Loudermilk – Staffel 1 (Serienkritik)

Loudermilk (Ron Livingston) leitet eine Selbsthilfegruppe von Suchtkranken. Er selbst war einst alkoholabhängig, ist aber schon seit Jahren trocken. Die Gruppe ist bunt zusammengewürfelt und alle sind willkommen. Allerdings wird die Sache ein wenig komplizierter, als eine junge Frau namens Claire (Anja Savcic) zur Gruppe stößt – und das auch nicht ganz freiwillig. Nach vielem hin und her kommt es sogar so weit, dass sie bei Loudermilk einzieht. Und das obwohl dieser bereits einen Mitbewohner hat: Sein Menter Ben (Will Sasso), der übergewichtige und wenig ambitionierte Typ, hat ein Auge darauf, dass Loudermilk nicht rückfällig wird. Scheinbar zumindest.

Alles wird noch komplizierter als eine neue Nachbarin ein paar Türen weiter unten einzieht und die Loudermilk sehr gut gefällt. Allerdings ist seine Art und Weise mit Menschen umzugehen mit „unbeholfen“ noch sehr nett umschrieben. Man könnte auch sagen er ist ein A******h das es gut meint.

Die Komplikationen in der Selbsthilfegruppe werden auch nicht weniger und immer wieder wird es knapp, dass der Pfarrer (Eric Keenleyside) sie nicht aus seinen Räumlichkeiten wirft, weil er doch ein Mindestmaß an Anstand, sprachlicher Rücksichtnahmen und … nun, Verlässlichkeit erwartet.

„Loudermilk“ ist tatsächlich eine Serie, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und durch die ich durch Zufall gestoßen bin. Die Serie bringt es auf drei Staffeln und lief von 2027 bis 2020. Ich wundere mich, dass ich noch nie davon gehört hatte, denn ich habe – wirklich durch Zufall – mal reingeschaut und bin dann gleich hängen geblieben.

Das liegt an mehreren Faktoren – einer davon natürlich völlig klar der Charakter von Loudermilk, der ja tatsächlich im Regelfall gute Absichten hat und es wirklich gut meint, aber … er kann halt nicht anders als immerzu in Sarkasmus und blöde Bemerkungen zu kippen, was ihn durchaus in die eine oder andere unangenehme Situation bringt. Auch wenn er – das muss man so sagen – ganz oft Recht hat damit.

Was aber dann auch dazu geführt hat, dass ich dran geblieben bin: Die Charaktere rund um ihn herum. Da ist zum einen sein Mitbewohner Ben, der ja schon sehr eigenwillig ist und – wie sich bis zum Serienende herausstellt – durchaus mehrere Geheimnisse hat, die er Loudermilk nicht mitteilt. Dann zum anderen Claire, die ein Kapitel für sich ist, sich aber noch als wichtiger Teil von Loudermilks Leben herausstellen wird und – nicht zu vergessen: Die Charaktere in der Selbsthilfegruppe.

Da sind schon eine Menge halbwegs kaputter Gestalten drin und anfangs dachte ich, dass die allesamt nur Stichwortgeber sind und für den Comic-Relief eingebaut wurden, so wurde ich eines Besseren belehrt. Die sind allesamt durchdachte Figuren und haben ihre eigenen Agenden und Lebenspläne und manche davon werden durchaus zentral genutzt für und eine Episode lang in den Mittelpunkt gerückt.

Bobby Mort, der die Serie erfunden hat, hatte wohl Glück: Er hat mit Peter Farrelly, der an sich ja kein Unbekannter sein sollte und durchaus auch bekannt ist für seine schrägen Filme und Drehbücher, einen Partner gefunden, der die Serie produziert hat und – ich nehme mal an – auch ein paar Ideen beisteuerte. Wer den Namen nicht kennt – die Farrelly Brüder Peter und Bobby waren in den 1990iger Jahren und Anfang der 2000er ziemlich bekannt für ihre Filme, wie „Verrückt nach Mary“ (hat Cameron Diaz zu Ruhm verholfen) oder auch Jim Carrey („Ich, beide & Sie“). Zuletzt hat Farrelly Peter mit „Green Book“ sogar einen Oscar-Film produziert.

Ich weiß nicht, wie viel davon man jetzt auf „Loudermilk“ übertragen kann, aber die Serie ist erdig, voller Menschen und Figuren, die vielleicht ein wenig überlebensgroß gezeichnet sind, aber alles ist stimmig, nett und trotzdem immer ein wenig schräger als man es im Alltag hat. So gern ich zB Loudermilk am TV zusehe – ich glaube nicht, dass ich ihn in meinem Umfeld haben möchte.

In Anbetracht dessen, was bereits in Staffel 1 alles passiert bin ich tatsächlich gespannt, was in Staffel 2 noch alles vorkommen kann, denn die Latte ist hoch gelegt. Der Witz, die Absurdität und ja, auch das Drama, werden hier groß geschrieben, aber irgendwie schaffen es alle, dass es trotzdem nicht kitschig wirkt.

Sicher nicht die beste aller Serien, aber in Anbetracht von all der Hochglanz- und Actionmaterie, die hier in diesen Tagen herumgeistert einfach mal wieder ein Highlight eine Serie zu sehen, die sich um Menschen mit all ihren Fehlern dreht, das Ganze mit Humor nimmt, sich aber dennoch nicht über die Figuren lustig macht.

Find ich gut. Sollte man sich nicht entgehen lassen.

„Loudermilk – Staffel 1“ bekommt von mir 8 von 10 mögliche, die Zeit wie im Flug vergehen lassende, Punkte.


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