Nachdem Kratos (Christopher Judge) mit seinem Sohn Atreus (Sunny Suljic) die Asche der verstorbenen Frau bzw. Mutter vom höchsten Berg der Neun Reiche verstreut hat, sind viele Dinge passiert.
Die Erkenntnisse, die sie am Weg entdeckt haben – nicht zuletzt wer Atreus eigentlich ist – und die Freunde, die sie dabei gemacht haben – ja, Kratos + Freunde, man glaubt es kaum – legen den weiteren Weg fest.
Atreus will herausfinden, was seine wahre Identität bedeutet und wie er in Ragnarök passt. Währenddessen legt Kratos alle darauf aus, seinen Sohn zu schützen und die beiden laufen Gefahr sich immer weiter von einander zu entfernen. Währenddessen macht Freya aufgrund ihrer Taten am Ende des Vorteils Jagd auf die beiden … und als wäre das nicht genug tauchen auch noch Odin und Thor auf, um die Sache ein wenig komplizierter zu machen …
Es gibt keinen Weg drum herum, deshalb halte ich es gleich fest: „God Of War Ragnarök“ ist storytechnisch ein Wahnsinn und richtig großartig. Spieltechnisch gibt es allerdings eine ganze Menge, die auf der Stelle tritt und tatsächlich weiß ich dank des Spiels was „Wiederholung“ bedeutet. Im Spielverlauf meine ich.
Man kann den Macher:innen nicht vorwerfen, dass sie nicht Ideen einfließen lassen, die das Spielgefühl bzw. das Gameplay ändern und variieren sollen, aber tatsächlich fühlt sich alles gleichförmig an. Es ist immer das gleiche. Ob ich nun mit den Chaosklingen durch die Gegend springe oder an markierten Punkten klettere … es macht keinen Unterschied. Die paar Rätsel, die vorkommen verdienen diesen Namen nicht und ob ich die Gegner mit der Leviathan-Axt oder den Chaosklingen oder mit neuen Waffen zu Klump haue – es ist alles gleich.
Man könnte es kurz sagen: Kratos kann halt einfach nichts. Er kann kämpfen. Punkt. Mehr kann er nicht. Es gibt nur den direkten Weg: Reinhauen. Reinstürmen. Reinfallen. Reinspringen. Kämpfen. Und ja, es gibt natürlich ein paar Variationen bei den Gegnern, aber ganz ehrlich – man braucht, von ein paar optionalen Bossen abgesehen – keine Variation.
Es gibt sogar eine Szene, in welcher Mimir Kratos vorschlägt, ob sie nicht mal vielleicht einen anderen, leiseren Ansatz wählen sollten, um weiterzukommen. Seine Antwort, kurz, prägnant und bündig: „Nein.“
Und tja. Das ist es dann auch. Ja, okay, die Steuerung wurde im Vergleich zum ersten Teil verbessert. Kratos spielt sich eine Spur dynamischer und dieses Mal spielt man sogar nicht nur ihn, aber im Kern ist das gleiche Spiel mit neuen Umgebungen.
Grafisch kann man dem Spiel nichts vorwerfen – es sieht fantastisch aus. In Bewegung noch mehr als im Standbild. Immer bewegt sich was, laufen Tiere durch das Bild, blubbert irgendwo was, bewegen sich Dinge im Wind – also ehrlich, es sieht richtig, richtig gut aus und allein die neun Reiche zu durchqueren ist schon großartig. Und es gibt sogar später im Spiel eine komplette Region(!) die optional ist und viele Nebenquests bietet. Fand ich spannend, denn diese komplette Region kann man tatsächlich einfach übersehen – man braucht nur eine bestimmte Nebenquest nicht annehmen. Fand ich mutig.
Trotzdem ist das Spiel ein Hammer – allerdings – und das meine ich ganz genau so wie ich es schreibe – muss man sich teilweise durch wirklich langatmige und in meinen Augen gestreckte und vollgestopfte Belanglosigkeiten arbeiten. Und für mich hat es sich wirklich wie Arbeit angefühlt.
