Windfall (Filmkritik)

Ein Mann (Jason Segel) bricht in das Feriendomizil eines reichen Geschäftsführers (Jesse Plemons) ein. Als er gerade seinen Einbruch beendet hat, trifft der Hausbesitzer mit seiner Frau (Lily Collins) ein und sie entdeckt den Dieb, als er das Haus verlassen will. Notgedrungen nimmt dieser daraufhin das Ehepaar als Geiseln. Nach einigen Diskussionen einigen sich die drei schließlich darauf, dass ihm der Unternehmer eine halbe Million Dollar besorgt.

Dieses Geld braucht er, damit er jetzt wo sein Gesicht bekannt ist – da eine versteckte Kamera ihn aufgenommen hat – ein neues Leben starten kann. Der Deal ist am laufen, doch bis es zur Übergabe kommt, müssen die drei Leute mehr als 24 Stunden Wartezeit miteinander überbrücken. Damit beginnt ein vor allem auf psychologischer Ebene laufendes Katz und Maus Spiel, wobei dabei weder der Gewinner feststeht noch mögliche Eskalationen ausgeschlossen werden können…

Hauptdarsteller Jason Segel fungiert hier als Produzent und hat auch an der Geschichte für diesen Film mitgearbeitet. Ebenso wie Charlie McDowell (The Discovery), der hier der Regisseur ist und mit Lily Collins (To The Bone), seiner Ehefrau die Hauptrolle aka einzige Frauenrolle vermacht hat. Seit 18 März 2022 läuft er nun auf Netflix und wird was die Art wie die Story erzählt wird anbelangt, mit Hitchcock verglichen. Vom „Slapstick“ Abteil, wurde in der Promo jedoch nichts erwähnt.

Ab jetzt folgen Spoiler. Ich glaube ich weiß was man hier erreichen wollte, doch für mich fängt die Idee dahinter niemals richtig Feuer. Zuerst mal zu dem guten Teil. Ein einsames Gebäude und drei Darsteller (für kurze Zeit ein vierter), ein Kammerspiel also, dass sich voll auf das Schauspiel verlassen muss. Vor allem Jesse Plemons (Antlers) ist großartig, wie er seine Arroganz teilweise süffisant unterdrückt, sie dann wiederum in bestimmten Momenten brutal und selbstgerecht nach außen schießt.

Auch Jason Segel ist gut, einfach weil er so gänzlich ungeeignet für das Leben als „Verbrecher“ ist, sich nicht ordentlich vorbereitet hat und obendrein noch tollpatschig ist. Dass er seine Emotionen was seine Beweggründe betrifft so schön im Zaum hält, das ist ebenso stark, nur am Schluss lässt er sich dann zu einer Hasstirade hinreißen, die hat einiges wieder kaputt gemacht. Was mich zu Lily Collins als Ehefrau bringt, sozusagen die Gefangene in einem goldenen Käfig.

Hier sind die Gespräche mit Segel die Highlights, denn er lässt ihr die Opferrolle nicht durchgehen. Sie hat ihr einfaches Leben gegen dieses eingetauscht und keiner hat sie dazu gezwungen. Super seine Antwort als sie ihm verrät, was sie früher für ein Tattoo hatte. Das eigentliche Problem sind wie man schön herauslesen kann nicht die Schauspieler, sondern die Figuren an sich, die einfach nicht sympathisch sind und auch nur in Ansätzen spannend.

Der reiche, egozentrische Mistkerl, der arme Verlierer, der nicht versteht warum er nichts und andere alles haben und die früher lebensfrohe und aufstrebende Dame, die Freiheit gegen Sicherheit eingetauscht hat. Durch die Art der Story – mit all den verspielten Momenten und den Unzulänglichkeiten des Gangsters – wird irgendwie bald klar, dass es beim Finale zu einer Eskalation kommen muss, was jetzt rein auf die Spannung bezogen, auch nicht mehr viel hilft. Warum? Ja weil die Figuren einfach allesamt unsympathisch sind.

Der Gärtner, der seine Arbeit liebt und sein Schicksal damit besiegelt, dass er seinem Chef seine Ideen präsentieren möchte, der ist der einzig richtig angenehme Mensch hier. Was dann mit ihm passiert, wird rein als tragisches Gimmick genutzt denn würde ich es als Aussage von der Metaebene her betrachten, dann würde es heißen, eigene Einfälle einzubringen und Engagement zu zeigen, bringt dir als kleiner Arbeiter nur „Ärger“. Jeder hat eben seine unveränderbare Rolle, oder sollte das vielleicht zynisch gemeint sein?

Das Ende finde ich wenig schockierend (was es wohl auf Grund des restlichen Filmes sein soll) und mit einer typischen Zeitgeist-Aussage versehen: die Frau setzt sich über die Tyrannei der Männer hinweg (ihr Ehemann sagt ihr was sie zu tun hat, ebenso sagt ihr der Dieb was sie zu tun hat) und nutzt die Gunst der Stunde. Ob dieses Finale wohl von der persönlichen Bindung des Regisseurs beeinflusst wurde? Aber nicht doch, dafür ist er sicherlich zu professionell, oder?

Insgesamt also sind die hübsche Kulisse und die guten Schauspieler ein klarer Pluspunkt, doch die zunächst noch vorhandene unberechenbare Stimmung, geht ziemlich schnell verloren. Einerseits ist der Böse zu harmlos und andererseits hat man um keine der Figuren Angst, denn jeder Mensch hier (außer der Gärtner) ist gedanklich nur mit dem eigenen Schmerz beschäftigt und null zu Empathie fähig, was wohl auf den Zuschauer abfärbt, weswegen ihr Schicksal auch egal ist.

„Windfall“ bekommt von mir 5/10 mit äußerer Schönheit das innere Grauen nicht vergessen machen könnende Empfehlungspunkte.


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