Asia Uncut: Lady Vengeance (Filmkritik)

Nach 13 Jahren in Haft für die Entführung und den Mord an einem 6jährigen Jungen wird Lee Guem-ja endlich wieder in die Freiheit entlassen. Als geläutert und geheilt kehrt sie zurück in die Welt. Der Priester, der sie immer wieder besucht hat und ihr einen „rein weißen Kuchen“ bei ihrer Entlassung anbietet – als Symbol der Reinwaschung – ist entsetzt, als sie sich von ihm abwendet und kalt abweist. Sie will keine Reinwaschung. Denn Lee wird wieder sündigen.

Sie selbst ist nämlich nichts als ein Opfer. Im Gefängnis gelandet für die Taten eines anderen. Jetzt ist es an der Zeit ihre Rache auszuführen. Eine Rache, die sie 13 Jahre lange geplant hat.

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Der letzte Teil von Chan-wook Parks „Rache-Trilogie“ ist wohl auch der ungewöhnlichste. „Oldboy“ war ja an sich schon ungewöhnlich genug, allerdings hatte dieser den klaren Vorteil, dass er absolut hart und ernst war. Großartig witzige Momente waren darin nicht zu finden und auch die Inszenierung war alles andere als lustig. „Lady Vengeance“ hat ebenfalls ein hartes Thema. Sogar mehrere. Davon abgesehen, dass Lee 13 Jahre unschuldig im Gefängnis sitzt, geht es letztlich darum, dass sie Rache an einem Kindesentführer und -mörder plant. Der Junge, für dessen Tod Lee verurteilt wurde, ist nicht das einzige Opfer des wahren Täters gewesen. Wirklich harter Tobak. Auch die Strafe, die sich Lee für ihn ausgedacht hat ist alles andere als leicht verdaulich und habe ich auch in dieser Form noch in keinem anderen Film gesehen.

Dass der Film dann trotzdem über weite Strecken lustig ist, hat mich dann ziemlich verwundert. Man muss sich das ganze als eine Art surrealen Traumtanz á la „Die fabelhafte Welt der Amelie“ vorstellen. Die Farben sind bunt und schön. Die Aufnahmen oftmals wirklich bewusst künstlich und übertrieben farbkräftig. Die Geschichte wird von einer Erzählstimme begleitet, welche verschiedene Dinge beiläufig in den Raum wirft und erklärt. Dazu kommen noch eine ganze Menge Rückblenden an Tage, die Lee im Gefängnis verbracht hat und die anfangs ein wenig verwirrend wirken. Je länger der Film dauert, desto klarer wird aber der Sinn ebendieser Szenen, denn – sie erzählen wie genial, lange und geduldig Lee sich ihre Rache erarbeitet hat.

Durch viele Dienste im Gefängnis erkämpft sie sich das Vertrauen der anderen Insassinnen, bringt sogar die eine oder andere Person (auf sehr hinterhältige, aber stets mitfühlende und höfliche Art und Weise) um die Ecke, um anderen eine Last abzunehmen und am Ende der 13 Jahre schulden Lee so gut wie alle ihre ehemaligen Kolleginnen den einen oder anderen Gefallen. Gefallen, die Lee nach und nach einfordert und so ihrem Ziel – Rache – immer einen Schritt näher kommt. Am Ende passt alles zusammen und der Plan ergibt Sinn.

Der Film endet aber nicht damit, dass Lee den Täter findet, sondern geht dann noch weiter. Allerdings sind dann die bunten Farben und die fröhlich-lockeren Einsprengsel vorbei. Der surreale Blick auf das, was passiert, bleibt skurril und überzeichnet und streckenweise sogar morbid-absurd lustig, aber zum Lachen ist es letztlich doch nicht, denn was passiert ist – wäre es nicht so locker-flockig-witzig-leicht erzählt – so ziemlich die härteste Strafe, die ich je in einem Film gesehen habe. Dabei ist es nicht mal übermäßig brutal (vom visuellen her). Was da emotional passiert ist dennoch ziemlich heftig. Wenn dann alles vorbei ist fühlt man sich allein vom Zusehen her schon ziemlich schmutzig.

Das letzte Bild im Film fand ich dann aber doch sehr seltsam (einfach weil es dumm aussieht), aber im Kontext mit dem „rein weißen Kuchen“ am Beginn des Films, war mir dann doch klar, was es bedeuten sollte. Alles in allem ein verdammt starker, eine schwere Thematik leicht erzählender, Film, der in der ersten Hälfte sehr skurril-witzig ist, nur um in der zweiten Hälfte emotional die Daumenschrauben anzulegen.

Dass Chan-wook Park visuell und kameratechnisch genau weiß was er tut, sollte ohnehin allen klar sein. Auch der (hin und wieder überraschende) Einsatz von Musik ist überaus passend. Was den vollen Titel des Films „Sympathy For Lady Vengeance“ betrifft, so muss ich allerdings anmerken, dass ich eines nie hatte: Sympathie für die Hauptdarstellerin. Dazu ist sie zu unnahbar, berechnend und kalt in ihrem Tun.

„Sympathy for Lady Vengeance“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, eine Rache 13 Jahre lang vorbereitende und auch durchziehende, Punkte.

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