Vaiana ist mittlerweile eine geübte Seefahrerin und sucht alle Inseln nach anderen Völkern ab. Und tatsächlich – es gibt eine Insel, wo sie Spuren findet. Eine Vase mit einem seltsamen Symbol. Als sie nach Hause zurückkommt, wird sie zur „Wegfinderin“ gekürt und während dem Ritual bzw. der Zeremonie schlägt ein Blitz ein und sie hat eine Vision: Es gab eine Insel, zu der führten alle Seestraßen und dort trafen sich alle Völker. Aber ein alter Gott hat diese Insel versinken lassen und seitdem haben die Völker keinen Kontakt mehr.
Also muss Vaiana diese Insel finden und wer wäre besser geeignet, eine Insel aus dem Wasser zu ziehen als der gute, alte Maui. Aber der hat gerade Probleme mit einer „Fledermaus-Lady“ und ist schwer beschäftigt.
Also scharrt Vaiana eine kleine Crew um sich und macht sich auf den Weg zur Insel, denn ein Stern am Himmel wird ihr den Weg zeigen …
Sagen wir’s wie es ist: Niemand hätte einen Nachfolger zu Vaiana gebraucht. Der Film war fertig. Punkt. Und wie üblich konnte Disney keine Ruhe geben, immerhin war Vaiana einer ihrer letzten großen Hits. Und tja, die erste Idee war, eine Serie zu machen und auf Disney+ zu packen, aber irgendeiner am Entscheidungsweg dürfte dann die Einspielergebnisse nochmals gecheckt haben und war dann der Meinung: Nein, da machen wir keine Serie daraus, sondern einen Film. Mit Cliffhanger. Also mindestens den Mittelteil einer Trilogie, würde ich mal denken.
Und das merkt man dem Film an allen Ecken und Enden an. Einerseits gibt es ganze Reihe an Nebenfiguren, die in einer Serie vielleicht so etwas wie Charakter entwickelt hätten, hier jedoch auf eine einzige Eigenschaft reduziert werden und diese definiert sie den ganzen Film lang. Da haben wir den Maui-Fanboy (stark), den Gärtner (alt, Griesgram), die Technikerin (Ladyboss, die ein technisches Genie ist … kommt mir irgendwoher bekannt vor …) und natürlich der Hahn und das Schwein. Tja, was soll ich sagen? Ist halt jetzt so.
Dann kommen noch die Kokomora (die Kokusnusspiraten) dazu und – siehe da. Einer von den Kleinen begleitet die Truppe dann mehr oder weniger freiwillig und außerdem sind die doch gar nicht böse, die wollten doch auch alle nur „nach Hause“. Dumm nur, dass sie dazu durch eine riesige Riesenmuschel durchfahren müssen und das geht halt ohne Hilfe nicht. Außen rumfahren ist scheinbar kein Thema, aber was weiß ich – ich bin kein Seefahrer.
Die Musik ist ganz okay geworden, wenn auch nie auch nur irgendwie an den genialen Soundtrack des ersten Teils heranreichend (Lin-Manuel Miranda ist nicht mehr dabei gewesen beim Komponieren). Ja, es gibt ein, zwei Nummern, die ganz okay sind, aber mitsummen musste ich nur bei einer Nummer und da habe ich nach ein paar Sekunden gemerkt, dass es ein Reprise einer Nummer aus dem ersten Film ist. Sagt ja auch schon was aus, nicht?
Dazu kommt, dass die Bösewichtin keine Bösewichtin ist und der wirkliche Bösewicht im Film nur in den End-Credits vorkommt. Mit Tamatoa natürlich, denn es wäre ja eine Frechheit, wenn man den Fan-Liebling mit dem Hammer-Song nicht irgendwie mal einbaut in den Film. Und ja, es ist schon ein wenig unverschämt, wenn man in einem Kinderfilm quasi wie bei einem Staffelfinale den Bösewicht von Staffel 2 offenbart. Fand ich dreist.
An sich ist der Film schon lustig und unterhaltsam, wenn auch relativ viel Füllmaterial vorkommt und ich mir schon mehrmals gedacht habe, ob es nicht besser wäre, wenn man mehr Zeit auf die Nebenfiguren als auf Slapstick-Momente von Huhn und Schwein verwendet hätte. Aber ist halt so.
Dank des Einspielergebnisses kann man wohl ableiten, dass es einen dritten Teil geben wird und rein optisch war der Film schon wirklich beeindruckend. Vaiana ist in meinen Augen noch immer eine der besten „modernen“ Disney-Prinzessinen („Ich bin keine Prinzessin!“) – von Merida abgesehen (ich denke immer noch, dass die mehr Popularität verdient hätte) – von daher finde ich mehr File mit ihr immer gut. Und ja, sie kann unglaublich viel, aber das war auch im ersten Teil schon so und tatsächlich ist das ja das schöne an ihr: Sie kann vieles, ist aber tatsächlich nicht präpotent und vergeigt es trotzdem immer wieder mal. Fand ich gut. So auch hier – das Ende ist hochdramatisch und wirklich super gemacht, das war schon alles richtig spannend dann. Es dauert halt nur gefühlt doppelt so lang als es sein müsste.
Alles in allem finde ich „Vaiana 2“ eine Fortsetzung, die ganz okay ist, die aber trotzdem niemand gebraucht hätte. Immerhin ist sie gut genug geworden, dass sie Teil 1 nicht schmälert. Auch wenn ich auch hier anmerken muss, dass das emotionale Finale (inkl. Zeitlupe, Musik, und Inszenierung mitsamt Message) aus Teil 1 niemals erreicht werden kann. So gesehen auch hier keine Verwunderung. Aber es passt.
„Vaiana 2“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, optisch großartige, aber musikalisch Abstriche machen müssende, Punkte.