7 Psychos – Seven Psychopaths (Filmkritik)

Marty (Colin Farrell) ist Drehbuchautor und hat einen perfekten Titel für seinen neuen Film: Sieben Psychopathen. Das Problem dabei ist allerdings, dass ihm – von den üblichen Klischees, die er vermeiden will – nur ein einziger Psychpath einfällt. Er sitzt also fest. Von seinem Alkoholproblem gar nicht erst anzufangen. Sein bester Freund Billy (Sam Rockwell) beschließt ihm zu helfen und gibt in eine Anzeige in der Zeitung auf: Psychopathen, die ihre Geschichte erzählen wollen, sollen sich bitte bei Marty melden.

Aber das ist erst der Anfang, denn Billy arbeitet mit Hans (Christopher Walken) zusammen, die gemeinsam Hunde entführen, warten bis deren Besitzer eine Belohnung fürs Wiederfinden aussetzen – und diese dann kassieren und als Helden dastehen. Zumindest bis sie den Hund von Gangsterboss Charlie (Woody Harrelson) entführen. Denn dessen Hund ist ihm heilig. Und er will ihn um jeden Preis zurück.

7 Psychos Seven Psychopaths

Regisseur Martin McDonagh war bereits für den Colin-Farrell-Kracher „Brügge sehen … und sterben“ verantwortlich und hat auch für „Sieben Psychopathen“ das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Dass sich nach „Brügge“ die Leute bei ihm angestellt haben, um in seinem Film mitzuspielen kann ich mir gut vorstellen. Und ich wette, dass das auch nach diesem Film hier passieren wird.
Warum? Nun, das ist rasch erklärt: Man nehme eine absurde Idee und heize sie mit durchgeknallten Ideen auf, dann schüttle man das ganze Ding einmal richtig durch und was dabei herauskommt ist ein Film, der an vielen Stellen absolut überraschend und vor allem eins – herzerwärmend ist.

Gleich vorweg – die Action hält sich in Grenzen. Das hier ist (auch wenn der Trailer es so aussehen lässt) kein Guy Ritchie-Film, sondern ein Martin McDonagh-Film. Die Dialoge sind super ausgefeilt und alle Darsteller geben ihr Bestes, haben Spaß an der Sache und werfen sich die absurden und skurrilen Gespräche nur so gegenseitig um die Ohren. Wer mit schwarzem Humor nichts anfangen kann, oder sich eine Ballerei sondergleichen erwartet, der wird bitter enttäuscht sein – sicher: Die Action ist da und auch sehr gut gemacht, was aber wirklich, wirklich das Herz des Films ausmacht, dass sind die großartigen Figuren.

Allen voran ist Christopher Walken („Gods Army I – III“, „Sleepy Hollow“) – zumindest in meinem Augen – das Herz des Films. Der alte Mann, der das Leben mit Gleichmut nimmt und eine targische Hintergrundgeschichte hat, ist es, der den Film zusammenhält und jede Szene ist er der Höhepunkt dieser Szene. Dieser Mann ist einfach genial – und wenn ihr mich fragt hätte er schon mehr als nur einen Oscar kriegen sollen. Sicher, er hat bereits in einigen schlechten Filmen mitgespielt, aber (und das ist ei Riesenunterschied) er war nie schlecht in diesem Filmen.

Colin Farrell (zurück vom Abstellgleis dank „Total Recall“ und „Fright Night„) als Marty ist super, auch wenn er nicht so besonders viel zu tun hat, immerhin spielt er ja den „normalen“ unter all den schrägen Typen. Auch wenn „normal“ für ihn nicht wirklich passend ist, da er ja doch ein „kleines“ Alkoholproblem hat. Und das auch immer wieder Mal zum falschen Zeitpunkt auslebt. Sam Rockwell (Justin Hammer aus „Iron Man 2“ oder aus „Moon“) als Billy ist traumhaft überdreht und man glaubt ihm jede Sekunde lang, dass er so irre und schräg ist, wie er sich im Film gibt. Der gute Kerl mit dem Herz am richtigen Fleck, aber leider ein paar Schrauben locker.

Dass dann noch Woody Harrelson („Zombieland„, „Natural Born Killers“) die ganze Sache als Bösewicht abrundet (der zwar Menschen problemlos umlegt, aber – Himmel hilf – man kann doch einem HUND nichts antun) und das wie gewohnt genial und glaubhaft macht, braucht zwar keine Extraerwähnung – ich merke es trotzdem an.

Der kurze Auftritt von Tom Waits als Killer, der ständig ein Kaninchen streichelt, ist wirklich, wirklich kurz und für den Film auch nicht so unbedingt … hm, eigentlich doch. Oder nicht? Hm. Naja, seht selbst.

Ich war von der Machart des Films, dem humorvollen Ton trotz der spannenden Story, den liebevoll gezeichneten (nicht liebenswerten!, liebevoll gezeichnet!) Charakteren und dem – in meinen Augen – bewegendsten Schluss seit Jahren (danke an Christopher Walken) auf ganzer Linie positiv überrascht. Ich hatte sogar eine Träne im Auge. oder zwei. Ein Testament über Liebe (Hans und seine Frau) über Freundschaft (Billy und Marty), über den Glauben an das Gute (Hans) und die Tatsache, dass nicht jeder Mensch der ein Herz für Tiere hat automatisch auch ein Menschenfreund ist (Charlie).

Es wäre verdammt einfach den Film zu hassen oder ihn langweilig zu finden – allerdings sollte man mit solch einer Aussage vorsichtig sein, denn wer Angesichts der Geschichte von Hans, Marty und Billy nicht berührt ist, der (oder die) hat in meinen Augen kein Herz (oder einen Sinn für Humor, der mit der Farbe schwarz absolut NICHTS zu tun hat).

Ohne noch viele Worte verlieren zu wollen, kann ich mit guten Gewissen sagen, dass „7 Psychos“ (in seinem Originalton) von mir 9 von 10 in der Wüste zum letzten Gefecht rüstende Punkte bekommt

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One thought on “7 Psychos – Seven Psychopaths (Filmkritik)

  1. Jaaaaaaaaaaa, aber ein bisschen in die Länge gezogen hat er sich schon….
    Trotzdem ein klasse Film. Man sieht ja vorher die Trailer, liest die Namen im Cast und ist trotz aller Vorfreude innerlich auf Enttäuschung eingestellt, weil man denkt, es wäre viel zu schön, um wahr zu sein. Aber hier passt alles.

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