Gran Turismo 6 (Game-Review)

Gran Turismo 6 A

Drei Jahre sind seit „Gran Turismo 5“ vergangen – Jahre, die das Entwicklerteam von Polyphony Digital auch gebraucht hat, um sich zusammenzuraufen und mit neuer Kraft eine letzte große „Turismo“-Version für die gealterte PS3 herauszubringen. Dabei wurde ganz offensichtlich auch darauf geachtet, die Kritikpunkte zu berücksichtigen, die an GT5 festgemacht worden waren. Der „Verzettel-Faktor“ ist beim neuen GT6 viel geringer, soll heißen: Der Spieler gelangt viel direkter zu dem, wozu es im Kern geht, nämlich zum Rennstrecken unsicher Machen. Auch Menüführungen haben eine Art innere Dramaturgie, und diese ist bei GT6 um ein Hauseck ausgefeilter als zuvor.

Eine kleine Hürde ist am Anfang allerdings schon zu nehmen. Denn während das Spiel selbst ohne aufwändige und zeitintensive Installationsprozedur auskommt, vermeldet die Konsole eingangs, dass ein Update nötig sei, um auch zu den Online-Funktionen von GT6 zu gelangen. Und dass die besagte Aktualisierung 1200 MB umfasst, wird nicht für alle Spieler leicht zu stemmen sein; für eine gewisse Wartezeit sorgt sie in jedem Fall. Wir haben GT6 auch einige Male ohne Update ausprobiert und landeten reproduzierbar in einem der böseren Crashes, die wir auf der PS3 bislang hatten. Im Verlauf der Testphase erschienen zwei Updates (1.0.1 und 1.0.2). Wer aber die Updaterei erst einmal hinter sich gebracht hat, wird mit wirklich sehr ausgereiften Racing-Erlebnissen belohnt.

Die Organisation des riesigen Fuhrparks ist in GT6 sehr gut gelungen. Zunächst sind die Wägen nach Hersteller aufgeteilt. Am Anfang ist die Auswahl, die dem Spieler zur Verfügung steht, naturgemäß sehr eingeschränkt (um nur mal zu sagen, „Honda only“). Aber das allmähliche Anwachsen und Tunen der „gekauften“ Fahrzeuge ist ja gerade einer der spannungserzeugenden Faktoren von „Gran Turismo“. Während die Qualität der Umsetzung der Wägen bei GT5 sehr stark schwankte (immerhin kam der Großteil der Autos ohne weitere Aufbesserung direkt aus GT4), sehen die Autos in der Neuauflage durchgängig passabel aus. Die eigens für GT6 entworfenen Vorzeigestücke stechen zwar immer noch heraus, aber der Unterschied tritt nicht mehr so deutlich hervor.

Gran Turismo 6 B

Die Rennstrecken zählen nicht nur zum Besten, was die PS3 gesehen hat – sie sind die besten. Wer „Gran Turismo 6“ mit „Forza Motorsport 5“ auf der xBox One vergleicht, stellt fest, dass sich die beiden Kontrahenten erstaunlich nahe kommen, was Detailreichtum und Differenziertheit des Fahrverhaltens angeht. Man würde ja erwarten, dass „Forza 5“ Polyphony Digitals neueste Kreation weit hinter sich zurück ließe, aber das ist absolut nicht der Fall. Einige grafische Spielereien wie etwa die Licht- und Schatteneffekte auf der Windschutzscheibe samt den dazugehörigen Spiegelungen sind natürlich bei „Forza“ deutlich besser. Aber das war es dann eigentlich auch schon. Was GT6 angeht, ist das einzige, das man wirklich bedauern kann, dass Spiele mit dermaßen hoher grafischer Qualität erst jetzt am Ende des Lebenszyklus der PS3 auf dieser Plattform erscheinen.

Eher misslungen sind die Sounds in GT6. Egal, wie doll man in eine Absperrung kracht oder einen Salto mortale hinlegt, recht viel Übleres als ein schlichtes „Donk“ ertönt nie aus den Lautsprechern der heimischen Surroundanlage. Sicher: Die viel zu brav ausgefallenen Crash-Geräusche finden durchaus in der schieren Unverwüstlichkeit der Wägen ihr adäquates Gegenüber. Insofern „klingt“ es also nicht untertrieben. Aber nicht nur im Vergleich mit anderen Racern bleibt der unmittelbare Eindruck einer der latenten Verwunderung. Viel besser ausgefallen ist die Musik, die nicht nur in die Richtung des von GT bekannten Easy-listening-Jazz‘ geht, sondern auch mit fetzigeren Klängen aufwartet, etwa vor dem Start eines Rennens. Oftmals dienen die Stücke auch dazu, die Wartezeiten kürzer erscheinen zu lassen, als sie sind, und das gelingt ihnen sehr gut.

Mit dem für ein Konsolenspiel ungewöhnlichen Mauszeiger haben sich Fans der „Gran Turismo“-Serie ja schon ausreichend anfreunden können. An sich ist er natürlich eine ziemliche Seltsamkeit, zumal es für GT6 ja keinen zugehörigen PC-Ableger gibt. Ein echtes Manko ist er aber nicht, und genuine Patzer findet das kritische Spielerauge bei GT6 überhaupt nur wenige – speziell dann nicht, wenn es von erstklassigen Rennstrecken so sehr verwöhnt wird. Noch eine weitere Seltsamkeit ist mit an Bord, und zwar in der Form einer Rennstrecke auf dem Mond samt passendem Gefährt. Das ist zwar lustig, aber nicht viel mehr. Schaden tut es GT6 freilich keineswegs, reinpassen aber auch nicht.

Insgesamt ist „Gran Turismo 6“ ein würdiger letzter Auftritt von Polyphony Digital auf der PS3. Man sollte nur tunlichst die Updates aufspielen… und die viel zu braven Crash-Geräusche mit lautem Spielergebrüll übertönen!

Wir geben „Gran Turismo 6“ ganze 9 von 10 Empfehlungspunkten.

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