Star Wars – Episode 9: The Rise Of Skywalker aka Der Aufstieg Skywalkers (Filmkritik)

Rey (Daisy Ridley) ist also die letzte Jedi und alle anderen sind tot. Da taucht eine mysteriöse Nachricht auf, die durchs All geschickt wird – der Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) lebt! Und er hat eine Flotte von 10.000 Sternzerstörern, die jeder für sich einen Planeten zerlegen können. Was bleibt Rey also übrig, als nach ihm zu suchen und sich ihm zu stellen?

Zeitgleich sucht auch Kylo Ren (Adam Driver) nach Palpatine, findet ihn jedoch rascher und unterwirft sich seinem neuen Meister, denn nur, wenn er alle Jedi auslöscht, bekommt er die Macht, die ihm auch seiner Ansicht nach zusteht.

Währenddessen formiert sich der letzte Rest des Widerstands, um der „Final Order“ (löst die „First Order“ ab) auch nur irgendwie im Ansatz entgegentreten zu können. Das wird schwer, denn die Reihen um General Leia (Carrie Fisher) sind stark gelichtet und auch um Leia selbst steht es nicht gut. Können Poe (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) helfen?

Eigentlich eine spannende Ausgangslage für den letzten Teil der neuen Star Wars-Trilogie. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin mit dem Gefühl aus dem Kino gekommen, dass es vorbei ist und alle Fragen, die ich hatte beantwortet sind. Zufriedenstellend beantwortet? Nein. Aber beantwortet. Und es tauchen durch den dritten Teil ganz neue Fragen auf, die allerdings scheinbar zu egal sind, um näher beleuchtet zu werden.

Bevor ich weiterschreibe, muss ich noch anmerken, dass ich mit der neuen Trilogie nie ganz warm geworden bin. Episode VII war eine Kopie von Episode IV, nur halt politisch korrekt, aber immerhin unterhaltsam. Episode VIII war interessant, weil endlich Luke wieder dabei war, allerdings hat sich der Film so viele Schnitzer in Bezug auf den Umgang mit Charakteren und auch in der Handlung geleistet, dass ich zwar unterhalten aus dem Kino kam (gut gemacht ist er ja), aber trotzdem der Meinung war, ich hätte meinen letzten Star Wars-Film in Kino gesehen.

Und jetzt ist Episode IX da. Der Abschluss. Angeblich von allen 9 Filmen. Dazu nur die Anmerkung: Nein, das stimmt so nicht. Episode I bis VI sind nämlich schon davor abgeschlossen gewesen. VII bis IX hätte kein Mensch gebraucht. Also ist IX der Abschluss der neuen Trilogie und – man hat sich bemüht. Ganz ehrlich. Man hat sich wirklich bemüht.

Geglückt ist es für mich dennoch nicht wirklich. Sicher, ein paar der Witze sind super. Ein paar der Dialoge großartig. Ein paar (wenige) Szenen haben Gänsehaut erzeugt, aber von einem Finale hätte ich mehr erwartet. Vor allem hätte ich mehr „wichtige“ Momente erwartet und nicht 2/3 Schnitzeljagd von A nach B nach C auf der Suche nach Artefakten, die vor diesem Film keiner kannte und die niemand interessiert haben. Die erste Stunde hätte man in den „Title-Crawl“ packen können, weil eh nichts wesentliches passiert und dann hätte man Zeit gehabt, den Rest ordentlich zu erzählen. So aber wirkt es gehetzt. Es wirkt, als würde viel passieren, aber defakto passieren genau vier Dinge (Vorsicht: leichte Spoiler):

a) Leia stirbt (und man merkt in jeder einzelnen Szene, dass das Drehbuch um bereits vorhandene Aufnahmen herum geschrieben wurde. Sogar die Betonungen von Leia sind falsch. Von ihren Reaktionen und kurzen Antworten, die gar nichts mehr mit der coolen Leia aus Episode IV bis VI gemein haben, gar nicht erst anzufangen).
b) Rey erfährt, wer ihre Eltern sind (sie sind immer noch unwichtig. Nur der Großpapi ist wichtig).
c) Kylo Ren bekommt eine Charakterentwicklung (die man schon kennt, bevor man den Film gesehen hat).
d) Lando und der Imperator sind zurück. Einer davon stirbt (Ihr wisst, wer).