Was die ganze Sache aber die Mühe wert macht: Die Story. Die Figuren. Die Dialoge. Die Inszenierung von wichtigen Momenten. Das war alles ein Hammer. Das war richtig, richtig großes Kino. Ob es die Eröffnung mit der Fahrt im Hundeschlitten ist, die in einem Angriff von Freya endet – richtig gut inszeniert – oder ob es sich um einen Kampf gegen einen Riesenwolf handelt (und wie genial dieser aufgelöst wird) oder diverse andere Storyentwicklungen, die wirklich Emotionen geweckt haben – den einen oder anderen Twist den man nicht kommen sieht, Allianzen, die zuerst unmöglich erscheinen und dann doch kommen und der Mut wie eine ganz bestimmte Storyline endet … das alles hat mir doch mehrmals eine Gänsehaut über den Rücken gejagt.
Das alles wird zusammengenhalten von großartigen Dialogen und Figuren, die allesamt mehr sind als Abziehbilder und die herrlich miteinander interagieren – man nehme allein die beiden Zwerge, die sich ja permanent … sagen wir mal „necken“ und den Dingen, die Sindri dann über seinen Bruder offenbart – wo ich schon mal mit offenen Mund vor dem Bildschirm gesessen bin – bis zu den Punkt wie diese Story endet. Gänsehaut und ein Wahnsinn. „Is this more or less what you had in mind?“, sag ich nur. Wahnsinn. Leg dich nicht mit perfektionistisch veranlagten Zwergen an wenn sie noch dazu Erfinder sind, sag ich nur. Generell war die Entwicklung von Sindri für mich eine der bestgeschriebenen Storylines seit Jahren und glaubt mir: Die Machen trauen sich in richtig düstere Gefilde. Gänsehaut pur.
Auch die Beziehung zwischen Kratos und Atreus ist großartig geschrieben und auch diese Story endet sehr zufriedenstellend. Kratos macht eine richtig tolle Entwicklung durch und es gibt viele, sehr viele einfühlsame Momente, die mich alle durch die Bank abgeholt haben. Mag daran liegen, dass ich selbst einen Sohn habe und mir die ganzen Emotionen, zusammen mit Kratos Anliegen seinen Sohn vor aller Gefahr zu schützen, vielleicht nicht zur Gänze unbekannt sein mögen. Vielleicht. Hab ich gehört. Oder so.
Auch die Geschichten von Thor oder die Figur bzw. Interpretation von Odin: 1A. Mit perfekten Synchronsprecher:innen. Hier stimmt alles zu einhundert Prozent. Absolut.
Dennoch war es rein(!) die Story, die mich am Weiterspielen gehalten hat. Nach einiger Zeit habe ich dann alle Nebenquests, die mit Sammelaufgaben oder optionale Bosskämpfe betroffen haben aber nichts zur Story beitrugen einfach links liegen gelassen. Ich bin einfach nicht dafür geschaffen, mir irgendwelche Boss-Fights zweihundert mal zu geben und das sogar auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad. Nein, danke. Ich mag mich nach Feierabend nimmer ärgern.
Ist „God Of War Ragnarök“ also das vielgepriesene Meisterwerk? Von der Story und ihrer Inszenierzung her: Ja. Vom Gameplay? Nein. Ich kann es nur wiederholen: Kratos kann halt einfach nichts. Punkt. Repetitiv ist wohl das Wort der Stunde. Und ja, mag sein, dass andere das anders empfinden, aber mich hat vieles rundherum einfach irgendwann nur noch genervt. Das mögen andere anders empfinden, mir ging es jedenfalls so.
Kann ich das Spiel dennoch empfehlen? Absolut. Allein die Story zu erleben ist alles rundherum wert. Und wer tatsächlich an den Kämpfen und der (mühsamen) Erkundung Spaß hat, der oder die bekommt unzählige Stunden an Mehrwert, weil das Spiel tatsächlich riesig ist.
„God Of War Ragnarök“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, wäre es kompakter und storymäßig kompakter ohne die gestreckten Abschnitte, würde ich noch 1,5 Punkte draufschlagen.