Time Cut (Filmkritik)

Lucy (Madison Bailey) leidet unter ihren übervorsorglichen Eltern, die sie am Liebsten ständig in ihrer Nähe hätten. Das wiederum liegt daran, dass ihre Schwester Summer (Antonia Gentry) vor 20 Jahren ermordet wurde. Als Lucy eines Tages ein Licht in einer Scheune sieht und an einer Maschine einen Knopf drückt, geschieht etwas Unglaubliches.

Sie befindet sich plötzlich im Jahr 2003 und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem ihre Schwester noch am Leben ist. So bekommt sie zwar die Chance, sie endlich kennenlernen zu dürfen, doch was soll sie gegen ihren Killer unternehmen und wie ist sie überhaupt hier hergekommen und wie kommt sie wieder zurück ins Jahr 2024?

Was Regisseurin Hannah Macpherson (Sickhouse) hier genau für eine Art Film machen wollte und was die Aussage sein soll (am Drehbuch war sie auch beteiligt), ich habe ehrlich keine Ahnung. Ich werde euch nun auf jeden Fall beim Versuch es zu verstehen teilhaben lassen und dabei auch spoilern. Der Film läuft seit Ende Oktober 2024 auf Netflix und ist von der Story her ähnlich angelegt wie Totally Killer, der Halloween 2023 rauskam, obwohl die Dreharbeiten zu Time Cut schon im Jahr 2021 abgeschlossen waren.

Zunächst mal wird dies als Slasher deklariert und es läuft auch ein Killer mit Maske herum, der Menschen mit dem Messer absticht und das immer brav abseits der Kamera. Als Gegenbewegung zu den immer brutaleren Morden bei Terrifier ist dies grundsätzlich eine begrüßungswerte Idee, doch eine gewisse Härte muss angesichts dieses Horror-Subgenres doch sein. Das fühlt sich aber leider dann so an, als hätte man den Borderlands-Film PG13 Filter über das Geschehen drüber geklatscht.

Dann das ganze (bekannte) Gerede über Dinge, die man in der Vergangenheit nicht ändern darf, weil sonst im schlimmsten Fall die Welt untergehen würde. Außer diesen Worten haben die Taten von Lucy dann genau null Auswirkung. Das bringt mich zur Aussage und dem am Papier spannendsten Teil der Story. Lucy wurde nur geboren, weil ihre Schwester vor 20 Jahren ermordet wurde und ihre Eltern eben deshalb noch ein (genau ein) Kind wollten.

Die Überlegung ist also, ob Lucy überhaupt existiert, wenn sie ihrer Schwester in der Vergangenheit das Leben rettet. Was sich nach einer starken Idee anhört, die sich bei zu langem Nachdenken mit einem Knoten im Hirn auswirken könnte, ist dann ebenfalls ohne Konsequenz. Der Film endet im Jahr 2003, in das Lucy dann freiwillig zurückkehrt und in dem sie ihr Leben gemeinsam mit ihrer Schwester führt. Was lernen wir also daraus?

Früher war alles besser? In der Vergangenheit zu leben, ist erfüllender als in der Gegenwart? Ich habe wirklich keine Ahnung, aber wahrscheinlich ist es wie alles hier einfach egal. Wobei es Dinge gibt, die funktionieren. Vor allem der nostalgische Soundtrack etwa mit Avril Lavigne, Vanessa Carlton oder Michelle Branch hat bei mir schöne Erinnerungen ausgelöst, auch ein paar der optischen Eindrücke. 2003 grundsätzlich als Datum für eine Reise zurück, da kam ich mir doch dann ziemlich alt vor (nur so als wertfreier Zusatz).

Was auch passt ist der Cast, allen voran Madison Bailey (Outer Banks) als Lucy. Die mag man einfach, da man sie als nachdenkliche, mutige junge Dame mit Tatendrang wahrnimmt. Griffin Gluck (Lock and Key) als Quinn ist der perfekte Nerd und ein fast noch besseres Opfer um gemobbt zu werden von den Jungs seiner Schule und um ausgenutzt zu werden von den Mädchen für Schularbeiten und ähnliches.

Dies ist in Summe wohl dann am ehesten ein Coming of Age Drama, mit „Slasher light“ Rahmenhandlung und Zeitreise als Gimmick. Außer dass ich Bailey sympathisch finde, kann ich mir sonst aber nichts mitnehmen, außer dass man doch beim Drehbuchschreiben auch wissen sollte, was man für eine Art von Film machen will und welche Botschaften darin vorkommen sollen. Klingt logisch? Nun erzählt das doch bitte Hannah Macpherson, für sie scheint dies unbekanntes Wissen zu sein.

„Time Cut“ bekommt von mir 4/10 die Zunahme der Verwirrtheit in Hollywood weiter bestätigende Empfehlungspunkte.


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