Return To Monkey Island (Game-Review)

Lange sind sie her, die Glanzzeiten von Guybrush Threepwood – einst bekannter Pirat, gefürchtet (oder so) auf allen sieben Meeren und Bändiger des untoten Geisterpiraten oder Zombiepiraten oder … was auch immer-Piraten LeChuck.

Aber da gibt es noch Fragen, die offen sind und die lassen Guybrush keine Ruhe. Die Frage, deren Antwort er beschließt auf alle Fälle finden zu müssen: Was ist es, das wahre Geheimnis von Monkey Island?

Und die Geschichte beginnt – auf Melee Island …

Wer wissen will, was Monkey Island für mich ist, der oder die sollte die Kritiken zu „The Secret Of Monkey Island„, „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“ und „The Curse Of Monkey Island“ lesen.

Ich konnte es kaum glauben, als nach all den Jahren ein Nachfolger (nach dem eher missglückten vierten Teil „Escape From Monkey Island“ und dem doch gelungenen „Tales From Monkey Island“) erschienen ist. Und dann sind auch noch Ron Gilbert un Dave Grossman und Dominic Armato mit dabei …? Oh – Freude!

Um für die nicht so eingeweihten zu erklären, was das für Fans bedeutet hat: Stellt euch vor, dass George Lucas das Ruder von Star Wars wieder übernommen hat und gemeinsam mit Mark Hamill und Harrison Ford einen neuen Film dreht, der von John Williams mit Musik unterlegt wird. Ungefähr so wäre das. Also: Ein Traum.

Ein wenig für Verwirrung hat der Grafikstil von Grafikünstler Rex Crowle gesorgt und ich gestehe, dass mir die Standbilder auch nicht richtig gut gefallen haben. Die Pixelgrafik aus Teil 2 (oder dem Remake) oder die Cartoon-Optik aus Teil 3 – hm, das wäre schon was gewesen, aber Ron Gilbert meinte mal in einem Interview, man solle nicht urteilen bevor man das Ding nicht in Bewegung gesehen habe und ob die Fans wirklich denken, er würde Monkey Island(!) in den Sand setzen wollen?

Eben.

Und so war es dann auch für mich – es hat keine fünf Minuten gedauert und ich hatte mich an die Optik gewöhnt – was vor allem daran liegt, dass das Spiel in Bewegung wirklich cool aussieht und natürlich kombiniert mit der Musik und den grenzgenialen Sprecher:innen quasi alles richtig macht.

Was ist jetzt „Return“ geworden? Nun, ein Point & Click-Adventure der alten Schule, welches storymäßig gleichzeitig ein wundervoller Abschluss, ein gelungener Neuanfang und ein gelungenes Mittelstück darstellt.

Aber man ist auch modern inklusive Hot-Spot-Anzeige, eingebauter und tatsächlich hilfreicher mehrstufiger Lösungshilfen, damit auch niemand überfordert ist. Es gibt auch Sammelkram, der zwar nichts bringt außer Kenner:innen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, aber das gehört halt auch dazu. Abgesehen davon ist alles wirklich wundervoll und mit Liebe gemacht. Der Sammelkram kommt übrigens in Album und Guybrush kommentiert natürlich alles – wunderbar. Bringt es was für’s Spiel? Nein. Aber die wunderschöne Nostalgie schlägt da halbwegs zu.

Apropos mit Liebe gemacht: Die ganze Story strotzt vor Liebe und wer unbedingt mehr Monkey Island bekommen möchte als er oder sie ertragen kann, der oder die sollte beim Start des Spiels die „chatty“ Variante wählen. Ja, Ron Gilbert und Co haben zwei Spielvarianten eingebaut – nicht im Sinne von „leicht“ und „hart“ wie im zweiten Teil, sondern „gesprächig“ oder „Standard“.

Im „gesprächig“-Modus werdet ihr gewarnt, dass die Autor:innen sich bei den Dialogen ausgetobt haben und es sein könnte, dass sie ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sind und … ja, das sind sie. Sogar ich als Fan, der quasi nach jedem Funken neuen Inhalts von „Monkey Island“ gebettelt habe, musste nach einigen Stunden zugeben, dass es vielleicht zu denken geben sollte, wenn sogar die Autoren des Spiels der Meinung sind, dass es ein wenig „zu geschwätzig“ geraten ist.

Um die bestmögliche (nicht längste) Spielferfahrung zu haben, sollte man also auf die Macher:innen hören und die „Standard“-Version wählen.

Unabhängig davon: Die Wortwitze sitzen nach wie vor (in der englischen Version), die Synchronsprecher – allen voran Originalsprecher Armato – sind richtig, richtig gut und die Pointen haben mich mehrmals zum laut auflachen gebracht. Es gibt mehrere Akte und ja, man kann sagen, dass die Story eventuell an manchen Stellen ein wenig gestreckt wurde, aber in diesem Fall finde ich das nicht so schlimm, weil es dazu führt, dass man mehr alte Bekannte wieder trifft. Und das ist bei Monkey Island immer gut.

Für mich persönlich war „Return To Monkey Island“ ein wunderschöner Trip zurück in eine andere, leichtere und lustigere Zeit, brachte aber auch eine etwas bittere Erkenntnis mit sich: Mit Mitte 40 nach dem Kinder ins Bett bringen und einem Tag Arbeit ist mein Hirn nicht mehr geschaffen für Point & Click-Adventures. Vielleicht wenn die Kinder älter sind und mitspielen können. Ja, ich habe vermehrt zur integrierten Lösungshilfe gegriffen, einfach weil ich meistens spät in der Nacht spiele und wirklich wirklich früh wieder aufstehen muss und ich einfach gemerkt habe: Shooter? Rollenspiele? Action-Adventures? Geht alles. Point & Click-Adventures: Sorry, die Zeiten sind vorbei (und kommen hoffentlich wieder).

„Return“ wird wohl für eine Weile mein letztes PnC-Adventure bleiben. Aber wenn schon durchbeißen und das Hirn zermatern, trotz Müdigkeit, dann für „Monkey Island“ und Guybrush Threepwood. Achja, Guybrush, … was ist mit dem überhaupt? Ganz ehrlich: Es gibt mächtigere, charismatischere, heldenhaftere und vielleicht sogar selbstlosere Helden als ihn. Aber es wird nie (noh dazu ist er jetzt auch noch Papa) einen Besseren für mich geben.

„Return To Monkey Island“ bekommt 9 von 10 möglichen, eine gebührliche Rückkehr zustande bringende, Punkte.


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