Immaculate (Filmkritik)

Cecilia (Sydney Sweeney) ist nach einem einschneidenden Erlebnis in ihrer Kindheit, eine gläubige junge Dame. Sie glaubt daran, dass sie aus einem Grund gerettet wurde, nur muss sie diesen für sich erst finden. Als sie von Vater Sal Tedeschi (Álvaro Morte) in ein abgelegenes Kloster am italienischen Land eingeladen wird, um ihr Leben als Nonne offiziell zu beginnen, freut sie sich auf diesen neuen Abschnitt in ihrem Leben.

Dort angekommen, wird sie nicht ausschließlich freundlich aufgenommen, wodurch sie sich jedoch nicht beirren lässt. Auch kleine seltsame Details, auf die sie bei der Erkundung des Klosters stößt, irritieren sie nicht weiter. Erst als ihr übel wird und der Doktor des Hauses etwas feststellt, das gar nicht sein kann, dann erst weiß sie nicht mehr wirklich, was hier eigentlich gespielt wird…

Im Jahr 2014, als Sydney Sweeney gerade mal 17 Jahre alt war, hatte sie erstmals für diese Rolle einen Termin zum Vorsprechen. Dann landete das Projekt in der Produktionshölle, aus der es Sweeney schließlich selbst befreit hat, was ihr wiederum durch ihren Erfolg mit der Serie „Euphoria“ möglich wurde. Dafür hat sie die Rechte am Drehbuch erworben, ist an Regisseur Michael Mohan herangetreten, mit dem sie bereits 2021 den Film „The Voyeurs“ gemacht hatte und fungiert als Produzentin.

Dazu will ich gleich eines loswerden, weil ich auch bei meiner letzten Kritik zu Monkey Man darüber ein paar Worte verlieren musste: ich habe selten eine weniger uneitle Performance gesehen von einem Schauspieler, der gleichzeitig die Produzenten-Funktion inne hat. Überhaupt trägt ihr Schauspiel den gesamten Film, wodurch sich bekannte Versatzstücke, gleich etwas frischer anfühlen. Man erlebt das gesamte Geschehen durch ihre Augen und ihre ehrliches Schauspiel, fesselt einfach.

Dabei funktioniert der Horror zwar ähnlich wie bei Filmen aus dem Conjuring-Universum, jedoch gibt es gewisse Zusatzebenen. Da wäre das Thema des Body-Horror, dass Frauen nur als Gefäße (für ein Kind) gesehen werden, wie es hier der Fall ist. Dazu kurz ein riesiger SPOILER: das Kloster besitzt ja einen der Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt worden sein soll. Mit der davon entnommenen DNA, will der Priester hier einen neuen Erlöser zeugen, indem er die Nonnen ohne ihr Wissen künstlich befruchtet. Egal ob das nun wissenschaftlich gehen würde und egal wie irre das Konzept an sich ist, aber wenn du dir da als Opfer nicht vorkommst, als wärst du vergewaltigt und benutzt worden, dann weiß ich auch nicht. SPOILER ENDE

Neben dieser sehr unangenehmen Ebene, gibt es auch ein paar Gewaltspitzen, offener Knochenbruch, eingeschlagenes Gesicht oder angeschnittene Zunge inklusive. Das Ende ist dann dennoch unerwartet auf eine kalte Art und Weise brutal, da muss man gar nicht alles sehen, da reichen die akustischen Eindrücke völlig aus. Zusätzlich lebt die bedrohliche Atmosphäre stark von der Andersartigkeit, die Amerikanerin in Italien, Sprachbarrieren sind dabei vorprogrammiert, zuerst ist sie das Alien und dann hat sie sozusagen eines im Bauch.

Zusätzlich werden in diesem Kloster dann auch noch alte Nonnen, bei ihrem letzte Weg begleitet. Also von Inkontinenz bis Demenz, die jungen Neuzugänge sind für sämtliche Herausforderungen der Pflege verantwortlich. Der Horror der Fülle an möglichen Gebrechen des Alters kombiniert mit der Tatsache, dass man leider durch das Schicksal der Hauptfigur nur allzu genau weiß, was einige von ihnen an diesem Ort mit machen mussten, als sie noch jünger waren.

Sydney Sweeney (Madame Web) macht ihre Sache wie bereits erwähnt großartig und auch der gesamte restliche, großteils italienische Cast, macht seine Sache gut. Am Besten ist dabei Álvaro Morte (viele kennen ihn wohl als den Professor aus der „Haus des Geldes“ Serie und ja er ist Spanier, kein Italiener) als Pater, der charismatisch ist, doch irgendwie eine unberechenbare Aura an sich hat und Benedetta Porcaroli (Der Kolibri) als rebellische Schwester Gwen, bei der man sofort weiß, dass ihre Art sie hier in Schwierigkeiten bringen wird.

Als Fazit kann man also durchaus sagen, dass das Ergebnis weit nicht so generisch ist, wie es von der Story her sein hätte können. Hier treffen einfach verschiedene Ebenen des Horrors aufeinander, wobei reale und übernatürliche Motive, nahtlos ineinander übergehen. Die Atmosphäre ist unheilvoll und das Schauspiel mitreißend und wie sich andere Zuseher nach dem Finale fühlen, würd ich gerne wissen. Da vergibt man gerne ein paar Längen, denn dass der Film immaculate aka unbefleckt ist, kann man sowieso kaum von einem Projekt behaupten.

„Immaculate“ bekommt von mir 6,5/10 einen für das restliche Leben unvergesslichen Aufenthalt in Italien verbringende Empfehlungspunkte.


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