Das war es. Alles andere rundherum ist bunt und laut, sieht toll aus und klingt gut, aber es ist im Grunde nicht wirklich wesentlich. Es werden eine ganze Menge neuer Charaktere eingeführt, die ich scheinbar mögen soll, die aber zu kurz vorkommen, um wirklich Eindruck zu hinterlassen (Babu ausgenommen, der ist einfach cool). Meinungen verändern sich drastisch im Laufe von diesen 2 1/2 Stunden. So fragt eine Person in der Mitte des Films, ob Poe nicht einfach abhauen könnte und mit ihr ein neues, gutes Leben anfangen, denn das sei nicht ihr Krieg. Und eine Stunde später sitzt sie in einem Raumschiff um den „Last Order“ zu besiegen. Dazwischen sieht man sie nicht mal.

Das soll jetzt kein Härchen-zählen werden, ganz ehrlich nicht, ich möchte nur anmerken, dass der Film viel zu gehetzt ist (und gegen Ende, dann viiiiel zu in die Länge gezogen) für das bisschen Story, das er erzählt. Dass man Episode 8 quasi links liegen lässt, ist da schon Nebensache. Auch die Ausrede, dass Rian Johnson mit Episode 8 alles verpfuscht hat, lasse ich nicht gelten, denn nicht Rian hat es verpfuscht, sondern die Produzenten. Wenn man keinen Plan für eine dreiteilige Geschichte hat, dann soll man halt keine machen. Und wenn man einen Plan hat (scheinbar hatte JJ einen), dann sollte man das Ruder nicht jemanden überlassen, der einfach mal am Weg rechts abbiegt, um sich die Blümchen anzusehen. Symbolisch gesprochen.

Aber ich schweife ab. Ist „The Rise Of Skywalker“ nun ein guter Film? Jein. Er ist schrecklich durchschnittlich. Es gibt, wie erwähnt, tolle Momente, die reißen den Film als Ganzes allerdings für mich nicht raus. Die Ideen sind da. Man merkt auch wirklich, was JJ vorhatte, als er Episode VII gedreht hat, man hat es halt dann fallen gelassen und jetzt baut er dieses Flickwerk zusammen, damit alles wieder Sinn ergibt. Oder ergeben sollte. Denn nach Logik innerhalb der Gesetze des Star Wars-Universums darf man nicht mehr fragen.

Die „Macht“ kann jetzt Tote zurückbringen und offensichtlich geht das ziemlich einfach. Hand auflegen, Wunden heilen und fertig. Das geht ohne Training. Das kann Rey. Das kann Kylo. Gratulation: Warum konnte Palpatine, dann Anakin durch die Angst von Padmes Tod zur dunklen Seite ziehen, wenn er sie doch ganz leicht wiederbeleben hätte können? Warum hat Obi-Wan seinen alten Lehrmeister nicht wieder erweckt? Warum hat Yoda nicht Mace Windu zurückgeholt? Wenn doch eh niemand wirklich tot ist? Oder warum können „Macht-Geister“ plötzlich Gegenstände fangen und X-Wings aus Sümpfen heben? Denn wenn die das können, dann Leute – reißt euch mal am Riemen, hört auf Sprüche zu klopfen und nehmt euch die Sith vor! Ach, so viele Dinge, die in in diesem Film nicht stimmig sind, das ist wirklich schade.

Auch die neue Menge an Charakteren tut dem Film nicht gut. Was zum Beispiel hat Dominic Monaghan im Film verloren? Dessen Zeilen hätte man irgendwem(!) in den Mund legen können, den es schon gegeben hat in der Geschichte. Warum musste man Zorii einbauen? Warum Jannah? Warum überhaupt hat man Palpatine wieder gebraucht für die Story? Den hätte man rausnehmen können und sich stattdessen auf die Geschichte von Kylo und Rey konzentrieren können. Die Ideen sind ja da. Sie sind sogar gut, wie ich finde, weil es was Neues ist, aber die Umsetzung fand ich ehrlich gesagt ziemlich peinlich. Apropos peinlich: Was für Waschlappen sind denn bitte die Knights Of Ren in Episode 9? Peinlich, peinlich.

