Bayonetta (Game Review)

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Zum ersten Mal gesehen habe ich erste Szenen aus dem meisterhaften Bayonetta vor einigen Monaten auf einer Presseveranstaltung Microsofts. Schon damals war zu erkennen, dass das damals noch unfertige Spiel das Potential hatte, zu einem der großen Knüller der Jahresumbruchszeit zu werden. Einiges machte zwar noch einen unfertigen Eindruck und der Schwierigkeitsgrad war selbst für Hartgesottene sehr hoch.

Die einzigartige Optik war aber bereits erkennbar: Die Heldin lief etwa eine Brücke entlang, die plötzlich von einem riesigen, wie Zeus aussehenden Gegner samt Bayonetta aus ihrem Fundament gerissen wurde. Die Heldin bewegte sich indes wie gewohnt weiter, der Spiele versuchte, mit Schlägen gegen die Hand des „Zeus“, wieder in die Nähe sicheren Bodens zu gelangen.

Als vor kurzem die Demo (kostenlos im PSN und xBox Live) herauskam, war meine Begeisterung groß: Das Spiel wirkte nicht nur geschmeidiger, sondern war auch für Normalsterbliche spielbar geworden. Sogar Gelegenheitsspieler („casual gamers“) konnten sich am stark vereinfachten Gameplay erfreuen, da die Steuerung im Easy-Modus nur noch einen einzigen Angriffsknopf vorsah. So konnten sich plötzlich alle der nach wie vor grandiosen Grafik erfreuen.

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Und jetzt ist es da, das vollständige und fixfertige Bayonetta. Das Rezept ist genial: Man nehme eine der japanischen Sagenwelt entlehnte, brillentragende und Zaubersprüche beherrschende Heldin und bette sie in Szenerien ein, die ungefähr so aussehen, wie sich ein Asiate wohl eine europäische Metropole vorstellt – Euro-Trash in Neuauflage! Weites füge man riesige Monster hinzu (siehe „Zeus“) und denke sich eine Geschichte über verfeindete Hexen-Clans aus (Bayonetta gehört zu einem davon), die im Normalfall nur heftiges Kopfkratzen auslösen kann.

Es sind die vielen Details, die faszinieren: So besteht Bayonettas Kleidung fast vollständig aus ihren eigenen Haaren, die in manchen Szenen zu verhexten Angriffsvehikeln mutieren und jeden auch noch so großen Gegner mit Haut und Haar verschlingen. Wer noch nie einen solchen „Haardämon“ gesehen hat: Hier kommt die Chance deines sterblichen Lebens! Und sich fürchten gilt nicht.

Haarstäubend sind auch allerlei andere skurrile Dinge: Die Folter-Attacken etwa wären die in jedem anderen Spiel ein Zeichen schlechten Geschmacks (Stichwort „Eiserne Jungfrau“), wenn sie aber Bayonettas Widersacher in die Knie zwingen, wird klar, dass sie hier fraglos eine Bereicherung sind und super ins Gesamtbild passen.

Die Art und Weise, wie Gameplay und Grafikeffekte in diesem Spiel miteinander verflochten sind, setzt Bayonetta unterm Strich die Krone auf. Das muss man gesehen haben – wenn sich dann noch die rasante Action dazugesellt, wird klar: So ein Erlebnis gibt’s so schnell nicht wieder. Oft glaubt man sich noch in irrwitzigen Zwischensequenzen zu befinden, bis man voller Verwunderung feststellt, dass die haarige Hexe trotz der außergewöhnlichen Winkel und Kamerapositionen längst gesteuert werden kann.

Die zahlreichen Waffen, die sich auf die Steuerelemente verteilen lassen, und der Umstand, dass es mehr herauszufinden und auszuprobieren gibt als beim ersten Mal Durchspielen entdeckt werden kann, halten das Spiel für lange Zeit interessant. Davon abgesehen ist Bayonetta mit seiner hohen Geschwindigkeit, seinen abgedrehten Zwischensequenzen und der mitreißenden Musik einzigartig genug, um mehrere Spieldurchgänge hindurch zu faszinieren.

Echte Kritikpunkte gibt es an Bayonetta keine, lediglich das Rumblepack-Feedback hätte ein wenig subtiler programmiert werden können und die PS3-Version kommt an die auf der xBox 360 realisierte Grafik nicht immer heran. Eine Empfehlung ist Bayonetta aber in jedem Fall wert, das Spiel bekommt 9 von 10 haarig-verhexte Highspeed-Empfehlungspunkte.


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