren sind toll besetzt, die Charaktere haben alle ihre eigenen Motivationen und Eigenheiten und gerade das Zusammenspiel der Rookies mit ihren Trainingsoffizieren. Die Paarungen sind wirklich gut gelungen und funktionieren für mich wirklich perfekt. Die Dynamik in diesen Beziehungen wird gut einfangen.
Gut eingefangen wird auch die Darstellung der Polizeiarbeit, wenn auch immer mit einem gewissen Augenzwinkern, denn ein paar der Fälle sind schon skurril (war klar), aber trotzdem schafft man es, die Spannung immer hoch zu halten und auch ein paar echt emotionale Momente einzubauen.
Sicher, die Häufigkeit mit welcher hier schlimme Dinge immer der gleichen bzw. den gleichen Personen passieren ist schon ziemlich konstruiert, aber so funktionieren Serien nun mal. Trotzdem kann ich nicht umhin, anzumerken, dass sich die Macher:innen absolut was trauen in dieser Serie.
Ich meine, in welcher anderen Serie stirbt eine der wichtigsten Nebenfiguren knapp vor Ende der Staffel. Noch dazu eine, die tatsächlich einen absolut hohen und grandiosen Sympathiebonus hat. Das war schon ziemlich, ziemlich überraschend und mutig.
Wer negativ eingestellt ist, der oder die könnte der Serie natürich vorwerfen, dass die Arbeit der Polizei hier auf Hochglanz poliert und fast schon propaganda-mäßig gezeigt wird, denn immerhin sind hier quasi alle moralisch einwandfrei unterwegs und wenn sie Dinge tun müssen, die moralisch fragwürdig sind, dann bekommen sie ein schlechtes Gewissen und müssen es wieder gutmachen und so weiter. Ja, eh. Frommer Wunsch für die Realität. Aber als Serie – ja, das funktioniert wunderbar. Gerade wenn es auch um solche Prozedere geht, wie vorgegangen wird, wenn zB ein Polizist im Dienst einen Verdächtigen erschießt und so weiter. Das kenne ich aus solchen Serien nicht und ist wirklich gut gemacht. Auch die Tatsache, dass sowas (wie in anderen Serien vermittelt wird) nicht Standard ist, sondern eine Sache, die tatsächlich traumatisiert.
Von der Kameraarbeit her muss ich noch erwähnen, dass auch immer wieder Aufnahmen von den Body-Cams der Polizist:innen eingestreut werden, was ein bisschen wie Found-Footage-Material wirkt, aber in einem Ausmaß, welches weder Übelkeit noch Kopfschmerzen hervorruft. Also auch auf dieser Seite alles im positiven Bereich.
Zusammengefasst: Ja, das ist eine erste Staffel, die tatsächlich richtig Lust auf mehr macht. Kann man nur hoffen, dass sie dieses Niveau halten können und nicht in typische hochdramatische und überzeichnete Serienklischees verfallen, je länger die Serie läuft. Das ist ja auch, was Castle damals gegen Ende meiner Ansicht nach den Kopf gekostet hat. Ausstieg einer Hauptfigur hin oder her, das hätte die Serie verkraftet. Aber was da am Ende an Handlungssträngen drin war … das war schon ziemlich mühsam.
Hoffen wir, dass es hier besser geht und das Niveau konstant hoch bleibt.
„The Rookie – Staffel 1“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, Polizeiarbeit zwar actionreich, aber auch angenehm informativ zeigende, Punkte.