Yelena (Florence Pugh) hat genug von ihren Aufträgen, die sie heimlich für Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) durchführt, sie ist bereit für echte Heldentaten. Einen letzten Auftrag nimmt sie aber doch noch an. Am Zielort angekommen erkennt sie jedoch schnell, dass dies eine Falle ist, um lose Enden zu beseitigen.
U.S. Agent Walker (Wyatt Russell) ist hier um sie zu töten, Ghost (Hannah John-Kamen) und Taskmaster (Olga Kurylenko) ebenso. Jeder hat den jeweils anderen als Auftrag. Statt sich alle gegenseitig zu töten, raufen sie sich jedoch widerwillig zusammen und sie treffen dabei auf Bob (Lewis Pullman), der schon bald eine entscheidende Rolle in ihren Leben spielen wird…
Bei den Thunderbolts in Comic-Form, gab es bereits zahlreiche Teams mit vielen unterschiedlichen Mitgliedern. Namen wie Deadpool, Venom, Black Widow, Ghost Rider, Elektra, Green Goblin sind z.b. bekanntere Namen, doch es gab auch Figuren, die nur wahren Nerds ein Begriff sind. Auch für die MCU Version des Teams wurden nicht die beliebtesten Charaktere ausgesucht, sogar ein paar Außenseiter sind mit dabei, aber genau das passt ja zur Story des Filmes.
Zugkräftig war diese Entscheidung jedoch nicht, immerhin gehört der Film ans unterste Ende bei Marvel, was das reine Einspiel betrifft. Da half es auch nichts, passend zum Ende des Filmes den Titel als Marketing Stunt in „New Avengers“ umzutiteln, das wirkte eher einigermaßen lächerlich. Dennoch ist dies klar ein Versuch, dem MCU etwas leicht anderes hinzu zu mischen. Die Story an sich ist schon mal kleiner, obwohl es am Ende (fast schon zwingend) wieder um die gesamte Welt geht.
Was am meisten auffällt ist die Tatsache, dass es hier keinen klaren Bösewicht gibt. Viel mehr gibt es so viele Feinde, wie es Menschen auf der Welt gibt. Es geht nämlich darum, dass man selbst zu seinem größten Feind werden kann. Einsamkeit, die Suche nach einer Aufgabe oder Bestimmung, das Gefühl nichts wert zu sein. Wenn sich alles nur mehr um diese Dinge dreht, dann wird es dein Leben früher oder später zerstören. Keine neues Thema an sich, nur neu als sich durchziehendes Grundthema innerhalb des MCU.
Der Zugang zur Heilung wiederum, hat einen ziemlichen Popkultur Charakter „ich bin da, ich verstehe dich, du bist nicht alleine“. Da dies aber nicht als Lösung für alle Probleme, sondern nur als Start für einen besseren Weg inszeniert wird, finde ich diese Entwicklung hier sehr stimmig. Neben Kindheitstraumata und kurzen Seelenstriptease, gibt es aber natürlich dennoch genügend Platz, für den Genre typischen Humor.
Wie sich die Antihelden dauernd gegenseitig schlecht oder lächerlich machen, das ist etabliert und funktioniert hier sehr gut, wird es doch geerdet von einer gewissen depressiven Grundstimmung, die sich gegen Abnützungserscheinungen, ganz gut zu wehren weiß. Natürlich rauft sich – große Überraschung – die Bande am Ende zusammen. Das typische Effekt-Gewitter darf dabei klar auch nicht fehlen, dafür kommt es hier nur in abgeschwächter Form vor und kommt weniger ausufernd daher. Am CGI an sich kann man auch weniger aussetzen, als zuletzt im MCU.
Zentrale Figur und in gewisser Weise Herz des Filmes, ist Florence Pugh als Yelena Belova, die hier ihre Rolle wiederholt, die sie erstmals in Black Widow gespielt hat. Die lakonischen Sprüche gemixt mit ihrem Schmerz, sie macht es einem wirklich leicht, jede Szene mit ihr zu genießen. David Harbour (A Working Man) hat wohl den größten Spaß als ihr Vater aka Red Guardian und diese Freude strahlt förmlich vom Bildschirm.
Mit dem von Lewis Pullman (The Strangers: Prey At Night) gespielten Robert aka Sentry, wird hier eine der mächtigsten Figuren von Marvel eingeführt, aber nicht seine Kräfte bleiben im Gedächtnis. Viel mehr kann man hier eine gefährliche Dynamik erkennen, nämlich wie man aus einem naiv/netten Menschen mit reinem Herzen, mit genug Druck und schlimmen Erfahrungen, einen Amokläufer züchten kann, nur dass hier eben so lange seine dunkle Seite gefüttert wird, bis sie ihn übernimmt.
Fühlt sich also in Summe intimer und kleiner an als viele andere MCU Beiträge, ist aber in sich abgeschlossen passend so und die Schauspieler sind voll bei der Sache. Da die Luft bei Comicverfilmungen schon länger etwas draußen ist, hat sich diese Tatsache als Metabene wohl in der hoffnungsloseren Grundstimmung manifestiert, das finde ich schon wieder fast ironisch. Phase 5 des MCU ist hiermit zu Ende und es wird uns und Marvel sicherlich gut tun, dass es nach den neuen Fantastic Four eine eineinhalb jährige Pause gibt, bis zum nächsten Film.
„Thunderbolts“ bekommt von mir 7/10 den Underdogs ihren nach kurzer Zeit bereits ernüchternden Platz im Rampenlicht bescherende Empfehlungspunkte.