Where The Crawdads Sing aka Der Gesang der Flusskrebse (Filmkritik)

Kya (Daisey Edgar-Jones) lebt seit ihre Mutter ihren Vater mit ihren Brüdern und danach ihr Vater sie verlassen hat, allein in ihrem Haus in den Sümpfen des tiefen Südens. Als Außenseiterin wird sie im Laufe der Zeit immer interessanter für das andere Geschlecht und erlebt doch das eine oder andere Abenteuer, welche am Ende ihr immer das Herz brechen.

Doch eine dieser Romanzen geht so weit, dass ihr ehemaliger Liierter sie als ihren Besitz betrachtet und Kye gerät in Gefahr. Als dieser ehemalige Liebhaber dann tot im Sumpf gefunden wird, da zeigen alle Finger auf Kya … doch war sie es? Oder ist es nur die Gesellschaft, die in der Außenseiterin eine typische Verbrecherin sieht?

Das Buch „Where The Crawdads Sing“ von Delia Owens, die auch gleich das Drehbuch für den Film verfasst hat, ist ein Millionenbestseller und manche stellen es so gar auf eine Stufe mit „How To Kill A Mockingbird“. Das kann ich nicht beurteilen, da ich „Crawdads“ nicht gelesen habe, aber ein Vergleich mit „Mockingbird“ … wow, sag ich nur. Das klingt ja an sich schon mal interessant.

Wie eng der Film am Buch ist kann ich leider nicht beurteilen, aber ich gehe mal davon aus, dass manchen Entwicklungen im Buch mehr Gewicht und mehr Raum gegeben wird, denn ein paar der Figuren oder auch deren Entwicklungen und Entscheidungen hätten durchaus ein wenig mehr Hintergrund vertragen, aber auch so kann ich mit völliger Überzeugung sagen: Ja, der Film ist richtig gut geworden.

Und ja, mir ist auch bewusst, wie leicht man den Film angreifen kann, wenn man will, denn er spielt schon sehr stark mit Klischees und ist im Grunde genommen eine wilde Mischung aus altbekannten, getesteten und wirklich erfolgreichen Zutaten („Nell“, „Grüne Tomaten“) und auch bei der Regie ist nicht alles astrein – wenn auch im gewohnten Hollywood-Rahmen.

So ist Kya immer top geschminkt, sauber und nicht dreckig, ihre Haare sind meist frisch gewaschen – ihr wisst schon. Das übliche Hollywood-Zeug über das man einfach mal drüberblickt, weil man es im Regelfall eh nicht anders kennt.

Vor allem blickt man hier jedoch drüber, weil man sehr schnell feststellt, dass die Macherin (Olivia Newman hat die Regie übernommen) den Stoff sehr ernst nimmt und ihr die korrekte Übertragung des Buchs auf Film scheinbar ein Anliegen war. So braucht es das Hintergrundwissen aus dem Buch nicht, um alle Zusammenhänge und Charakterentwicklungen zu verstehen und am Ende passt eigentlich alles zusammen (wenn man ein paar der offenen Punkte selbst füllt).

Apropos Ende: Ich hatte schon lange keinen Film mehr, bei dem ich fünf Minuten vor Ende nicht wusste, wie er jetzt enden würde. Ich hatte schon so eine Ahnung, wer für die Tat verantwortlich war, aber abgesehen davon hätte ich den Macherinnen absolut zugetraut, dass Kya zum Beispiel schuldig gsprochen wird oder sie stirbt oder oder oder. Es war für mich alles offen und möglich – allein das ist schon mal ein Hammer.

Dazu kommt, dass man mit Kya mitfiebert, was einerseits an der Figur als auch am Schauspiel von Daisy Edgar-Jones (Fresh) liegt, die Kya wirklich mitreissend spielt. Dazu ein Begleitcast, der richtig gut ist und Figuren, die man einfach mag bzw. mögen muss. Landschaftsaufnahmen, bei denen dir der Atem stockt und Momente im Fim, die zwar peinlich berühren, allerdings mit Absicht und die durch und durch menschlich sind.

Manch ein Plot-Twist mag bekannt sein und manch eine Figur ein wenig sehr ins Klischee lehnen, aber hier passen die Teile so gut zusammen, dass man nur von „Mehr als die Summe der einzelnen Teile“ sprechen kann.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist wie gut Kyas Perspektive auf die Welt, die Natur und ihren Umgang mit Gefahren dargestellt werden. Analytisch, pragmatisch, klar und auf die Natur bezogen absolut unbefangen, was moralische Ansprüche betrifft, denn sie folgt einer klaren Logik, welche ihr einerseits ihr Leben und andererseits das Leben in den Sümpfen vorgegeben haben.

Alles in allem: Absolut sehenswert. Wirklich großartig gefilmt, toll gespielt und sehr fein geschnitten. Kann man angreifen, wird man aber nicht wollen, denn das Gesamtpaket ist fesselnd und sympathisch.

Ganz großes Geschichten-Erzählen!

„Where The Crowdads Sing“ bzw. „Der Gesangt der Flußkrebse“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, mich richtig gut abgeholt habende, Punkte.


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