Iron Sky: The Coming Race (Filmkritik)

Der Krieg mit den Mond-Nazis ist vorbei und er hat so geendet, dass man die Erde verlassen musste. Die letzten Reste der Menschheit leben jetzt gezwungenermaßen mit genau diesen auf deren Mondbasis zusammen. Und Renate Richter (Julia Dietze) ist die Chefin. Aber die Mondbasis geht rascher als gedacht kaputt und neue Ressourcen sind schwer zu finden. Gerade Renates Tochter Obianaju ‚Obi‘ Washington (Lara Rossi) ist jene, die alles Instand hält.

Dann tauchen russische Flüchtlinge auf und haben einen blinden Passagier dabei. Wolfgang (Udo Kier), der große böse Mondnazi aus dem ersten Teil, hat überlebt. Denn er ist in Wahrheit kein Mondnazi, sondern ein Echsenwesen und er und sein Volk, die Vril, sind vor Urzeiten auf der gelandet und wohnen in ihrem Inneren.

Wolfgang schickt Obi auf eine Reise zum Mittelpunkt der Erde, um die Quelle allen Lebens zu finden, denn damit kann man die Welt retten …

Ich kann kaum glauben, dass dieser Film vom gleichen Team wie der erste Iron Sky ist. Ich fand den ersten Teil wirklich, wirklich richtig gut und bin deshalb halbwegs enttäuscht vom zweiten Teil. Ich verstehe, dass man sich nicht wiederholen will, aber das hier … das ist nicht gut geworden.

Finanziert durch „FundMe“ oder eine ähnliche Crowdfunding-Seite hat der Film fünf Jahre gebraucht um fertig zu werden und ich denk irgendwo am Weg hat man sich verrannt. Die Satire des ersten Teils, die zwar auch ziemlich aufs Auge gedrückt war, aber zumindest im Kontext des Films Sinn ergab, ist weg. Ich meine, sie Satire ist noch da, aber sie wird erklärt. Sie wird erklärt!

Ein Beispiel: Es wird relativ rasch klar, dass Echsenwesen die Geschicke der Erde lenken und man sieht naturgemäß viele Personen, die man kennt. Genauso wie diesen Witz, in „Men In Black II“ waren es halt Aliens. Jetzt sind es Reptiloiden. Der Witz ist trotzdem alt. Naja, immerhin könnte man ihn ja gut inszenieren, aber auch das funkt nicht so richtig. Kommen wir zurück zum Beispiel: Da sitzen zwei „Väter“ von zwei Weltreligionen bei Tisch und beide sind offensichtlich Reptiloiden. Die Präsidentin der USA (Heldin aus dem ersten Teil) erklärt gerade, dass diese beiden Reptioloiden Religionen gestartet haben und das ist lustig, weil ja alle das Gleiche anbeten. Das ist der Witz. Oder an einer anderen Stelle gibt es jene, die Steve Jobs anbeten und sie glauben an „das geschlossene System“. Einer ihrer Jünger hat dann eine App oder ein Ladekabel (ich weiß es nicht mehr) von einem anderen Anbieter und wird daraufhin gesprengt. Das ist der Witz. Und der zieht sich durch den Film. Und so geht es weiter.

Scheint als wäre die Balance aus Handlung, Action und cleverer(!) Satire im resten Teil nur Glück gewesen, denn hier ist alles so aufs Auge gedrückt, dass ich tatsächlich keinen Witz wirklich gut fand und auch von der Action her gibt es nur eine Aufnahme, die mir gefallen hat: Julia Dietze jump-kickt einen T-Rex k.o. Großartig. Davon hätte es mehr gebraucht. Aber so wie diese Mischung hier ist hat man einfach den Faden verloren und auch die Idee nicht gut genug durchdacht. Dazu kommt, dass die neuen Charaktere (also alle) schlichtweg langweilig sind. Und Dialoge sind einfach nur da, damit man von A nach B fahren oder fliegen kann. Ja, es gibt ein paar Dialoge, die als lustig durchgehen könnten, aber da kommt dann leider das Problem dazu, dass quasi alle ziemlich schlecht spielen.

Alles in allem also eine Fortsetzung, die einfach nicht mithalten kann mit dem ersten Teil und selbst als eigenständiger Film grundsätzlich nicht gut wäre. Das ist schlecht B-Move, Trashfilm-Ware.

Schade, wirklich schade.

Die Effekte sind gut geworden, die Locations sehen gut aus und die Optik (Kamera etc) ist sehr gelungen. Da gibt es über das Design und die Ausstattung keine Beschwerden. Aber auch die Action-Sequenzen sind … nun, naja, unterwältigend. Verfolgungsjagden auf Sauriern usw. Eh alles nett, aber nichts davon wirklich toll. Und vor allem – und das finde ich sehr spannend – der Film wirkt überhastet. Da machen Charaktere was andere Charaktere von ihnen wollen, auch wenn sie diese gerade zum ersten Mal getroffen haben. Da gibt es keine Übergänge. Und die Figuren, ach, die Figuren. Die triefen vor Klischees, was ja lustig sein kann, aber läuft alles auf Witze hinaus, die man schon ewig kennt. Noch ein Beispiel? Sicher: Der muskulöse, tolle, heldenhafte Mann, der Rivale unseres männlichen Helden, stellt sich am Ende natürlich als homosexuell heraus und war nie eine Bedrohung für dessen Liebesleben. Hahaha, wie neu. Hui, wie lustig. Und haha, wie egal mir das ist, weil ich die Figuren durch die Bank sowieso nicht ausstehen kann.

Ich denke, ich kann hier einen Punkt machen. Ich mochte den ersten Teil wirklich, wirklich sehr. Mag ihn immer noch. Aber „The Coming Race“ ist einfach ein ziemlicher Fehlschlag in Summe. Schade, Schade. Die besten Szenen sind im Trailer (T-Rex-Jump, wenn auch nicht der gesamte und – „Coffee Machine is online!“). Das tut weh.

„Iron Sky: The Coming Race“ bekommt 4 von 10 Punkten von mir, weil die Optik und die Ausstattung und die Effekte einfach gut gelungen sind. Aber das war es dann auch.


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