Eine australische Vorstadt Mitte der 80er Jahre. Vicky (Ashleigh Cummings) verbringt die Nacht bei ihrer Mutter – ihre Eltern leben seit kurzer Zeit getrennt – und ihr wurde verboten, auf eine Party zu gehen. Darum schleicht sie sich am Abend heimlich aus dem Haus und fühlt sich in der Dunkelheit auf den einsamen Strassen, bald etwas unwohl.
Als ein aus Evelyn (Emma Booth) und John (Stephen Curry) bestehendes Pärchen mit dem Auto vorbeifährt und ihr anbietet, sie schnell mitzunehmen und ihr zu Hause etwas entspannendes zum Rauchen zu verkaufen, steigt sie nach kurzem Zögern ein. Was sie dann jedoch erwartet ist ein Martyrium, das wohl unweigerlich mit ihrem Tode enden wird. Es sei denn, sie tut etwas dagegen…
„Extinction“ ist der Name des nächsten Filmes von Regisseur und Drehbuchautor Ben Young und ich werde ihn mir auf jeden Fall ansehen. Warum? Nun, weil er bereits mit seinem ersten (nach ein paar Serien und Kurzfilmen) Film ein Werk geschaffen hat, das ungemütlich, fesselnd und nicht immer leicht zum Anschauen ist. Dabei geht Young einen anderen Weg als zum Beispiel Filme wie I Spit on Your Grave, denn der Großteil der Gewalt, findet hinter verschlossenen Türen statt.
Da das eigene Kopfkino – wenn es in eine bestimmte Richtung gelenkt wird – jedoch viel schlimmer ist als alles, was die von der Leinwand auf uns hinunter werfen könnten, sind diese Szenen dennoch einigermaßen unangenehm. Überhaupt ist dies ein Film, der gekonnt Gefühle manipulieren kann bzw. sie überträgt. Schon nach kurzer Laufzeit, wenn man weiß was hier gespielt wird und die Kamera dann wie zu Beginn in Zeitlupe spielende Kinder und sonstiges Alltagsleben zeigt, kommt man sich vor wie ein Voyeur und irgendwie auch schmutzig.
Dann wäre da die Ebene, dass diese Story ja lose auf wahren Begebenheiten beruht. Welches System unterstützt denn bitte Verbrecher, indem es automatisch jedes abgängige Mädchen, als Streuner abhakt, die doch eh nur von zu Hause weglaufen will? Richtig, unser System, denn so könnte es ziemlich sicher in jedem Land ablaufen. Am Spannendsten ist dann aber die Frage nach dem warum und was psychologisch in einem Menschen vorgehen muss, damit er zu solchen Dingen fähig ist bzw. Gewalt mit Liebe verwechseln kann.
Evelyn hat ihren brutalen Mann schon sehr jung kennengelernt und irgendwie ist das Anlocken, Einfangen und Quälen von jungen Mädchen für sie zu einem Ritual geworden, dass sie in ihrer Beziehung näher zusammen bringt. Dass angedeutet wird, dass diese Aktionen im früheren Zimmer von Evelyn´s Kindern (sie leben bei ihrem Ex-Mann) vor sich gehen, ist zusätzlich ein ziemlich übles kleines Detail. Dass sie sich trotz all des Missbrauches an ihren Mann klammert kann man nachvollziehen, aber nur weil der Film so großartig diese „echten“ Gefühle vermittelt. Verstehen kann man es dennoch nicht und das ist gut weil natürlich so.
Emma Booth (Gods od Egypt) Spiel ist dann auch wahnsinnig intensiv und ich finde es faszinierend, wie sie sich im Laufe der Handlung immer wieder unbewusst vom Täter zum Opfer wandelt und wieder zurück. Manchmal hasst man sie, dann wiederum hat man nichts als Mitgefühl für sie über. Im Prinzip tut sie alles was sie tut, aus ihrem Schmerz heraus. Stephen Curry (Rogue) ist der wahre Motor hinter den Gewalt, er selbst wird von seinen stärkeren Freunden erniedrigt und lässt dies dann an den Mädchen aus.
Am Stärksten ist sein John dann, wenn sich die kranke Dynamik in Szenen zwischen ihr und Evelyn entfaltet. Ashley Cummings (Tomorrow, When the War Began) als Vicky schließt dieses unheimlich starke Trio ab. Nach dem anfänglich lähmenden Schrecken, findet sie sich nicht mit ihrer Opferrolle ab, sondern beobachtet und erkennt, dass sie wohl nur überlebt, wenn sie ihre Peiniger gegenseitig ausspielt. Was keine leichte Sache ist, zumal ihre kämpferische Ader Evelyn ärgert, wohl weil sie selbst nie den Mut dazu hatte.
Insgesamt daher ein psychologischer Thriller, der Niemanden verurteilt und schon gar nicht Kategorien wie gut und böse berühren möchte. Dafür zeigt er erschreckend klar zu was Menschen fähig sind, die „Liebe“ nie gelernt haben oder verwechseln mit etwas, das eigentlich das Gegenteil ist. Während des Filmes war ich wütend, fühlte mich auch hilflos, war aber nie ohne Hoffnung. Ein Erlebnis also, das nachwirkt, jedoch werde ich den Film so schnell, sicher nicht noch mal ansehen, vielleicht auch überhaupt nicht mehr.
„Hounds of Love“ bekommt von mir 8/10 der Liebe erfolglos hinterher jagende Empfehlungspunkte.