Far Cry 4 (Game-Review)

Far Cry 4 Shangri La

Geheimnisse, Mystik, Schönheit. Das hoch am Himalaya liegende Örtchen namens Kyrat, ist riesig, wirkt lebendig und antik zugleich und ist gerade wegen seiner optischen Vielfalt ein Schauplatz, der perfekt zu stundenlangen Abenteuern in der First-Person Perspektive einlädt. Protagonist Ajay Ghale, der amerikanische Sohn einer örtlichen Freiheitskämpferin, wollte hier eigentlich nur die Asche seiner Mutter verstreuen, doch schneller als er glaubt ist er und somit wir mittendrin in dem Bürgerkrieg, zwischen den Rebellen des Goldenen Pfades und den Truppen des selbsternannten Königs dieser Gegend, dem irren Pagan Min. Soweit zur Story, die als Rahmen für eine scheinbar endlose Anzahl an Schauwerten dient.

Vielseitigkeit wird hier groß geschrieben und einige Mechaniken aus dem Vorgänger, haben ebenso den Weg nach Kyrat gefunden. Einfach nur die atemberaubende Gegend erkunden, mit all ihren Bergen und Seen? Immerhin, nach dem Stehlen von Schneemobilen und Sauerstoffmasken um zu überleben, nach der Rettung einiger Geiseln, diversen Kletterpartien um Schätze zu finden, den Flügen mit dem Gyrokopter inklusive der Störung der Übertragungen der Funktürme und dem Beseitigen von Gegnern mit Hilfe von Fahrzeugen und der instabilen Umgebung, ist dies sicher eine willkommene Abwechslung. Gerade weil Kyrat so gelungen ist und sozusagen der beste Charakter überhaupt im Spiel ist, macht es so viel Spaß, jeden Zentimeter hier zu erforschen.

Besonders das Befreien von Außenposten ist hierbei ein befriedigendes und die eigene Kreativität forderndes, wenn auch nur selten einfaches Unterfangen. Anschleichen, Alarm ausschalten, verhindern dass neue Soldaten als Verstärkung eintrudeln. Super, alles glatt gelaufen. Wäre da nicht der mit Pfeil und Bogen ausgestattete Jäger (ein neuer Gegner-Typ), der ebenso wie man selbst Tiere zur Ablenkung einsetzen kann, ja diese sogar einfach nach seiner Pfeife tanzen lässt. Da die Soldaten auch manchmal wieder ihr einstiges Territorium zurückerobern wollen, sollten nebenbei bestimmte Festungen des Feindes das Ziel der eigenen Zerstörungswut sein, denn dann versiegt der Nachschub an Vertretern der königlichen Armeen, was wiederum eine direkte Verbindung zur Haupthandlung spannt.

Wer bereits „Far Cry 3“ gespielt hat, der wird sich hier beim bereits etablierten Skill-System schnell Zu Hause fühlen, wobei es auch ein paar Neuerungen gibt. Zum Beispiel werden bei Karma-Ereignissen durch das Vernichten von bestimmten Gegnern in zufälligen Aufgaben, Ermäßigungen, Erfahrungspunkte oder Ausrüstung freigeschaltet. Überhaupt entstehen gerade durch das Improvisieren in vielen Situationen die besten Augenblicke, die im Gedächtnis bleiben. Sehr gut hat mir dabei das Einbinden von Tieren gefallen, denn mit Hilfe eines explosiven C4-Bären Verbündete beschützten oder auf einem Elefanten reitend Autos auf Gegner schleudern, das hatte ich so nicht geplant und auch noch nie gemacht. Die Resultate sprechen aber für sich und das auf ausschließlich befriedigende Art und Weise.

Far Cry 4 Skycopter

Während Hauptfigur Ajay Ghale durch Unwissenheit über die gesamte Gegend glänzt und man als Spieler innerhalb der circa 15 Stunden umfassenden Solo-Kampagne bald mehr Zusammenhänge und Hintergründe erkannt hat als er, sind es vor allem Amita und Sabal, die Anführer des Goldenen Pfades, die mit ihren unterschiedlichen Vorgehensweisen, für Spannung sorgen. Gehört die alte Teefabrik zerstört, weil dort Drogen angebaut werden, oder sollte sie übernommen werden, damit es den Bürgern durch die Einnahmen besser geht? Sind zivile Opfer in Ordnung, wenn dadurch der Armee des Feindes geschadet wird? Ihr entscheidet! Pagan Min tritt dabei auch durch seine begrenzte Screen-Time etwas in den Hintergrund, ist aber besonders wegen der tollen Performance seines englischen Synchronsprechers, ein gelungener Bösewicht.

Die übernatürlichen Nebenmissionen in Shangri-La bringen zusätzlich eine Ebene ins Spiel, die nicht vergleichbar ist mit früheren Vertretern des Franchise. Die Ästhetik unter dem goldenen Himmel lädt zum Staunen ein und könnte Kyrat nicht unähnlicher sein. Das Gameplay funktioniert hier um einiges linearer, was dem Reiz an dem in Episoden erklärten Mythos, aber keinesfalls schadet. Sich mit einem kämpferischen Tiger verbünden, die Zeit anhalten und fünf Pfeile gleichzeitig schießen um Dämonen zu besiegen, das ist rein von der Geschwindigkeit her schon ein ganz eigenständiges Erlebnis. Eine zwar nicht nötige, aber sehr gelungene und willkommene Abwechslung in einem Spiel, dass diese Ebene gar nicht brauchen würde, um Fans und Neuzugänge zu überzeugen.

Wer dies alles nicht alleine erleben möchte, der sollte sich einen Freund schnappen und den Koop-Modus spielen, denn nur wenige Dinge machen mehr Spaß als dem Feind in den Rücken zu fallen, während der Kumpel gerade mit seiner Bombensammlung, für Ablenkung sorgt. Kreativ und herausfordernd ausgefallen ist der Multiplayer, bei dem gewöhnlich ausgerüstete Soldaten des Goldenen Pfades, gegen die mystischen Krieger der Rakshasa antreten. Diese können sich unsichtbar machen, Raubvögel, Bären oder Löwen herbei beschwören und mit einem einzigen Pfeil töten. Nur wer mit seinen Partnern ständig zusammenarbeitet, kann gegen einen so übermenschlich starken Feind bestehen. Ist sicherlich nicht der große Online-Dauerbrenner, aber eine nette Zugabe zu einem sowieso schon prallen Gesamtpaket.

Ein extrem unterhaltsamer Shooter also, der sein Bürgerkriegs-Setting durchaus ernst nimmt und bei dem auch Nebenmissionen mit mehr Liebe durchdacht wirken, als dies noch im Vorgänger der Fall war. Die Welt ist wunderschön, die Kämpfe sind vielseitig, die Story hat kritische und interessante Ansätze und die wichtigen Charaktere überzeugen vor allem in kleinen Momenten, die nachwirken. Da verzeihe ich gerne, dass der eigentliche Held Ajay Ghale, im Vergleich dazu etwas abfällt. Insgesamt daher für mich das bisher gelungenste Far Cry Spiel, voller Schönheit, Wahnsinn und traumatischen Entscheidungen. Ich weiß jedenfalls, wo mein nächster Urlaub hingeht: Himalaya, ich komme!

„Far Cry 4“ bekommt von mir 9/10 sowohl auf die richtige Art das Falsche, als auch auf die falsche Weise das Richtige tuende Empfehlungspunkte.

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