Dragon Age: Origins (Game-Review)

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Die Gründe für eure Zusammenkunft mit den „Grauen Wächtern“ sind vielfältig. Vielleicht seid ihr eine Elfin, vielleicht ein Mensch, ihr könntet aber auch ein Zwerg sein. Eure Ideale haben euch hierher geführt, oder eure Angst – oder vielleicht ward ihr auch einfach auf der Flucht. Was immer euch hierher geführt hat – Duncan war daran beteiligt. Er hat euch rekrutiert, hat sich als euer treuer Freund und Mentor herausgestellt und nun seid ihr gemeinsam in der Schlacht.

Als der Kampf beginnt geht alles viel zu schnell und entgegen aller Erwartungen – versagt die Armee. Die „Grauen Wächter“ sind vernichtet. Die „Dunkle Brut“ hat gewonnen und der Erzdämon wird über Thedas herfallen. Oder gibt es noch Hoffnung? Warum habt ihr überlebt? Weshalb hat die Hexe Flemeth gerade euch aus den Trümmern gerettet?

Auf das ihr euch mit treuen Gefährten umgebt, eure Kraft sammelt und die Welt vor der Bedrohung rettet … koste es, was es wolle …

Kurz vor Weihnacht 2009 war es soweit – Bioware, das legendäre Rollenspielstudio, das Perlen wie „Baldur’s Gate“, „Baldur’s Gate 2: Schatten von Amn“, „Jade Empire“ und die neuerdings die wohl auch wichtigste und wegweisendste Rollenspielreihe namens „Mass Effect“ hervorgebracht hat, bringt „Dragon Age: Origins“ in den Handel. Ein Spiel im Geiste der ewigen (oben genannten) Kultspiele.

Um die Erwartungshaltung dahinter zu verstehen, muss man wohl ein wenig zurückgehen in der Zeit und erklären, was die eingangs erwähnten Spiele zu zeitlosen Klassikern hat werden lassen: „Baldur’s Gate“ ist das Rollenspiel, dass im Alleingang Rollenspiele (die für tot erklärt worden waren) zurück ins Rampenlicht gebracht hat. Die Charaktere, die Geschichte, die taktischen Kämpfe, die Entscheidungen – alles war nahezu perfekt. Die Grafik für damalige Verhältnisse enorm detailliert und die Effekte atemberaubend. Verzweigte Dialogbäume, interessante Quests und die Möglichkeit viele Konfrontationen durch eine gute Gesprächsführung zu vermeiden. Dazu Begleiter, die sich in Dialogen zu Wort meldeten, die sich von eueren Entscheidungen beeinflussen und sogar zu Romanzen hinführen ließen. Es ging sogar soweit, dass sich ein „böser Charakter“ im Laufe der Geschichte durch euer Zutun zu einem guten Charakter wandeln konnte. Kurz: Eine erzählerische, wie interaktive Meisterleistung. Der Nachfolger „Baldur’s Gate 2: Schatten von Amn“ setzte dem ganzen in Bezug auf Umfang, Charaktere und grandios geschriebenen Dialogen im Jahr 2000 dann noch eines drauf.

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Kein Rollenspiel in den Jahren danach hat es im Grunde geschafft an dem Thron von „Baldur’s Gate 2: Schatten von Amn“ zu rütteln. Sicher, einige kamen nahe („Planescape: Torment“ steht da ganz vorne), aber vom Erfolg her war es die Krone der Schöpfung. Und dann kam 2009 der Nachfolger im Geiste namens „Dragon Age: Origins“. Und dieser Nachfolger hatte es in sich.

Zugegeben, die Grafik war bereits 2009 nicht das Non-Plus-Ultra, dafür punktete es mit einer absolut einzigartigen Neuerung: Während bei anderen Rollenspielen zwar meist auch Geschlecht und Rasse (Zwerg, Elf, Mensch, etc) ausgewählt werden konnte, konnte man nur bei „Dragon Age: Origins“ sogar seine Hintergrundgeschichte auswählen und SELBST SPIELEN. Die Gründe für eure Anwesenheit bei der oben erwähnten Schlacht sind verschieden und ihr könnt sie selbst erleben und sogar bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. So etwas gab es davor noch nie. Auch wirkte sich die Wahl eurer Rasse und Klasse (zB ein Zwerg aus elder Abstammung) auf viele Situationen während des Spiels aus. Manche Rassen wollen eben mit Zwergen nichts zu tun haben … das zog sich (mal mehr mal weniger) durch das ganze Spiel.

Dass sich die Grundhandlung von „Dragon Age: Origins“ im Kern nur um die gute alte Geschichte vom „Bösen“ das sich erhebt um die Welt zu verschlingen dreht und ihr als einziger Retter vor Ort seid, wurde durch mehrere Dinge sehr gut überdeckt:

Zuallererst gehören die Begleiter erwähnt, die ihr auf eurem Weg trefft und die sich euch (vielleicht) anschließen und (möglicherweise) für euch durch dick und dünn gehen. Sei es die Waldhexe Morrigan, die Bardin Leliana, der junge „Graue Wächter“ Alistair, die Zauberin Lynne und andere … es waren Charaktere, die man sich merkte, die im Gedächtnis blieben und die wohl niemand einfach als Kanonenfutter in die Schlacht geworfen hätte.

