Seit “Tools of Destruction” sind sie zu dem dynamischen Duo der PS3 herangewachsen: Ratchet & Clank haben uns durch zahlreiche Abenteuer begleitet und waren so gut wie immer ein Garant für hohe Spielqualität. Seit „A Crack in Time” tauchten die beiden Comic-Vorzeigehelden in einigen kleineren und experimentelleren Titeln auf. So waren sie Teil von „Move Heroes”, wo sie das Spiel zwar bereicherten, für sich selbst jedoch nicht zu ihrer wahren Größe anliefen. Um einiges runder war hingegen „Ratchet & Clank: All 4 One”, welches kurz vor „Rayman Origins” erschien und ebenfalls bis zu vier Spieler erlaubte.
Wie steht es nun also um das neue „Nexus”? Nun, eins kann man gleich vorab sagen: Es ist ein absolut würdiger vorläufiger Abschluss geworden und zählt zu den besten Titeln der Serie. Nicht wenige werden es wohl als ihren Favoriten ansehen, nachdem sie es durchgespielt und verglichen haben. Die Story ist im Prinzip vorhersehbar, deswegen aber um nichts weniger einfallsreich und witzig. Wieder einmal müssen Ratchet und Clank als Retter auftreten, allerdings kommt dieses Mal der Anflug einer Liebesgeschichte dazu, die unseren geschätzten Ratchet zusätzlich motiviert.
Alles beginnt im weiten Weltall, wo es gilt, einem auseinander brechenden Wrack von einem Raumschiff zu entfliehen. Hier lernt der Spieler auch gleich eine neue Sprungtechnik kennen. Speziell blau eingefärbte Bereiche sind als magnetische Plattformen verwendbar, zu denen sich Ratchet in Windeseile beamen kann, sofern sie nahe genug sind. Das Spiel nutzt diese Fähigkeit dramaturgisch extrem geschickt und macht nicht nur an dieser Stelle deutlich, dass es mit viel Sachverstand und Kreativität entwickelt wurde. So dient die neue Fortbewegungstechnik zusätzlich dazu, timinggerecht Explosionen auszuweichen sowie Feinde taktisch geschickt mit Überraschungsangriffen unschädlich zu machen. Gravitation spielt noch in anderer Hinsicht eine Rolle. Ratchet lernt, rosarote Lichttunnel zu erzeugen, die es ihm erlauben, an sonst unzugängliche Orte zu gelangen. Diese Tunnel lassen sich auch parallel aktivieren und bilden so kleine Knobelaufgaben für den Spieler.
Das Leveldesign sieht wieder einmal zum Zähneabschlecken gut aus. Sicher, bei den letzten beiden Ablegern mit Ratchet und Clank stand die Grafik nicht im Vordergrund, von daher fällt der gesteigerte Detailreichtum jetzt besonders stark auf. Aber selbst in Gegenüberstellung zu dem „Major Release“-Titel „A Crack in Time“ weiß „Nexus“ aufzutrumpfen und die Grenze zwischen PS3 und PS4 zu verwischen. Einen ausgereifteren Vertreter dieser Serie hat die Welt noch nicht gesehen. Man hat fast ein wenig den Eindruck, Insomiac wollte sich selbst die Latte für das erste auf der PS4 erscheinende „Ratchet & Clank“ besonders hoch legen. Die Entwickler werden sich ziemlich anstrengen müssen, um „Nexus“ als Spiel der Vorgänger-Generation auf seinen Platz zu verweisen.
Es ist fast ein bisschen schade, dass – jetzt, wo die PS3 langsam ans Ende ihrer Lebenszeit kommt, was neue Vorzeigetitel angeht – diese Konsole erst so wirklich zeigt, was ´in ihr steckt. Sogar altbekannte Probleme wie das heftige Aliasing scheint Insomniac recht gut in den Griff bekommen zu haben. Die großartigen Lichteffekte in „Nexus“ verwöhnen zusätzlich das Auge, und für die Zufriedenheit des Ohrs sorgt ein etwas düsterer aber extrem professioneller orchestraler Sound in Dolby Digital 5.1. Auch die Stimmen der Figuren erklingen stets aus der korrekten Richtung, das räumliche Gefühl lässt den Spieler besonders unmittelbar in die virtuelle Welt eintauchen.
Das originelle Waffenarsenal ist bei „Ratchet und Clank“ ja schon Tradition, und selbiger wird auch dieses Mal vollumfänglich gehuldigt. Im Spielverlauf kommen fortwährend neue witzige einschlägige Utensilien dazu, und zahlreiche Upgrades und Level-ups sorgen für ein ungemein befriedigendes Spielerlebnis. Denn immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken, immer wieder wird der Spieler belohnt. Allein schon die Testumgebung, in der sich Waffen vor dem Zukauf unverbindlich ausprobieren lassen, macht unglaublich Spaß. Das Rezept rund um Ratchet’s Firepower ist altbewährt und hat sich – vielleicht überraschender Weise – bis heute nicht abgenutzt.
„Ratchet und Clank: Nexus“ weist ein letztes Mal alle Stärken dieser Serie aus, zusätzlich hat der Titel einige kleine Neuerungen und vor allem eine echte Vorzeigegrafik mit im Gepäck. Stimmungsmäßig ist „Nexus“ ein klein wenig düsterer als „A Crack in Time“. Ob die Entwickler mit dem Spiel Zeitgeschehen verarbeiten wollten? Immerhin ist einmal in einer Zwischensequenz von einer weltalllichen Wirtschaftskrise zu hören. Wie dem auch sei: „Nexus“ ist ein Hit geworden, und jeder, der die Serie mag, wird von dem bestens ausgereiften Titel begeistert sein.
Wir geben „Ratchet und Clank: Nexus“ als bekennende Fans der Serie 9,5 von 10 Punkten. Und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen auf der PS4!