Asia Uncut: Dream Home (Filmkritik)

Seit ihrer Kindheit schon träumt Cheng Li-Sheung (Josie Ho) davon, sich ihr Traumapartment zu kaufen. Dafür lebt sie ein einfaches Leben zusammen mit ihrem schwer kranken Vater und ihrem Bruder in einer winzigen Wohnung und arbeitet gleichzeitig in mehreren Jobs. Als sie durch eine Verspätung die sichere Zusage zu der von ihr gewünschten Wohnung wieder verliert, ist sie zutiefst verzweifelt. Völlig machtlos über den Verlust ihres so nah geglaubten Lebenstraumes, hat Cheng eine tötliche Idee: ihre leider doch nicht zukünftigen Nachbarn müssen alle beseitigt werden, so schnell und radikal wie möglich. Nur so kommt sie an die Wohnung heran, die sie schon immer unbedingt haben wollte.

Dream-House

„Dream Home“ ist ein chinesischer Horrorthriller/Slasher, der in der deutschen Version nur 88 Minuten dauert. Greift man aber zum limitierten Mediabook (bei mir in Österreich in ausgewählten Shops erhältlich), dauert der Film ganze 96 Minuten und man bekommt neben der DVD und Blu-Ray in der Mitte auch noch einen Buchteil mit einigen Bildern und Interviews mit Regisseur und Hauptdarstellerin geliefert. Josie Ho, die auch produzierte, hatte sich zuvor den Klassiker „Story of Riki“ angesehen und hat sich dann gedacht, dass so abscheuliche Bilder wieder mal auf die Leinwand gebracht werden sollten. Passend dazu war Regisseur und Drehbuchautor Ho-Cheung Pang, immer schon ein Fan von Hollwood B-Movies, vor allem den Slasher Beiträgen. Somit hatten sich hier definitiv zwei gefunden.

Was nun dabei herausgekommen ist, ist wirklich nicht so einfach anzusehen. Pang arbeitet hier gekonnt mit Gegensätzen. Die Killerin ist eine echt geduldige, alles ertragende Frau, die einfach nur nach ihrem persönlichen Glück sucht und dieses nun endlich zum Greifen nahe vor sich hat. Man vergönnt dieser liebenswerten Person ihre Wohnung, was schon eine gewisse Kunst ist, da der Film ständig zwischen Zeitebenen wechselt und man gleich zu Beginn einen eiskalten Mord von ihr präsentiert bekommt.

Auch bei den Morden an sich ist wieder ein Kontrastprogramm angesagt. Einerseits wirken die teilweise so realistisch und beinhart, dass ich abgesehen von dem unguten Gefühl in der Magengegend echt nicht wusste, wie man das jetzt noch besser/realer hätte machen können. Andererseits sind einige Szenen so over the top, dass man fast auch lächeln muss bzw. auch soll. Laut Regisseur schwingt ja hier auch die satirische und expressionistische Überspitzung der Gesamtsituation in Hongkong mit, da hier eben von der Protagonistin nicht nur die Nachbarn, sondern gleichzeitig auch die Immobilienpreise getötet werden.

Ob der Film nun so funktioniert wie ihn die Macher wollten? Ich beschreibe es mal so mit noch einem Beispiel, was zwar einen Spoiler beinhaltet aber ganz gut zeigt, wie ambivalent die Gefühle sind, die man so beim Betrachten der blutigen Ereignisse bekommt. Nachdem Cheng (in einer ziemlich grenzwertigen Sequenz) eine hochschwangere Dame ohne mit der Wimper zu zucken und zugegebenermaßen kreativ am Weiteratmen gehindert hat, kommt deren Ehemann heim. Der wurde als ein sie betrügender Schleimer eingeführt in die Handlung, der seine Frau nur nicht verlässt, weil sie eben schwanger ist. Beim anschliessenden Kampf mit Cheng ertappt man sich dann dabei, dass man hundertprozentig zu ihr hilft, obwohl sie gerade zuvor noch durch bespielslose Emotionslosigkeit geglänzt hat.

Josie Ho bekommt dabei die Wandlung von normalem, aber ziemlich passivem Menschen, hin zu einer aktiven und sich nicht bremsen lassenden Killerin überzeugend hin. Das ergibt dann diesen ultraharten Film, dessen satirische Untertöne wohl nicht jeder erkennen wird außer vielleicht die Chinesen selber, die die Wohnungssituation in ihrem Land wohl am Besten kennen dürften. Als Horrorfilm an sich ist „Dream Home“ intensiv und unangenehm zugleich, aufgelockert durch diese übertriebenen Einfälle, die beim Zuschauer für die dringend nötigen, befreienden Lacher sorgen. Dies ist sicherlich kein Film für jeden Horrorfan, wer sich aber trotzdem auf das Erlebnis einlassen will, dem wünsche ich natürlich viel Glück bei der Wohnungssuche.

Dream Home bekommt von mir 8/10 die grausame Realisierung von Wunschträumen in perfekt inszenierte Bilder einfangende Empfehlungspunkte


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