Ich sag es ja nicht gern, aber emotional war der Kampf am Ende von Episode 8 (Kylo und Rey gegen alle, Kylo und Rey gegeneinander) weit involvierender als dieses Zeug hier.

Um es kurz zu fassen: Das Problem von Episode 9 ist, dass es keine stimmige Geschichte davor gab, die dazu geführt hat. Und die Idee, alle neun Episoden in diesem letzten Storyteil zusammenzufügen hat für mich nicht funktioniert. Das World-Building, wie man das Neudeutsch so schön nennt, hat nicht funktioniert. Das Kopieren von den Handlungsbögen von Episode IV bis VI hat dazu geführt, dass die neuen Ideen nicht genug Gewicht bekamen und die neuen Figuren – die mögen sympathisch sein, aber wenn ihr die alten Helden (Solo, Luke, Leia, Chewie) einbaut, dann müsst ihr bei den „Neuen“ schon schwere Geschütze auffahren, damit die nicht im Vergleich verblassen. Was sie für mich tun. Interessanterweise fand ich Kylo Ren in letzter Konsequenz den interessantesten Charakter der neuen Trilogie. Fand ich ihn in Episode VII noch nervig und peinlich, so fand ich ihn hier stark. Und Adam Driver spielt die verschiedenen Seiten tatsächlich so, dass man bereits an der Art wie er steht merkt, ob man nun Ben oder Kylo vor sich hat. Fand ich super.

Trotzdem ist der Film ein Flickwerk, der sich für mich an den falschen Stellen zu viel und an den anderen zu wenig Zeit nimmt. Fast kommt es einem so vor, als ob es pro Film wichtiger gewesen wäre, neue und niedliche Figuren oder coole Fahrzeuge einzubauen, anstatt sich wirklich um eine stimmig Handlung Gedanken zu machen. Schade. Das wäre mehr drin gewesen.

Und das ist wohl der größte Kritikpunkt an der neuen Trilogie: Da wäre (selbst mit diesen Figuren!) so viel mehr drin gewesen (oder: gerade mit diesen Figuren!) und was hat man bekommen? Das hier.

Man kann von der „Prequel-Trilogie“ halten was man will, man kann Entwicklungen mögen oder nicht mögen, was man aber immer bekommen hat, war eine stimmige Handlung, die nachvollziehbar erzählt wurde und deren Charakterentwicklungen (Obi-Wan, Anakin mit Abstrichen bei der Wandlung zu Darth Vader, Palpatine) gut gemacht waren und für die man sich Zeit gelassen hat. Es gab auch keine MacGuffins („Finde die Hasenpfote und du rettest die Welt!“). Man kann von „Handelsembargos“ halten was man will, aber zumindest sagen sie etwas über die politische Situation in der Welt herum aus. Finde Artefakt X sagt nichts über niemanden (außer vielleicht über die Drehbuchautor*innen) aus. Oh – und all die Dinge, die ihr an Episode 8 nicht mochtet: Sie werden jeweils mit einem einzigen Satz erklärt („Your parents were no-one because they chose to be no-one. I never lied to you!“ oder „That is not the way to treat a lightsaber!“).

Kurzfassung: Erwartet ihr Antworten, dann bekommt ihr sie. Erwartet ihr einen in sich stimmigen Film und schafft ihr es die Fragen, die euch ins Auge und Ohr springen zu ignorieren, dann bekommt ihr ihn. Wollt ihr einen Film, der die Saga (alle neun Teile) zu einem grandiosen Ende bringt, dann vergesst das gleich mal. Sucht ihr einen Film, der im Stil der neuen Trilogie weitermacht und der halt jetzt der letzte in der Reihe ist, dann habt ihr ihn. Mehr ist er nicht.

Erstaunlicherweise hat mich an Episode VII am meisten aufgeregt, dass er dreist Episode 4 kopiert und bei Episode IX ist es nun umgekehrt und die Querverweise auf die alten Teile (Setpiece alter Todesstern, die Hommage an das Gespräch am Ende von „Return Of The Jedi“) sind für mich die emotional besten.

„Star Wars IX: The Rise Of Skywalker“ bekommt 5,5 von 10 möglichen, die Macht entwertende, Punkte.


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