Castlevania – Lords of Shadow (Game Review)

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Märchenhaft schön sind nicht nur die Szenerien des neuen „Castlevania – Lords of Shadow“. Auch die vielen atmosphärischen Details lassen die Welt des Spiels wie einen langen und reichhaltigen Traum erscheinen. Gabriel Belmont, seines Zeichens Ritter der Bruderschaft des Lichts, kämpft sich durch Nebelschwaden, Regen und Schnee, um die dunkle Herrschaft zu besiegen, die seine einstige Geliebte ermorden ließ.

Mit früheren „Castlevania“-Titeln hat die Neuauflage nur wenig zu tun. Eher schon fühlt man sich an „God of War“, „Assassin’s Creed“ und andere actionlastigere Kost erinnert. Doch wen das nicht stört, der wird an der tadellosen Qualität des Spiels nichts auszusetzen haben. Denn dass „Castlevania“ mit viel Liebe programmiert wurde, steht schon nach nur zehn Minuten Spielgenuss außer Frage.

Das Menü ist nämlich ein vom Wind umwehtes Buch, dessen Seiten zart zittern: Nicht nur ein optisches Gustostück, dient es neben der Navigation dazu, den Spieler mit der Rahmenhandlung vertraut zu machen. Vor jeder größeren Szene präsentiert es einen einleitenden Text, der von Schauspieler Patrick Stewart gelesen wird. Klingt super – und versteckt zudem auf geniale Weise die ohnehin kurzen Ladezeiten.

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Dass die Finsternis allerlei gruselige Gegner bereithält, ist klar. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ist mit früheren „Castlevania“-Inkarnationen aber dennoch nicht vergleichbar, sondern deutlich niedriger. Was eine tolle Sache ist, weil die Zielgruppe dadurch deutlich größer wird. Besonders spannend ist das Magie-System: Setzt der Held „weiße“ Magie ein, steigt mit jeder besiegten Kreatur der Nacht seine Energie. Der „schwarze“ Zauber hingegen macht seine Peitschenhiebe noch effektiver.

Die magischen Kräfte und die vielen Upgrade-Möglichkeiten der Spielfigur sorgen in „Castlevania – Lords of Shadow“ für die nötige Abwechslung. Ohne sie wären die Kämpfe ein wenig zu repetitiv und blieben auf bloßes Buttonmashing (= wahlloses schnelles Knöpfedrücken) beschränkt. Gewöhnungsbedürftig ist, dass der rechte Controller-Stick nicht die Kamera steuert. Dass die Handlung linear verläuft, dürfte hingegen nur wenige Spieler stören, da der Plot recht ausgefeilt ist. Auch zieht die wirklich ausgezeichnete Musik den Spieler viel zu schnell in ihren Bann, um weitere Kritik aufkommen zu lassen.

Vom wunderbar sentimentalen Score (wer Samuel Barbers „Adiago for Strings“ kennt, weiß Bescheid) über die hinreißende Mittelalterszenerie bis hin zur umfangreichen Erweiterbarkeit der Fähigkeiten der Spielfigur macht das neue „Castlevania“ vieles richtig. Wichtig ist nur, sich nicht einen Aufguss früherer Titel gleichen Namens zu erwarten, um nicht enttäuscht zu werden. Für alle, die sich auf ein gänzlich neues Mittelalter-Abenteuer einlassen wollen, stehen die gusseisernen Tore des Spiels jedenfalls sperrangelweit offen. Und Gothic-Liebhaber werden sowieso hin und weg sein.

Wir geben „Castlevania – Lords of Shadow“ 8,5 von 10 unerwartet zutraulichen, hoffnungslos romantischen Empfehlungspunkten.


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