Dann gab es im Laufe der vielen Missionen weitreichende Entscheidungen – freilich – am eigentlichen Ende des Spiels änderte sich nichts, aber ob bei der finalen Konfrontation nun Werwölfe euer Heer unterstützten oder ob es doch Menschen waren … die Entscheidungen waren eure. Ihr konntet der strahlende Held sein, der moralisch der Vorreiter und leuchtendes Beispiel für alle war (was vermutlich Morrigan dazu gebracht hat, eure Gruppe zu verlassen oder euch zumindest zu verfluchen) oder als Egomane, der das Ende der Zeit dazu nutzt seinen Vorteil aus der ganzen Sache rauszuholen und nur seinen eigenen Ruhm propagiert hat, in die letzte Schlacht reiten. Alles schien möglich.

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Selbst eure Weggefährten konnten sich über wichtige Entscheidungen in die Haare bekommen und sogar im entscheidenden Moment gegen euch wenden. Die Geschichte der Welt Thedas breitete sich vor euch aus wie ein gutes Buch und ihr konntet die letzten Kapitel schreiben. „Dragon Age: Origins“ war – kurz gefasst – ein Meistwerk des neuen Jahrtausends, klar gerichtet an eine erwachsene Zielgruppe, die ein dunkles, düsteres und brutales Land wie Thedas auch wirklich zu würdigen wusste.

Aber ohne die Fanbrille und auch ohne die Verherrlichung von Bioware konnte man bereits 2009 feststellen, dass nicht alles Gold war, was glänzte. Selbst für damalige Standards nicht.

Die Animationen in den Dialogen waren statisch und langweilig. Man musste sich durch x Dialogzeilen lesen, der eigene Charakter blieb stumm und die Welt „Thedas“ war nicht ein großes Ganzes, sondern lediglich eine Ansammlung von Dungeons, die man zwar großteils beliebig abgrasen durfte, aber doch irgendwie alle erledigen sollte. Die große Freiheit war streckenweise nur eine Illusion, aber dennoch – „Dragon Age: Origins“ war mit Abstand das beste storygetriebene und charakterzentrierte Rollenspiel siet Jahren.

Was dann noch dazu kam war der Aufschrei von vielen (Nicht-SpielerInnen-Medien, nicht Fans), weil eine Sexszene angedeutet wurde (Küssen vor dem Lagerfeuer, gemeinsam ins Bett klettern) und was die einen als „verlorene Moral“ titulierten, belächelten die anderen, weil die Charaktere immer noch ihre Unterwäsche trugen … so viel zum Thema „Spiel für Erwachsene“. Zumal im Gegenzug weder an Blut noch an Gewalt gespart wird, ist das schon so eine Sache die etwas „seltsam“ anmutet.

Die Kämpfe liefen – je nach Wunsch und Pausetaste – taktisch ab. So konnte man das Geschehen jederzeit pausieren und von oben betrachten, den einzelnen Personen klare Anweisungen geben, was sie wie zu tun hatten (auch Kombinationen waren möglich) und wer wollte, der oder die ließ einfach das Gefecht laufen und Griff in Echtzeit darin ein. Einzelne legendäre Highlights (Lelianas spontanes Lied am Lagerfeuer, der Kampf mit dem Drachen, die Tier-Missionen im Fade) sind in die Spielgeschichte übergangen und der Ruf war laut: Bioware ist zurück gekommen und in alter Stärke wieder da! Die Rollenspielwelt war im Aufruhr.

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Ich habe kein anderes Rollenspiel in den letzten Jahren so oft durchgespielt wie dieses hier. Das lag nicht an der Geschichte, auch nicht am Kampfsystem – ich mochte einfach die Charaktere. Und es war schön sie immer wieder und wieder zu treffen. Kurz darauf erschien auch eine Erweiterung namens „Dragon Age: Origins – Awakening“, die ziemilch direkt an das Spiel anschloss und die Geschichte fortführte, mit neuen (ebenfalls tollen) Charakteren und einem – ebenfalls für eine Erweiterung – doch halbwegs großen Umfang.

Was gestört hat war die Werbung, die Bioware im Spiel für ihre „DLCs“ (aus den Internet für Zusatzkosten herunterladebare neue Spielinhalte) platziert hatte. So traf man zum Beispiel am Rand des Lagers immer wieder einen Händler, der von einer Mission sprach, aber wenn man diese annehmen wollte, so wurde man darauf hingewiesen, dass man diesen Teil extra kaufen/bezahlen musste. Außerdem gab es eine ganze Menge (ich glaube 9 zusätzlich erhältliche Inhalte, die teilweise wie aus dem Spiel entfernt wirkten). Ganz schlechtes Kino. Mittlerweile gibt es eine „Ultimate Edition“, welche dies ausräumt, weil alle Inhalte bereits gleich von Anfang mitgeliefert werden. So hätte sich das von Anfang an gehört.

„Dragon Age: Origins“ bekommt von mir – auch heute noch – 9 von 10 möglichen, Bioware und das storykonzentrierte Rollenspiel wieder auf den Thron zurückführende, Punkte.

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