Maneater (Filmkritik)

Sheriff Harry Bailey (Dean Cain, bekannt aus der alten Superman-Serie von 1993) hat Probleme. Zum einen seine minderjährige Tochter Pearl (Lacy Phillips), die erste Anzeichen von sexuellen Aktivitäten zeigt. Zum anderen ist er ein wenig zu gut im Verdrängen, denn seine Frau hat ihn vor Jahren verlassen und er wartet noch immer darauf, dass sie zurück kommt. Und last, but not least, sind ein paar Camper (genau genommen ein Pärchen) im Wald zerlegt worden. Richtig: Zerlegt.

Natürlich gibt es da die alte Indianerlegende des „Wendigo“, die alles erklären würde, aber die Anwohner glauben lieber (wie üblich) daran, dass ein Bär die Leute getötet hat. Je länger Sheriff Bailey mit seinen Kollegen Zeus (Christopher Darga) und Stanley (Saginaw Grant) forscht, desto mehr Anzeichen gibt es allerdings, dass tatsächlich ein Wendigo sein Unwesen treibt, ein Gestaltwandler … und die Anzeichen, dass es sich dabei um Sheriff Bailey selbst handeln könnte, verdichten sich …

Maneater

Die erste Regiearbeit von Schauspieler Michael Emanuel lässt sich grundsolide an. Ein Horrorschocker, der auf all die richtigen, alten Zutaten setzt und Fans der „alten“ Schule in aller Form glücklich mach dürfte. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann, dass die Menge an Gore für einen Film dieser Art sehr zurückgedreht wurde, aber für Fans des Genres wurde ein guter Gegenwert geschaffen: Es kommen umso mehr nackte Körper und Sexszenen vor. Das jetzt bitte nicht falsch verstehen: „Maneater“ ist alles andere als ein Pornofilm, genau genommen ist er sogar ziemlich spannend geworden, es ist nur so, dass das Hauptthema des Films Verrat ist – und zwar in sexueller Hinsicht (auch keine neue Erfahrung im Horrorgenre, oder?) und Michael Emanuel ist sich der Hübschheit seiner Darstellerinnen durchaus bewusst.

So ist zum Beispiel die Ehefrau von Sheriff Bailey untreu geworden, hat sich aber dann doch für ihren Mann entschieden. Die Camper, die am Anfang des Films sterben, führen kurz davor folgenden Dialog: „Hörst da draußen vor dem Zelt etwas?“ – „Nein … vielleicht ist es dein Ehemann?“ – „Schön wäre es, dann könnte er endlich sehen, was er nie mehr kriegen wird.“ Und dann werden sie zerlegt. Ebenfalls sehr klassisch, oder? Genauso wie der Gerichtsmediziner, der mehr weiß, als er verrät. Der alte Indianer (in diesem Fall ein Kollege von Bailey), der die Legende nur allzu gut kennt.

Über allem thront die Beziehung zwischen dem Sheriff und seiner Tochter, die sich in den „Neuen“ in der Stadt verknallt hat – und gleich an dem Tag, an dem Daddy Sheriff sich zur Nachtwache entschließt wird eine Party mit ihren Freundinnen und drei Typen gefeiert – mit – wie es Hilfssheriff Zeus so nett ausdrückt – „the touchy stuff“. Pearls Freundin Kay wird dabei sehr genau beim Sex gezeigt und mehrmals wird im Film erzählt, wie sehr sie herumvögelt – eine sexuell aktive, emanzipierte junge Frau also. Wird die wohl überleben?

Interessant auch das letzte Drittel des Films: Die Hinweise auf den Täter verdichten sich und im gleichen Moment bricht Pearl das Vertrauen ihres Vaters völlig. Dass der erste Coitus der Dame mit dem Finale des Films Hand in Hand geht, ist fast schon selbstverständlich.

Das klingt jetzt alles nach einer ganzen Menge an Spoiler, aber glaubt mir – das ist es nicht. Der Film ist nämlich einerseits wirklich gut anzusehen und ich war fasziniert davon, wie gut es Michael Emanuel gelingt, den mir anfangs sehr sympathischen Sheriff Stück für Stück immer unsympathischer werden zu lassen, bis an den Punkt, an dem ich völlig davon überzeugt war, zu wissen, wer der Täter ist. Ob ich recht hatte? Vielleicht. Dazu müsst ihr euch den Film schon selbst ansehen.

Noch dazu bekommt der männliche Zuseher gutes Futter für die Augen, zum Einen in Form von oben genannter Lacey Phillips, von der ich gern mehr Filme sehen würde, aber auch deren Freundinnen Kay (Nikki Moore, „Kiss The Abyss“ oder „Groupie“) und Buckley (Ellie Gerber, „Tru Loved“).

„Maneater“ ist ein Old-School-Monster-Movie mit okay Effekten, guten schauspielerischen Leistungen, einem Regisseur mit einem männerfreundlichen Inszenierungsauge und einem interessanten Ansatz fürs Drehbuch.

In Summe ist mir das klare 7 von 10 im Wald als Monster Leute mordende Punkte wert


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