Richter Belmont (Edward Bluemel) hat als Kind zusehen müssen als der Vampir Olrox (Zahn McClarnon) seine Mutter getötet hat. Er wächst bei Tera (Nastassja Kinski) und ihrer Tochter Maria (Pixie Davies) auf in einer Ortschaft irgendwo am Land in Frankreich, gerade als die französische losbricht. Maria will die Menschen aufwecken und zur Revolution ziehen – aber bei einem ihrer Treffen werden sie von Höllenkreaturen überrascht und können gerade noch so überleben.
Zu den dreien gesellen sich noch Anette (Thuso Mbedu) und Edouard (Sydney James Harcourt), die von weit her gekommen sind, um ein altes Übel aufzuhalten. Denn der Verschlinger des Lichts – ein Messias der Vampire – ist auf dem Weg erweckt zu werden. Und dieser Messias wird das Ende der Menschheit bringen. Denn hier, in Frankreich, gibt es klare Hierarchien in der Gesellschaft – und die „Elite“ hat sich mit den Vampiren zusammengetan.
Auch Teil der Gemeinde ist der Abt (Richard Dormer) der Kirche nebenan – auch wenn er gegen die Revolution ist, so unterstützt er Belmont und seine Wahlfamilie beim Kampf gegen die Monster und Vampire.
Oder hütet er ein anderes, dunkleres Geheimnis?
Ich habe schon mitbekommen, dass es eine Folgeserie bzw. ein Spin-Off oder wie immer man „Castlevania Nocturne“ nennt zu „Castlevania“ geben wird, bin aber irgendwie nie dazu gekommen mal nachzusehen, ob die Serie jetzt auch schon veröffentlicht ist oder ob sie sich noch in Produktion befindet.
Nun, wie sich herausstellt ist die Serie bereits von Netflix veröffentlicht worden und es gibt sogar schon zwei Staffeln. Auch wenn es vermutlich nicht mehr geben wird – aber immerhin. Zwei Staffel á la 8 Folgen mit jeweils ca. 30 Minuten. Ist machbar.
Also hab ich kurz mal reingezappt und bin dann tatsächlich gleich mal bis zum Ende von Staffel 1 drangeblieben. Die Serie hat am Papier alle Zutaten, die solch eine Serie braucht: Sie spielt in der gleichen Welt wie die erste Serie, es ist ein Belmont dabei, eine Sidekick-Magierin und sie ist auch angemessen brutal und blutig. Herz, was will man mehr?
Nun, scheinbar wollte man eine gute, breite, epische Geschichte erzählen und deshab gibt es dann doch ein paar mehr Hauptfiguren und in Staffel 2 kommen noch weitere (bzw. gegen Ende der Staffel 1) dazu. Ich nehme an, ist kein Spoiler, wenn ich ankündige bzw. bestätige, dass Alucard – Sohn von Dracula – in der letzten Folge auftaucht und uns dann in Staffel 2 weiter begleitet.
Vorweg zwei Dinge: Der Ton bzw. die Synchronsprecher:innen leisten alle einen hervorragenden Job und sogar am Papier vielleicht zu coole oder zu platte oder zu übertriebene Dialoge werden mit Überzeugung vorgetragen (englische Tonspur) und wirken tatsächlich als hätten alle ihr Bestes gegeben und hier gibt es absolut keinen Ausfall.
Auch die Musik ist über weite Strecken richtig gut und treffsicher und unterstreicht die Situationen mit der jeweils passenden Stimmung – auch wenn ich finde, dass man es bei den epischen Schlachten dann ein wenig übertrieben hat. Außerdem gibt es eine Storyline mit einem Opernsänger (ich kann Opern nicht leiden), die sich bis zum Ende zieht und der herzerweichende bzw. sehr berührende Gesang dieser Figur spielt ganz oft eine riesengroße Rolle. Aber – und das kann auch an meinem Missfallen gegenüber Opern oder Operettengesang liegen – die gesanglichen Fähigkeiten können – gerade am Anfang, wie ich finde – das leider nicht liefern. Es wird dann besser (oder ich habe mich daran gewöhnt) und immerhin weiß man ja, was der Gesang bewirkt. Man sieht es ja, auch wenn ich persönlich es nur „relativ“ gespürt habe. Ja, es gibt ein paar Szenen, die super sind, aber in Summe hätte es hier in meinen Augen Luft nach oben gegeben.
Damit ist das mal aus dem Weg. Die Story selbst ist … kompliziert. Denn es ist Richters (ja, das ist sein Vorname) Geschichte, es ist aber auch mindestens genauso die Geschichte von Anette und Maria. Und von Orlox (ja, ihr lest richtig).
Das größte Manko von der ersten Staffel ist wohl, dass die Bösewichte nicht besonders tief gehen und außer „Weltherrschaft“ jetzt auch keine großen Ambitionen in ihnen zu stecken scheinen.
Aber wenn man sich darauf einlässt und im Kopf behält, dass es sich um einen Slow-Burner handelt und ich euch jetzt sage, dass die letzten Folgen von Staffel eins richtig aufdrehen und das Drama und die Epik in voller Breitseite genießen. Auch den Weg dahin fand ich sehr spannend. Es gibt zwar ein sehr viele Storylines (Marias Story, Teras Geschichte, Richters Hauptstory, Anettes ebenfalls Hauptstory, Edouardos Story, Droltas Geschichte (auch wenn die erst so richtig in Staffel 2 zum Zug kommt) und dann auch noch die Geschichte vom Vampir-Messias: Also wer das ist und warum gerade diese Person der Messias sein soll.
Da kommt einiges zusammen. Aber ja, für so ein Finale muss man emotionale Vorarbeit leisten und zumindest bei mir hat es funktioniert und ich fand die Sache tatsächlich sehr großartig gemacht, auch wenn die Qualität der Zeichnungen schwankt (das kann man nicht anders sagen), so war es immer im Bereich von „noch in Ordnung“.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich keines der Castlevania-Spiele per se gespielt habe und ich auch niemand bin der die Figuren dieses Universums kennt. Scheinbar gab es einen „Race Swap“ bei Anette. Kan sein. Juckt mich aber auch nicht, weil das Casting hier passt und für mich auch die Story mit allem drum und dran nachvollziehbar und spannend blieb.
Ja, es ist kein „Castlevania“, die Gegenspieler sind keine Powerfiguren wie Dracula es war, aber es funktioniert. Auch dass es im Laufe der Story zu wechselnden Allianzen kommt fand ich gut. Was ich allerdings ein wenig bedenklich finde: Unsere Held:innen müssen sich nach einem Angriff zurückziehen und wo gehen sie hin: In das Haus, von dem alle wissen, dass sie dort wohnen (und trotzdem greift es niemand an, …). Also – es gibt schon Mankos und derer auch nicht zu knapp, aber dennoch hat die Serie genug Spaß gemacht, sodass ich Staffel 1 in einem Stück durchgeguckt habe.
„Castlevania – Nocturne“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, das Ursprungsmaterial völlig links liegen lassen und nicht in die Bewertung mit einfließende, Punkte.