Best Of Worst Case: Cryptids (Filmkritik)

Harlan Dean (John Bloom) hat eine Talkshow, die sich mit Phänomen des Übernatürlichen befasst. Und wie üblich ruft er Anrufer:innen dazu auf, sich zu melden und ihre Geschichten zu erzählen.

Und sie melden sich. Teilweise sind sie Überlebende, teilweise Traumatisierte, teilweise Ärzte und/oder Krankenpfleger:innen oder Sanitäter, die sich um die Überlebenden gekümmert oder die Leichen vom Tatort abtransportiert haben.

Und alle haben seltsame Kreaturen gesehen. Alle unterschiedlich, alle monströs und meistens geht die Sache für ein paar Leute sehr düster aus …

Ja, ich habe Trashfilme gern. Das ist nicht neu, das wisst ihr alle. Aber „Cryptids“ ist ein ganz eigenes Kaliber, denn der Film spielt sehr stark mit einer wirklich alten 80iger-Slasher-Optik. Und ich bin mir nicht sicher, ob das so Absicht war, oder ob man sich das gefilmte Material angesehen und dann beschlossen hat: „Wisst ihr was? Wenn wir das Material schon nicht retten können, dann versuchen wir zumindest eine Hommage an die 80iger draus zu basteln!“

Und das passt ja auch. Es passt sogar gut, denn die schauspielerischen Leistungen sind in etwa auf dem Niveau von Amateuren, die man halt mal rasch von der Straße geholt hat. Es gibt ein paar Ausnahmen – so zum Beispiel John Bloom, der den Radiomoderator spielt, aber die meisten sind, nun, zweckdienlich.

Die Qualität der Geschichten variiert natürlich und ein paar davon sind ganz gut gelungen und kurzweilig genug, dass sie Spaß machen. Zum Beispiel gibt es ein Segment welches sich um eine Legende dreht, dass das „Biest“ zurückgekommen ist in die Stadt und zwei Freunde beschließen, dass sie es fangen wollen. Die Schwester des einen Einen hält die beiden für Idioten, macht dann aber doch mit. Wie dieses Segment endet fand ich hart, aber cool. Ein anderes Segment dreht sich darum, dass zwei Kids Aliens finden und den Dorfirren damit besuchen, weil sie seine Meinung zu dem Alien wollen – immerhin meint dieser, er würde sich damit auskennen. Und dann geht was schief … das hat schon alles irgendwie ganz okay funktioniert.

Aber dann gibt es eben noch andere Segmente, die mehr in die Kategorie fallen „nett gemeint, aber … meh“. Leider beginnt der Film mit einer dieser schwächeren Geschichten (und dem schlechtesten Schauspiel). Dann wird es besser, aber gegen Ende geht der Sache dann endgültig halbwegs die Luft aus. Es gibt zum Beispiel ein Segment mit Chupacabras, das meiner Ansicht nach völlig in die Hose ging. Aber okay, das ist Ansichtssache, würde ich sagen. Ein Segment gab es auch noch, in welchem eines der Monster scheinbar Rache nimmt für etwas, indem es sein Opfer so lange nervt (Angst einjagt kann man das nicht nennen), bis es quasi an einem Herzinfarkt stirbt. Sah man woanders schon viel besser. Außerdem hatte ich hier das Gefühl, dass irgendwie Teile der Handlung fehlen.

Was dafür gut gelungen ist, sind die Effekte und Masken für die Kreaturen. Die sind zwar alle nicht neu von den Ideen und der Optik her, aber sie sind gut gemacht und stimmig. Die Todesfälle/-arten schwanken in der Effektqualität von gut bis zu richtig schlecht. Aber das kann auch Absicht sein.

Also alles in allem kann ich sagen: War der Film sehenswert? Nein, nicht so wirklich. Er ist jetzt nicht per se schlecht, aber er führt nirgendwohin, die Geschichten sind nicht neu und auch nicht so gut inszeniert, dass man sich denkt „Was für eine coole Idee!“ oder „Schaut das cool aus!“. Das meiste ist leider belanglos in Inhalt und Aufmachung.

Im Abspann habe ich dann entdeckt, dass die Macher:innen der Geschichten sich offensichtlich gut kennen und einander ausgeholfen haben. So ist der Regisseur von Geschichte X der Kreaturendesigner von Geschichte Y und der Effektemeister von Geschichte Z, dafür ist der Regisseur von Geschichte C der Kameramann von Geschichte M und so weiter. Sowas ist immer sympathisch, finde ich. Wenn ein paar Leute eine – wie auch immer einfallslos oder billig sie sein mag – Vision haben und sich gegenseitig unterstützen mit dieser „Das kriegen wir schon gemeinsam hin!“-Einstellung, dann merkt man das dem Produkt schon an. Dass hier vieles mit Freude und Liebe gemacht ist spürt man tatsächlich die gesamte Zeit über.

Dennoch kann ich den Film leider nicht wirklich empfehlen, da er auch diesen „Hat das wirklich jemand gemacht?“-Effekt wie zum Beispiel „Muck“ nicht hat. Und das Eye-Candy (männlich als auch weiblich) ist quasi nicht vorhanden. Leider also weder neu noch neuartig inszeniert. Trotzdem eine Leistung, dass es diesen Film so in dieser Form gibt, das muss ich schon anmerken.

Alles in allem bleibt es leider trotzdem dabei: Hatte mir mehr erwartet. Ist es aber nicht.

Best Of Worst Case-Urteil (Trashfaktor: eh alles):

Ich weiß nicht, ob es Absicht war, man sich nicht bemüht hat oder es einfach trotz aller Anstrengungen nicht besser ging. Das betrifft die Inszenierungen als auch die Geschichten an sich. Die Effekte sind cool und sehen auch großteils super aus, aber alles rundherum war halt ein Griff ins Leere. Schade. Hätte Potential gehabt.

Fazit: Leider nein.

„Cryptids“ bekommt von mir 5 von 10, vermutlich aus einer Notwendigkeit heraus auf 80iger-Jahre-Optik gedrillte, Punkte.


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