Downrange (Filmkritik)

Todd (Rod Hernandez) und seine Freundin bilden eine Fahrgemeinschaft mit ein paar Leuten und plötzlich haben sie eine Reifenpanne. Jung und fröhlich ist das kein Problem. Man scherzt, man plant, man überlegt wegen einer Werkstatt (schwer, weil mitten im Nirgendwo und kein guter Empfang am Mobiltelefon) und entscheidet sich, einfach mit dem Reserverad weiterzufahren, welches jedoch schon halbwegs abgenutzt ist. Kann das jemand wechseln? Naja, alles keine Profis, aber wird schon werden. Aber es ist heiß. Also setzen sich ein paar in den Schatten des Autos, während einer der Jungs den Reifen wechselt und Todds Freundin versucht Empfang am Telefon zu bekommen.

Dann fällt der Schraubenschlüssel laut zu Boden. Der Reservereifen rollt davon. Todd läuft ihm nach. Seine Freundin guckt nach, was mit dem Kollegen beim Reifenwechsel passiert ist.

Nun, es stellt sich heraus, dass ihm ein Scharfschütze den Kopf von den Schultern geschossen hat. Und als sich Todds Freundin umsieht, passiert ihr etwas ähnliches.

Allen ist klar: Da gibt es einen Scharfschützen, der irgendwo weit weg Zielübungen macht und die sechs (bzw. vier übrigen) als Zielscheiben ausgewählt hat. Was tun, wenn der Schütze abgesehen von dem Teil hinter dem Auto, ein freies Schussfeld hat, es nirgends sonst Platz zum Verstecken gibt, die Sonne runterbrennt und man seit Stunden weder eine Haus noch ein anderes Auto gesehen hat? Kann man überhaupt entkommen?

Dieser Film hat mich völlig unvorbereitet und kalt erwischt. Ich kannte den Namen Ryuhei Kitamura nicht, habe nur von „The Midnight Meat Train“ gehört, ihn aber nie gesehen. Vielleicht war ich deshalb völlig überrascht, wie völlig kalt und brutal der Film ist. (Ich habe auch „No One Lives“ nicht gesehen.) Was da mit (toten) Menschen passiert bzw. was man hier alles sieht – das habe ich nicht kommen gesehen. Aber davon lebt der Film im Grunde: Es ist ein kleines, dreckiges Gore-Fest am hellichten Tag.

Mehr ist da nicht drin, fragt ihr? Nun. Nein. Ist es nicht. Die Story ist in einem Satz zusammenzufassen: Sechs Menschen werden mitten im Nirgendwo als Zielscheiben auserkoren von einem Sniper. Das ist es. Der Rest ist die Frage: Was machen sie, um wegzukommen. Und schaffen sie es überhaupt?

Nun, das ist jetzt nicht viel, aber – Hölle, ist das spannend gemacht. Ich habe gelesen, dass sie Schauspieler:innen schlecht sind oder das Drehbuch schlecht und das Ende wird entweder gefeiert oder gehasst. Ich habe das alles anders empfunden. Ich bin ja üblicherweise kein Fan von Filmen, deren reiner Sinn es ist brutal zu sein, aber – hui – das hier war so richtig spannend für mich. Ich fand es richtig spannend, was alles auf einem so begrenzten Stück Raum passieren kann. Welche Ideen die Kids haben. Was der Schütze macht. Wow, sag ich nur. Ich war wirklich gebannt. Und im letzten Drittel wird es dann völlig irre, ganz ehrlich, richtig irre.

Dazu kommt noch, dass ich nicht damit gerechnet habe, wer am Ende übrig bleibt (wenn jemand übrig bleibt). Das Final Girl, welches ich klar als solches für mich definiert hatte, war dann nicht das Final Girl. Das kam für mich völlig aus dem Nichts. Und das Ende … nun, ich war ambivalent ob ich es großartig und völlig schwarzhumorig fand oder ob ich es schlimm und als Downer-Ende empfand. Ich bin mir noch immer nicht sicher.

Wessen ich mir jedoch sicher bin: Ich hatte keine Erwartung und war völlig platt, wie spannend der Film war mit Ideen, die ich so noch nie gesehen habe (und ja, ein paar, die man öfter sieht) und wie völlig aus dem Nichts dann immer wieder brutale Momente eingestreut werden, die man erneut schlimm oder schwarzhumorig finden kann. Es gibt auch ein paar sehr coole Kameraideen, ein paar heftige Szenen (Eltern und Kind, sag ich nur) und ein paar „Mhm“-Momente (Polizei), aber alles in allem – ja, ich war absolut gefangen.

Einziger Wehrmutstropfen für mich: Der wegrollende Reifen. Da ist einfach ein Regiefehler drin, der so nicht hätte passieren dürfen. Aber okay. Pfeif ich mal drauf, zumal der Rest für mich richtig spannend war.

„Downrange“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, absolut heftige und brutale, Punkte.


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