Nathan Caine (Jack Quaid) ist Assistent-Bankdirektor, doch kein gewöhnlicher. Wegen einer Nervenstörung ist es ihm unmöglich, Schmerzen zu empfinden. Wegen diesem Zustand lebt er privat sehr zurückgezogen und hat außer einem regelmäßigen Online-Gamer-Kumpel, keine Freunde.
Sherry (Amber Midthunder) arbeitet erst seit ein paar Wochen in der Bank und nachdem Nate von Beginn an von ihr schwärmt, kommt es doch tatsächlich zu einem Treffen. Es funkt zwischen den beiden, Nate genießt den Rausch des Verliebtseins, doch am nächsten Tag überfallen plötzlich drei Männer die Bank und nehmen Sherry als Geisel…
Von den beiden Regisseuren Dan Berk und Robert Olsen kenne ich bis jetzt nur den sehr gelungenen Film Significant Other, dafür finde ich Hauptdarsteller Jack Quaid wählt immer wieder Projekte, die außerhalb der Norm funktionieren und einfach Spaß machen. Nach dem Trailer war für mich dann völlig klar, solche Filme liebe ich zwischendurch als Ausgleich, einfach perfekt over the top in all den richtigen Bereichen.
Außenseiter bzw. Menschen, die mit ihrem Leben nicht so perfekt klar kommen wie andere, als Hauptfiguren zu wählen, ich für mich ebenso eigentlich immer ein Bonus. Darum finde ich auch die ersten Minuten hier erstaunlich – und zwar auf eine positive, frische Art und Weise – romantisch und man kann Nate völlig verstehen, wenn er für seine Liebe alles aufs Spiel setzt. Alles bedeutet in diesem konkreten Fall, sich den eigenen Körper demolieren zu lassen.
Das passiert dann auf Arten, die dich teilweise zum grinsen bringen, dann gibt es wiederum Sachen, da will man förmlich weg schauen (ich bin bei einer Szene etwa aus meinem Sessel aufgestanden und auf und ab gegangen), da man sozusagen den Schmerz stellvertretend für Nate (mit)empfindet. Auch wie er seine Gegner ausschaltet, das ist der Stimmung entsprechend brutal und es sind Kills dabei, die kreativ sind und ich so noch nie gesehen habe (inklusive einer schönen Wolverine Anspielung).
Was Nate alles passiert, kann freilich kein Mensch überleben, aber neben den Phantom-Schmerzen beim Zuschauen, ist das Unterhaltungs-Level von Beginn an ungebrochen hoch. Die kleinen Details, wie Nate seinen Alltag gestalten muss, da er ja keine Schmerzen spürt oder den Druck auf seiner Blase, das ist dabei nur beim ersten Betrachten witzig und wer eifersüchtig ist und auch gerne nie Schmerzen spüren würde, der merkt spätestens dann, mit wie viel Einschränkungen das verbunden wäre.
Jack Quaid als Nate ist dabei die perfekte Besetzung für diese Rolle. Schüchtern, beobachtend, nerdig, leicht durchschaubar, das ist er zu Beginn. Im Laufe der Zeit kommt dann sowohl sein Humor mehr durch, als auch seine Fähigkeit in völlig irren Situationen, extrem ruhig zu bleiben. So einen besten Freund, möchte man gerne haben und im Vergleich zu seiner letzen (ähnlichen aber negativen) Rolle in Companion, bei der er extrem narzisstische Charakterzüge hatte, ist er hier 100 prozentig sympathisch.
Ebenso Freude bereitet die Performance von Amber Midthunder, die ich seit sie sich vor drei Jahren mit dem Predator in Prey angelegt hat, nicht mehr gesehen habe. Ihre Sherry hat dieses Lachen, womit sie einen ganzen Raum erhellen kann, hinter der Fassade bzw. in ihren Augen kann man aber zahlreiche schlimme Erfahrungen erahnen. Verspielt, clever und kämpferisch, klar, dass sich Nate da verlieben muss. Ray Nicholson (Borderline) rundet das starke Haupttrio ab und er hat sichtlich Freude damit, einen losgelöst skrupellosen Bösewicht zu spielen.
Was soll ich noch schreiben, die Sache hat mich einfach in Summe komplett abgeholt. Spaß, Spannung, zahlreiche Übertreibungen, toll spielfreudige Darsteller und ein Ende, nachdem ich mich richtig gut gefühlt habe. Dieser wilde Trip saugt dich einfach hinein und du vergisst deinen Alltag völlig, genau das eben, was man immer wieder mal im Leben, sehr gut gebrauchen kann, auch wenn dir gerade nichts weh tut.
„Novocaine“ bekommt von mir 9/10 keine Schmerzen zu fühlen nicht mit keine Schmerzen haben gleichsetzende Empfehlungspunkte.