999: Nine Doors Nine Persons Nine Hours aka Zero Escape: The Nonary Games (Game-Review)

Junpei wacht in einer Kabine auf. Offensichtlich ist er auf einem Schiff. Draußen vor de Bullauge ist – natürlich Wasser. Er hat keine Erinnerung daran, wie er hierher gekommen ist. Nur einen kurzen Flashback von einem Mann mit einer Gasmaske, der sich scheinbar „Zero“ nennt. Die Tür ist verschlossen. Junpei ist verwirrt.

Dann bricht das Fenster, Wasser läuft in die Kabine und die Zeit läuft. Nur mit den Utensilien vor Ort muss Junpei schaffen, sich aus der Kabine zu retten. Nachdem er das geschafft hat, betritt eine neue Form des Horrors, denn er trifft weitere Personen und alle erzählen die gleiche Geschichte: An Bord aufgewacht, keine wirkliche Erinnerung und ein Mann(?) mit einer Gasmaske.

Dazu kommen die Armbänder, welche alle umgeschnallt haben. Jede und jeder von ihnen hat eine Nummer. Es gibt Türen an Bord, die sich nur durch die Kombination von Armbändern und deren Nummern öffnen lassen. Das Ziel, wie ihnen die Stimme von Zero über einen Lautsprecher verrät, ist es, durch eine Tür mit der Aufschrift 9 zu kommen und zwar innerhalb von 9 Stunden, denn sonst sinkt das Schiff.

Wer die Regeln bricht oder wer nicht richtig mitmacht, stirbt.
Das „Spiel“ beginnt.

Als eher skeptisch gegenüber „Visual Novels“ eingestellt habe ich auch lange Zeit nichts von „999“ gehört oder gelesen. In den letzten Monaten bin ich aber irgendwie darauf aufmerksam geworden und als ich dann bei einem Angebot das Paket „Zero Escape: The Nonary Games“ entdeckt habe, dachte ich mir, es kann ja nicht schaden, denn die beiden Spiele (in der „Zero Escape“-Packung verstecken sich „999“ und der Nachfolger „Virtue’s Last Reward“) haben einen guten Ruf.

Und tja, was soll ich sagen? Ja, ich fand die Geschichte spannend, die Figuren interessant und die Wendungen der Geschichte ziemlich fein. Man muss halt Science-Fiction mögen und auch mit absolut schrägen oder für uns Normalsterbliche eher absurd klingende Phänomene klarkommen. Klingt jetzt ein wenig kryptisch, aber zu viel zu verraten würde euch den Spaß an dem Spiel rauben.

Wobei Spaß dann doch sehr relativ zu betrachten ist, denn es gibt tonnenweise (englischen, in meinem Fall) Text zu lesen und auch wenn viel vertont ist, so ist es dennoch eine GANZE. MENGE. TEXT. Auch gesprochen macht es das Verstehen, was gerade erklärt wird nicht immer leichter. Ganz ehrlich: Das Lesen war mir lieber, denn bei all den vorkommenden wissenschaftlichen Phänomenen kann man schnell mal unsicher werden, worum es jetzt denn genau ging. Zumal lange Zeit nur vage Andeutungen und kryptische Wortmeldungen fallen.

Das Spiel selbst hat zwei Modi, wenn man das so sagen kann. Einerseits die langen Visual Novel-Teile, in denen man hin und wieder Entscheidungen und Antworten auswählen kann, die den weiteren Verlauf der Geschichte doch sehr maßgeblich beeinflussen. Um alle Enden (sechs gibt es) zu sehen braucht man schon mehrere Durchläufe, was aber in der „Zero Escape“-Version halb so wild ist, da man bereits gesehene Teile überspringen bzw. im Schnelldurchlauf vorspulen kann. Die Rätselkammern muss man allerdings mehrfach lösen. Außerdem gibt ein recht hilfreiches Flowchart (wenn man es dann mal versteht, ich habe eine Weile gebraucht), welches ganz gut aufzeigt, was man noch nicht gesehen hat und wie man hinkommt.

Und die verschiedenen Enden haben es teilweise wirklich in sich. Was ich wirklich super fand, sind die Auswirkungen der Stresssituation auf die einzelnen Mitglieder der Gruppe, die doch sehr unterschiedlich sind. So stellt sich verschiedenen Enden bei verschiedenen Personen heraus, was genau notwendig ist, um sie zum Durchdrehen zu bringen und die meisten Enden haben auch euer Ableben (aus verschiedenen Gründen, durch verschiedene Personen) zur Folge.

Oft dachte ich mir, jetzt weiß ich was los ist, aber glaubt mir: Wenn ihr das richtige Ende gesehen habt, dann wisst ihr, dass alles viel komplexer ist als ihr dachtet und die Person hinter der Gestalt von Zero jemand anders ist als ihr vermutet habt und vor allem: Die Motivation dahinter ist eine völlig andere als anfangs gedacht. Es ist ein bisschen wie bei „Oldboy“ (dem Original): Ihr werdet euch anfangs vermutlich nicht die richtigen Fragen stellen, um auf die Antworten zu kommen.

Wer also auf abgedrehte, durchdachte Sci-Fi mit coolen Charakteren und netten Rätseleinlagen steht, mit viel Text kein Problem hat und die Optik von Visual Novels mit vielen gezeichneten und wenig bewegten Charakteranimationen leben kann, der oder die wird mit „999“ sicher ganz viel Freude haben.

„999: Nine Doors Nine Persons Nine Hours“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, abgehobene, geliebte Menschen rettende, Punkte.


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