Star Wars: Obi-Wan Kenobi (Serienkritik)

Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) ist auf Tattoine und wacht über Luke Skywalker, der bei Verwandten untergebracht wurde. Zehn Jahre lang hält er seine schützende Hand über ihn und versucht dabei unentdeckt zu bleiben, denn Order 66, welcher den Tod für (fast) alle Jedi bedeutete, ist noch immer aufrecht. Und nicht nur das: Das Imperium hat nachgerüstet und eine Inquisition gegründet, welche die Aufgabe hat, das Universum nach überlebenden Jedi zu durchkämmen (der Wortwitz musste sein).

Als aber der Ziehvater von Leia Organa plötzlich bei ihm auftaucht und ihm offenbart, dass Leia entführt wurde, da packt ihn nochmals sein Pflichtbewusstsein und er macht sich auf die Suche nach ihr.

Aber wie könnte es anders sein? Es ist eine Falle. Den ohne Obi-Wans Wissen hat Anakin Skywalker überlebt und sich in Darth Vader verwandelt. Dessen oberste Direktive lautet: Findet Obi-Wan.

Ich habe mit Star Wars schon vor langer Zeit abgeschlossen. Ganz ehrlich. Das war schon vor „The Last Jedi“ und die Serien, die aktuell so rumgeistern – so gut sie sein mögen – lassen mich absolut kalt. Sei es „The Mandalorian“ oder „The Book Of Boba Fett“ oder „Andor“ (wobei mich das fast reizen würde …), juckt mich nicht wirklich.

Aber wenn es eine Figur gibt, welche für mich aus den Prequels ohne Schaden rausgekommen ist, so ist es die Interpretation von Ewan McGregors Obi-Wan Kenobi. Das liegt natürlich daran, dass ich Ewan McGregor einfach als Schauspieler mag.

Das heißt also, ich habe mich nach langem hin und her dazu hinreißen lassen, mir endlich mal die Obi-Wan Kenobi-Serie anzusehen und ich muss sagen, ganz ehrlich: Sie ist okay. Nicht großartig, aber in Summe auch nicht schlimm. Sicher, es ist halt schon auffällig, wie ewig man auf der gleichen Familie sprichwörtlich herumreiten kann (Skywalker, für jene, die sich wundern), aber damit rechnet man ja fast schon. Und entgegen meiner Erwartung war die kleine Leia (gespielt von Vivian Lyra Blair) tatsächlich ein sympathisches Mädchen mit Grips und nicht nervig.

Auch die anderen zurückkehrenden Schauspieler:innen machen ihre Sache gut. Ja, ich spreche vom Vaders Stimme James Earl Jones. Immer noch Gänsehaut. Was weniger gut funktioniert für mich, ist die Art und Weise wie Darth Vader hier portraitiert wird. Damit meine ich nicht das Schauspiel von Hayden Christensen, das ist solide und passt gut, auch wenn man bei der Rückblende in die Akademie der Jedis die digitale Verjüngung ziemlich merkt bzw. hab ich mich ein paar Mal gefragt, ob sie ihn überhaupt verjüngt oder einfach über seine Falten gemalt haben. Aber gut – man drückt ja bei solchen Dinge ein Auge zu.

Kein Auge zudrücken werde ich allerdings bei all den kleinen Fehlern, die man mit ein bisschen Drehbuchpolitur locker wegmachen hätte können. Das beginnt bei der völlig unnötigen Inklusion von Luke Skywalker in der letzten Folge (wie aufgesetzt ist denn bitte der Weg dahin?), geht über die Tatsache, dass scheinbar niemand mehr daran stirbt, wenn er/sie von einem Laserschwert aufgespießt wird (Qui-Gonn wird sauer sein, wenn er das rausfindet) und hört nicht damit auf, dass das Drehbuch halt immer wieder Deus-Ex-Machina-Momente hat, die einfach an den Haaren herbeigezogen wirken.

Ja, es gibt coole Szenen, ja, zwischendurch (nach den ersten beiden Folgen) wird die Sache sogar spannend, aber die letzte Folge vergeigt dann meiner Ansicht nach viel, wenn nicht alles.

Sorry, es folgt ein mächtiger Spoiler. Oder auch nicht, weil man ja genau weiß, wie die Sache laufen muss, denn in Episode 4 treffen die beiden ja wieder aufeinander. Also: Es gibt einen „letzten“ Zweikampf zwischen Darth Vader und Obi-Wan, der sich seiner Macht-Kräfte erinnert, weil er an die kleine Leia denkt, der er versprochen hat, dass sie sich wiedersehen. Und dann natürlich – tritt er Vader mächtig in den Hintern. Er macht die Maske kaputt, was vermutlich bedeutet, dass Vader sterben wird/würde, aber darum geht es nicht, denn Vader spricht Obi-Wan mehr oder weniger frei, denn er sagt ihm: „Nicht du hast Anakin ermordert, sondern ich!“. Woraufhin hin Obi-Wan antwortet: „Dann ist mein Freund tatsächlich tot.“ Lässt den besiegten Vader wieder(!) lebendig zurück und geht einfach.

Warum? Weil: Episode 4. Nämlich.

Aber – Entwarnung: Alles in allem habe ich mich nicht geärgert, die Serie gesehen zu haben. Ja, es gibt ein paar absolut billige und sinnfreie Momente (Obi-Wan lässt sein Gesicht scannen bevor er alle über den Haufen schießt. Warum nicht gleich? Eine Laser-Schranke versperrt den Weg, zu mindestens … 80 bis 90%. Und Obi-Wand muss den Schranken abschalten, sonst geht es nicht weiter … vermutlich weil er müde ist und die zehn extra Schritte einfach nicht möglich gewesen sind … aber ich schweife schon wieder ab.

Ja, Obi-Wan ist immer noch Obi-Wand und McGregor rockt die Sache. Die Serie selbst ist in Ordnung, man muss halt über hanebüchene Story-Entwicklungen stehen (warum schreit man laut auf, bevor man jemanden von hinten erstechen will?) und akzeptieren, dass viele Charaktere einfach dumm wie Stroh sind. Aber das ist ja immer wieder mal der Fall bei Star Wars.

„Obi-Wan Kenobi“ bekommt 6,5 von 10 möglichen, sein Potential nicht ausschöpfende und sich viele dumme Fehler leistende, Punkte.


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