Citadel – Wo das Böse wohnt (Filmkritik)

Seit dem Angriff von ein paar Jugendlichen auf seine hochschwangere Frau und ihren damit verbundenen Tod, lebt Tommy (Aneurin Barnard) mit dem gemeinsamen Baby, das gerettet werden konnte, in Angst und Schrecken. Er leidet an Agoraphobie, das heißt er hat schreckliche Angst davor, sich auf öffentlichen Plätzen aufzuhalten. Außerdem hat er das Gefühl, dass auch er ständig Opfer eines weiteren Überfalls werden könnte.

Als er bei der Beerdigung seiner Frau auf einen etwas eigenartigen Priester trifft, wird seine Furcht noch weiter angestachelt. Der Priester erklärt ihm nämlich, dass die Jugendlichen infiziert wurden, daher seine Angst riechen können und es außerdem auf seine kleine Tochter abgesehen haben, um sie zu einer der Ihren zu machen. Tommy ist völlig überfordert und versteckt sich mit seinem Baby in der Wohnung, doch sicher sind sie dort drinnen auch nicht, denn irgendwann muss er das Gebäude ja wieder verlassen.

Citadel

Regisseur Ciaran Foy hat bis jetzt einige Kurzfilme abgeliefert, bei denen er auch den Schnitt übernommen und das Drehbuch geschrieben hatte. Bei seinem ersten abendfüllenden Film „Citadel“, hat er sich seinen künstlerischen Anspruch, den viele Kurzfilme von zahlreichen Filmemachern scheinbar haben müssen, beibehalten. Was gepaart mit den Grusel- und Horrorelementen an sich super passen würde, wären da nicht allzu viele gar nicht bzw. nicht zufriedenstellend beantwortete Fragen.

Was in diesem aus Irland stammenden Gruseldrama wirklich perfekt funktioniert, ist die Wirkung der trostlosen Grundatmosphäre auf den Zuschauer. Selten habe ich mich so gelähmt, hoffnungslos und hilflos gefühlt, wie beim Betrachten dieser kühlen Bilder. Dunkle Gänge, fahle Farben, unheimliche Geräusche und finstere Gestalten, hier passt einfach alles zusammen. Babygeschrei an sich ist ja schon dafür geschaffen, um „normalen“ Menschen in der Seele weh zu tun, doch in diesem Film leidet man richtig und wünscht sich nur mehr, dass es dem Kind wieder gut geht und die sowieso schon furchtbar anstrengende Situation, nicht noch weiter eskaliert.

Uneingeschränkt postitiv bzw. passend dazu ist Aneurin Baranards (Ironclad) Schauspiel. Alles an ihm schreit „Opfer“. Seine gesamte Körperhaltung, seine ängslichen Blicke, seine kleinen schnellen Schritte. Dazu kommt die Phobie dank der er sich förmlich zwingen muss, das Haus überhaupt verlassen zu können, was er sowieso nur seiner Tochter zu Liebe meistert. Wie kann so jemand sich um ein Baby kümmern im normalen Leben und wie erst, wenn dann noch echt greifbare, tötliche Gefahr droht? Inszenatorisch und darstellerisch kann man dabei das hier Gezeigte nicht wirklich noch besser machen.

Die übernatürliche Komponente in Form der degenerierten Jugendlichen/Kinder hingegen, war für mich nicht so stimmig. Kapuzen tief übers Gesicht ziehen, zombieähnliche Bewegungen machen und mit leuchtenden Augen durch die Gegend brüllen. Diese bekannten Stilmittel werden subtil genug eingesetzt, um die „Monster“ im Film echt gruselig erscheinen zu lassen. Wo sie aber herkommen bw. was sie zu diesen Wesen hat mutieren lassen, da finde ich die Erklärung unzureichend, ich hab die Worte des Priesters einfach nicht geglaubt, obwohl im Rest des Filmes alle Details so realistisch erscheinen.

ACHTUNG SPOILER: Auch die Charakterentwicklung von Tommy hätte auch ohne Anwendung von amerikanischem Kitsch, durchaus eindeutig positiver ausfallen können. Irgendwie hat er am Ende dank eines kurzen Moments voller innerer Stärke einfach Glück, seiner Tochter wünscht man aber einen Vater, der nach den Ereignissen im Film, sein und ihr Leben klar wieder in den Griff bekommt. Nach der Trostlosigkeit dieses Abenteueres wäre diese Form von Sicherheit meiner Meinung nach einfach nötig gewesen, was dann aber gezeigt wird, lässt wieder nur auf bessere Zeiten hoffen, aber oft ist ja auch das schon genug. SPOILER ENDE

Insgesamt also ein ruhiger Gruselthriller, mit einem sehr nervösen Hauptcharakter. Funktioniert sowohl als angstmachender Thriller als auch als traurig machendes Drama und dass die eigentliche Minimalhandlung in keiner Sekunde negativ auffällt, ist auch eine eigene Kunst. Nur gegen Ende ist dann die Luft etwas draußen, mit dem Showdown und der Auflösung an sich, konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Hier wären weniger Infos über die Antagonisten, eindeutig mehr gewesen.

„Citadel“ bekommt von mir 7/10 das Haus nie wieder verlassen wollende Empfehlungspunkte.


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