Die Welt von „The Witcher“ ist dreckig, rau und jede Geste an Freundlichkeit wird hoch geschätzt – immer vorausgesetzt, sie ist keine Floskel oder will uns in falscher Sicherheit wiegen. In einer Welt wie dieser sind Freunde rar gesät. Freunde, die bis zum Ende an deiner Seite stehen oder sogar ihr Leben für das deine in Gefahr bringen würden – vergiß es.
Zumindest denkt man so, bis man im Laufe des Abenteuers von Geralt von Riva, entdeckt, dass man viele von den Personen, die man trifft und mit denen Geralt eine Vorgeschichte (es muss nicht immer eine positive Vorgeschichte sein) verbindet, auf die Hexer-Burg Kaer Morhen einladen kann. Ein Refugium. Ein sicherer Hafen. Und mit der Zeit die Sammelstelle eines bunten Haufens an Charakteren, die sich gegenseitig noch nicht einmal mögen müssen.
Auf der Suche nach seiner Ziehtochter Ciri durchstreift Geralt das gesamte Land und immer wieder trifft er auf Überbleibsel und Spuren von Ciri und ihren Verfolgern: Der „Wilden Jagd“. Sie ist Ciri auf den Fersen. Je länger die Suche dauert, desto klarer wird, dass es letzten Endes nur auf eine Konfrontation hinauslaufen kann.
Und wenn es schon zu einer Schlacht kommen muss, dann sucht man sich doch sein Schlachtfeld am besten selbst aus, nicht wahr?
Und ab jetzt folgen SPOILER.
Während des gesameten Spiels liegt es an Geralt Ciri zu finden. Wenn er sie dann gefunden hat, dann ist sehr rasch klar, dass die Wild Jagd nicht lange brauchen wird, um ebenfalls aufzutauchen. Also tut Geralt das einzig Logische: Er bereitet sich in Kaer Morhen auf eine Schlacht vor. Dazu braucht er Verbündete. Je nachdem ob er im Vorfeld bereits ein paar alte Bekannte getroffen hat und vor allem – wie er sich ihnen gegenüber Verhalten hat, legt fest, ob diese ihm in Kaer Morhen zur Seite stehen werden oder nicht.
Und die Schlacht kommt. Und die Schlacht ist heftig. Und prächtig. Und großartig inszeniert. Alle Charaktere, die ihr um euch gescharrt habt, haben einen Auftritt und einen wichtigen noch dazu. Der schiere Aufwand die verschiedenen Möglichkeiten zu schreiben und zu inszenieren ist bereits unglaublich – dass es dann noch dazu so gut aussieht und – was am Wichtigsten ist: Auch emotional reißt die Schlacht mit. Und an deren Ende steht die Erkenntnis: Es ist noch nicht vorbei.
Überlicherweise enden Spiele ja mit dem Höhepunkt – eine große Schlacht, was auch immer. Dann war es das und Punkt. „The Witcher 3“ macht das erfreulich anders und orientiert sich dabei stark an den Bücher von Sapkowski. Denn bei dem ist auch nicht alles nach einem großen Kampf vorbei – ein Kampf ist nicht das Ende. Das Ende ist meist unspektakulärer und vor allem – persönlicher.
Und Geralt und Ciri tun genau das. Auch wie in den Büchern (wo sie alle besuchen, die Ciri in früheren Büchern geholfen oder verraten haben und dementsprechend Danke sagen, oder „danke“ sagen). Und das Schöne daran ist, dass es nicht enttäuscht.
Am Ende der Schlacht um Kaer Morhen bin ich vor dem Monitor gesessen und habe mir gedacht: Ich wünschte, ich könnte die Schlacht an IHRE Haustüre bringen. Es wäre Zeit, den Spieß umzudrehen. Wir sind verdammt noch mal lange genug davongelaufen.
Und dann passiert genau das.
Ich liebe die Welt von „The Witcher“ und die Art und Weise, wie ihre Geschichten funktionieren. Danke an Spakowski. Und danke an CD Projekt RED. So geht das. Und nicht anders (Mal ganz davon abgesehen, dass Geralt ohnehin einer der großartigsten Charaktere der Spiel/Buch – und bald auch Film – Geschichte ist).
Geralt of Riva (oder Rivia) – you rock!