Wie sieht’s aus – schafft es das neue „Gran Turismo 5“ auf den ersten Platz der Next-Gen-Rennspiele? Die Antwort ist ein klares Jein. Denn „GT 5“ versteht sich nicht als Spaßspiel, sondern als recht ernsthafter Racing-Simulator. Wer daher nur auf „fast fun“ aus ist, wird mit „Blur“ oder „Split Second“ eher glücklich werden. Gamer, die immer noch am liebsten im Freundeskreis „Mario Kart“ spielen, finden dank „ModNation Racers“ (hier) oder „Sonic All Stars“ (hier) auf jeder aktuellen Plattform einen entsprechenden Titel.
Für alle echten Auto-Fans, die sich nur zu gerne in den technischen Details ihrer Wägen verlieren, ist „GT 5“ ein Segen. In einer absolut perfektionistischen Weise haben die Macher des Spiels 200 neue Automodelle entworfen, die einfach klasse aussehen. Außerdem sind 70 Rennstrecken an Bord, die ebenfalls einen sehr überzeugenden Eindruck machen. Und für die Zukunft ist „GT 5“ auch gerüstet: Besitzer eines 3D-Fernsehers tauchen noch direkter ins Geschehen ein.
So reichhaltig und facettenreich „GT 5“ ist, bleibt das Spiel doch immer übersichtlich. Die Gliederung ist sehr gelungen. Wer sich nur mal schnell auf der Rennstrecke austoben will, kann das im Arcade-Modus tun. Der GT-Modus dient hingegen dazu, an der eigenen Kariere zu basteln und beginnt ganz am Anfang: Beim ersten Autokauf. Mangels Kohle sind die wirklich attraktiven Wägen zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht verfügbar. Ein Grund mehr, besser (und vor allem reicher) zu werden!
Wo wir schon beim Thema Geld sind: Billig wirkt „GT 5“ keinen Augenblick lang. Die Einführungssequenz hat echtes Spielfilm-Format, die Musik reicht von gediegenem Jazz bis hin zu ziemlich fetzigem Rockpop. Das ausgefuchste Konzept, zwischen „A-Events“, die dem Spieler viel Aktivität abfordern, und „B-Events“, die ihn hinter die Kulissen führen, zu unterscheiden, ist nur ein Beispiel für die überlegte Umsetzung. Der Online-Multiplayer-Modus ist ebenfalls absolut ausgereift. Hier macht sich die 6-jährige Entwicklungszeit besonders bemerkbar.
Was „GT 5“ sehr gut gelingt, ist ein angenehmes Fahrverhalten der Autos zu simulieren. Wirklich „realistisch“ lässt es sich aber nicht nennen. Wären die Schäden bei echten Zusammenstößen auch nur so gering wie in „GT 5“, hätten die Automobilklubs wohl viel weniger Sorgen. Nur sehr brutale Crashes hinterlassen in Sonys „Real Driving Simulator“ sichtbare Spuren. Der Vorteil davon ist, dass der Frustrationspegel niedriger bleibt.
Einige nachhaltigere Mängel weist „GT 5“ aber auch auf. Ob es dem Spiel etwa tatsächlich nützt, dass die Entwickler neben den neuen Wägen 800 alte Modelle aus früheren „GT“-Versionen übernommen haben, ist fraglich. Denn der PS2-Look dieser Autos steht im krassen Gegensatz zum gediegenen Aussehen des restlichen Spiels. Zudem ist die Bildwiederholrate nicht stabil, ein oft nur allzu deutlich sichtbares Ruckeln ist die Folge. Hoffentlich gelingt es Sony, hier noch nachzubessern.
„GT 5“ bietet hohe Qualität und großen Detailreichtum – leider aber nicht durchgängig. Wer um die Schwachstellen (alte Wägen, einige langweilige Rennstrecken) einen Bogen macht, findet derzeit kaum eine bessere Rennsimulation.
Wir vermachen dem neuen „Gran Turismo“ 8 von 10 Empfehlungspunkten.