Sam (Scott Adkins) ist ein Sniper und erledigt zusammen mit seinem Spotter Ken (Jack Parr), sehr effizient seine Aufträge. Bei seinem aktuellen Schuß, wirft sich jedoch dessen Freundin vor sein Ziel, was Sam ziemlich zu schaffen macht. Darum teilt er einige Zeit später seiner Chefin Tamara (Alice Eve) mit, dass er sich zur Ruhe setzen will.
Zu einem letzten Einsatz, kann sie ihn jedoch noch überreden und dafür hat sie sogar ein Luxus-Penthouse für Sam und Ken zum Abschied springen lassen. Um den Abend noch besser zu machen, tauchen mit Mona (Madalina Bellariu Ion) und Lily (Alba De Torrebruna) auch noch zwei Masseurinnen auf. Als plötzlich ein Schuß vom anderen Gebäude kommt und das Hotelpersonal beginnt Sam töten zu wollen, wird klar, dass dieses Szenario einfach zu schön um wahr zu sein, ist…
Nick McKinless hat sein Geld bis jetzt als Stunt-Koordinator (etwa bei Kingsman: The Golden Circle) oder Stuntman (z.b. bei ZS Justice League) verdient und liefert hiermit sein Debüt als Regisseur ab. Seinem Genre bleibt er dabei natürlich treu und laut Interview wollte er von der Atmosphäre her einen Actioner im Stil der 80er Jahre machen, nur eben mit einem modernen Twist versehen.
Versteht mich jetzt nicht falsch, man kann den Film an mehreren Stellen extrem leicht angreifen, doch die Kunst ist es eben immer, wenn ein Film es schafft, dass du das nicht willst. Genau so ist es mir hier gegangen. Ich bin in Summe richtig positiv überrascht worden gleich auf mehreren Ebenen was so weit geht, dass ich sagen würde dies ist mein Lieblings-Low Budget aka nicht fürs Kino konzipierte Action-Abenteuer des Vorjahres 2024.
Dass es hier Action geben würde, ist klar. Humor steht nach den ersten Minuten ebenfalls an der Tagesordnung. Doch dass in Form einer Masseurin dann ein Joker ins Spiel kommt, der dem Konflikt des Helden Tiefe verleiht und dir die Protagonisten spätestens dann nicht mehr egal sind – obwohl man sich bald sicher sein kann, wie die Sache ausgehen muss – damit habe ich so wirklich nicht gerechnet.
Die rumänische Schauspielerin Madalina Bellariu Ion (Drained) kannte ich bisher nicht, doch wie sie Mona spielt, mit allen Nuancen von verspielt, irritiert, vorwurfsvoll, traurig und ihr Innerstes preisgebend, das hat mich schon bewegt und es ist ein starkes Netz, dass neben der Action alles zusammenhält. Gepaart mit Scott Adkins (Accident Man 2), der hier neben dem Kämpfen wieder mal richtig spielen darf und als Sniper mit Selbstzweifel überzeugt.
Die Interaktionen mit Mona stehen dabei im Kontrast zu der Buddy-Dynamik, die er mit dem von Jack Parr (Wolves of War) mit viel Spielfreude porträtierten Ken an den Tag legt, zahlreiche Schimpfwörter inklusive. Als Gegenspielerin rundet Alice Eve (The Infernal Machine) den starken Cast ab und wer Filme gerne auf englisch schaut wie ich, der kommt in den Genuss ihres schön überheblichen Akzents. Übrigens soll es ein Twist sein, dass sie die Böse ist, obwohl es auch im Trailer vorkommt, aber man kann es sich auch so sofort denken.
Die Action ist schnell und wuchtig und bei den Martial Arts Szenen kommt immer die Ebene hinzu, dass man immer an den gegnerischen Sniper denken muss, der jederzeit schussbereit ist. Adkins darf hier wieder mal zeigen, was er kann und durch die Erfahrung des Regisseurs in diesem Metier, ist die Energie dahinter klar zu spüren im Sinne von man spürt den Aufprall. Dabei schafft man es, dass die für längere Zeit auf ein Hotelzimmer beschränkte Handlung, niemals langweilig wird.
Für diese Art von Film wirklich unerwartet gut gespielt (Bellariu merke ich mir), souverän von der Action her, mit dem richtigen Mix aus Unsinn und Tiefe und ja, ich unterstelle Regisseur McKinless die nötige Intelligenz viele der angreifbaren Szenen, als Referenz/Hommage an die Action-Filme seiner Jugend eingebaut zu haben, was er in gewissem Sinne, ja auch so gesagt hat. Scott Adkins bleibt eine sichere Bank, was Genre-Unterhaltung betrifft und in seinen nächsten Filmen, sind Leute wie Marko Zaror, Alain Moussi und Iko Uwais mit dabei, es bleibt also unterhaltsam.
„Take Cover“ bekommt von mir 7,5/10 aus der Dunkelheit der Deckung ins Licht der Freiheit tretende Empfehlungspunkte.
Pingback: Take Cover – Filmkritik - Passion of Arts