What Is A Woman? (Filmkritik)

Matt Walsh hat eine Frage: Was ist eine Frau? Was definiert eine Frau? Oder noch besser: Wie definiert man eine Frau? Und nachdem er als Mann ja keine Ahnung hat, beschließt er, herumzufragen. In Frauenaufmärschen, Wissenschaftler:innen, Politiker:innen, in vielen Interviews und irgendwie scheint niemand eine gute Antwort zu haben …

Ich kenne Matt Walsh nicht. Nie von ihm gehört, aber der Titel dieser „Dokumentation“ hat mich neugierig gemacht, weil das eine Frage ist, die ich mir in meinem Alltag auch immer wieder mal gestellt habe. Gerade in Zeiten wie diesen in denen es eine Anzahl an Geschlechtern gibt oder zu geben scheint, die ich nicht mal im Ansatz nachvollziehen geschweige denn aufzählen kann, dachte ich mir: „Hm. Gute Frage. Guck ich mir mal an.“

Und was soll ich sagen? Unterhaltsam. Auf jeden Fall unterhaltsam, wenn auch nicht immer aus den vielleicht beabsichtigen Gründen. Jedenfalls hat sich Matt Walsh, der hier als Erzähler und auch Interviewer auftritt, auf den Weg gemacht und hat viele Interviews geführt. Man mag von ihm oder seinen Fragen halten was man will und man darf natürlich nicht vergessen, dass man im Filmschnitt ganz viel auf seine eigene Ansicht hin schneiden kann, aber seine Gegenüber sind hier diejenigen, die sich hoffentlich in Grund und Boden schämen – zum Großteil zumindest.

Warum? Nun, er stellt meist die Frage, was denn nun eine Frau sei, wie man Frau definiert und ob es so etwas wie eine objektive Wahrheit dieser Definition gibt. Und seine Gegenüber – großteils natürlich aus dem linken Spektrum, Transgender, Forscher:innen, Pädagog:innen, Frauenrechtler:innen, usw – haben tatsächlich keine Antwort für ihn. Nicht wirklich. Hin und wieder werden sogar Interviews abgebrochen oder ihm wird vorgeworfen unhöflich, voreingenommen oder sogar übergriffig zu sein.

Und das ist dann meist richtig peinlich – für sein Gegenüber. Ich bin mir sicher, man wird viele Menschen von seinen Ideen überzeugen, wenn man Interviews abbricht, weil man keine Antwort auf scheinbar klare objektive Fragen hat. Es ist schon interessant zu sehen, wie eine einfache Frage á la „Was ist eine Frau?“ an ausweichenden, schwammigen Antworten liefern kann.

Die wohl häufigste Frage ist: „Dass müssen Sie eine Frau fragen.“ Aha. Kann ich das als Mann nicht einschätzen? Das führt zu teilweise wirklich witzigen (und erneut: peinlichen) Momenten, da irgendein Palaver folgt von wegen „Wer sich als Frau identifiziert ist eine Frau“ – was folgende Antwort hervorbringt: „Schön, eine Frau ist eine Frau, wenn sie sich als Frau fühlt, aber … was ist das: Was ist eine Frau? Wie muss man/frau sich fühlen, wenn man sich als Frau fühlt?“ Das Gegenüber: Panik im Gesicht. „Das kann ich nicht genau sagen, weil ich keine Frau bin.“ Walsh runzelt die Stirn. „Was?“ Sein Gegenüber gewinnt an Boden unter den Füssen: „Nun, ich maße mir nicht an, entscheiden zu können, eine objektive für alle gültige Wahrheit zu definieren.“ Walsh runzelt erneut die Stirn. „Kennen Sie Katzen?“ – Gegenüber, überrascht: „Ja. Natürlich.“ Walsh: „Können Sie mir objektiv schildern, was eine Katze ist?“ Gegenüber starrt ihn an. Kurze Pause. Dann „Dieses Interview ist zu Ende.“

Das ist so erbärmlich. Und das passiert immer wieder. Vier Frauen bei einem Protest für Frauenrechte können nicht sagen, was eine Frau sein soll. Niemand traut sich festlegen, alle scheinen Angst zu haben, sich auf die Biologie zu berufen – es ist ein peinlich anzusehender Eiertanz. Ehrlich. Es wäre zum Weinen, wenn es nicht zum Lachen wäre.

Tatsächlich gibt Walsh irgendwann auf und schreibt ein Kinderbuch (Eigenwerbung, irgendwer?). Und am Ende sitzt er vor Jordan B. Peterson (der oft als „rechts“ beschrieben wird, ich habe ein wenig was von ihm gelesen und ich finde die Sachen, die ich von ihm gelesen habe tatsächlich als sehr reflektiert und weder links noch rechts, sondern irgendwo gut in der Mitte mit meiner Ansicht nach sehr guten, wenn auch provokanten Fragen, die er stellt) und stellt ihm diese Fragen. Und zumindest in diesem Film kommt er finde ich sehr gut weg, weil er einer der wenigen ist, die einen klaren Standpunkt haben und diesen auch vertritt. Und seine Antwort auf die Frage „Was eine Frau ist?“ … ich musste grinsen: „Gehen Sie nach Hause, heiraten Sie eine und finden Sie es raus.“ (Walsh ist verheiratet und hat vier Kinder, nur zur Info).

Was aber auch in dem Film vorkommt und das muss ich ihm vorwerfen: In einem Interview erzählt eine Frau, dass sie von einer Schule weiß, in welcher sich Schüler:innen als Katzen identifizieren und die Lehrer:innen deshalb Katzenklos in die Klassenzimmer stellen müssen. Was nicht stimmt. Was nie gestimmt hat. Und niemals stimmen wird. Aber auch sowas bleibt unwidersprochen stehen in dieser „Dokumentation“. Also sind auch einige andere Dinge mit Vorsicht zu genießen.

Wie dem auch sei: Was für mich hängen geblieben ist: Vielleicht lese ich mal wieder ein Buch von Peterson. Vielleicht wäre es an der Zeit für die weltoffene Linke sich nach objektiven oder zumindest klaren Antworten umzusehen und zu diesen zu stehen anstatt immer alles als „relativ“ oder „du bist, was du denkst zu sein“ hinzustellen. Und „die Rechten/Konservativen“ schaffen es nicht mal in einer Doku wie dieser keine Falschinfo zu verbreiten.

Am Ende gewinnt niemand, aber die Reise war unterhaltsam. Und tja, was soll ich sagen? Wie Matt Walsh scheinbar in seinem Buch schreibt: „Glaubt nicht jeden Mist, den euch die Internet-Crowd erzählt.“ Ganz egal, ob es von links, rechts, oben oder unten kommt.

„What Is A Woman?“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, die Fakten vielleicht nach Ansicht überprüfen sollende, aber immerhin unterhaltsame Punkte.


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