Im Jahr 1928 wird eine junge Dame namens Emma Schmidt (Abigail Cowen), nachdem sämtliche Ärzte jahrelang ihren Zustand nicht erklären und ihr darum nicht helfen konnten, in eine kleine Farmstadt in Iowa gebracht. Dort wird der extra angereiste Pater Theophilus Riesinger (Al Pacino), einen Exorzismus an ihr vornehmen.
Dabei unterstützen soll ihn der örtliche Priester Joseph Steiger (Dan Stevens) und die Nonnen seiner Kirche. Steiger hat jedoch nach dem Tod seines Bruder nicht nur Zweifel an seinem Glauben, sondern auch daran, ob dies der richtige Weg ist, Emma zu helfen…
Dieser Film basiert auf wahren Begebenheiten und bis heute ist dieser Exorzismus aus dem Jahr 1928, der am Besten dokumentierte Fall in der amerikanischen Geschichte. Inspiriert durch das 1935 erschienene Buch „Begone Satan!“, hat Regisseur David Midell (The Killing of Kenneth Chamberlain) – der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat – hier einen dokumentarischen Stil gewählt. Ein etwas anderer Ansatz, wie es zuletzt etwa auch bei Late Night with the Devil der Fall war.
Es gibt ja kaum einen Kritiker, der den Film nicht vernichtend bewertet hat, was ich witzig finde, denn nach schwachen Beiträgen wie The Exorcist: Believer oder The Exorcism, ist dieser Film innerhalb dieses Subgenres, für mich ein klarer Aufstieg (nicht richtig stark, aber dennoch). Was mir hier neben den Darstellern gefallen hat, ist wie sehr man hier spüren kann, wie der Exorzismus an sämtlichen Beteiligten zehrt.
Selbstzweifel, Schlaflosigkeit, Angstzustände, die Schwestern und der junge Priester hier, drohen langsam aber sicher, an dieser Aufgabe zu scheitern. Hinzu taucht der grundsätzliche Zweifel immer wieder auf, ob Emma nicht doch besser ein Doktor oder Psychotherapeut helfen könnte. Inszeniert ist die Sache freilich wie eine Besessenheit, aber auf Grund ihrer Unerfahrenheit und Überforderung in Kombination damit, einfach flüchten zu wollen, werden diese Fragen immer wieder thematisiert.
Wie sich die Dämonen in Emma äußern, das ist wiederum keine Überraschung. Von in Fremdsprachen sprechen, über Erbrechen und die Geheimnisse aller Anwesenden zu kennen, sind die üblichen Spielereien dabei. Auch die Figuren sind eher generisch geraten, besonders Emma fühlt sich rein wie eine Hülle für die in ihr lebenden Dämonen an, dennoch wird eine gewisse unheilvolle Atmosphäre etabliert, die dann durchgehend spürbar bleibt.
Al Pacino (Hangman) als Father Theophilus Riesinger, ist der Fels in der Brandung. Der weiß, was er tut, kennt den Feind und ist sich sicher, dass ein Exorzismus, der einzige Weg ist, Emma zu helfen. Ja, sein Akzent ist manchmal mehr und dann wieder weniger hörbar, aber dennoch mochte ich seine Performance. Bei Dan Stevens (Cuckoo) als Father Joseph Steiger kann man seinen inneren Kampf ohne Unterbrechung spüren, wie die Kamera aber teilweise auf seine Reaktionen zoomt, finde ich hingegen etwas seltsam (hat was von Trash-TV).
Abigail Cowen (Fate: The Winx Saga) als Emma wird natürlich sehr von der MakeUp-Abteilung unterstützt, aber sie macht das schon auch mit ihrer Präsenz und ihren Bewegungen. Als Emma tut sie einem einfach nur leid, man will sie beschützen und ihr helfen, wenn dann wer anderer aus ihr heraus spricht, dann steigt ihre Bedrohlichkeit um 100 Prozent. Ashley Greene (The Retirement Plan) als Rose muss ich noch erwähnen, die wirkt durch ihre emotionale Art viel lebendiger als alle übrigen Schwestern.
In Summe also wegen dem Doku-Stil interessant und der tatkräftigen, stärkeren Einbindung der Nonnen beim Exorzismus an sich. Wer Spektakel oder Neuerungen innerhalb des Genres erwartet, der wird klar enttäuscht werden. Auch die Frage, ob Emma wirklich besessen war, stellt man sich nach dem Film nicht wirklich, da er ja trotz einiger Hinweise, einseitig inszeniert ist. Für mich kein großer Wurf, aber auch nicht so schlimm, wie er in den Medien hingestellt wird.
„The Ritual“ bekommt von mir 5,5/10 den Versuch Sachlichkeit und Exorzismus zu vereinende Empfehlungspunkte.