Nachdem die „Third Street Saints“ in ihrer Heimatstadt Stilwater alles erreicht haben, was es zu erreichen gibt, ist nicht mehr allzu viel los. Sie haben ein Medienimperium aufgebaut, eine eigene Energy-Drink-Marke und außerdem ist ein Film über sie geplant.
Was liegt also näher, als mit dem Hauptdarsteller, ein bekennender Method-Actor, auf einen Bruch zu gehen, damit er lernt, wie es im wahren Leben geht? Eben: Nichts. Also auf in den Banküberfall, der dann allerdings mächtig schiefgeht und letztlich dazu führt, dass a) man sich mit einem neuen Gegner namens „Syndikat“ anlegt, b) ein treuer Begleiter das Leben lässt und c) es eine neue Stadt namens „Steelport“ zu erobern gilt.
Und das „Syndikat“ hat seine Hände in Steelport überall drin. Allerdings nicht mehr lange, denn die SAINTS kommen. Und wie heißt es so schön: „Sie sind gekommen, um zu bleiben!“
Es ist schlichtweg ein Wahnsinn, was für ein Feuerwerk an abstrusen und überdrehten Ideen in „Saints Row The Third“ stecken. Um nur mal kurz ein Beispiel zu nennen: Da bricht man in eine Bank ein, erledigt x Wachen, wird von einem Swat-Team überrascht – dazwischen gibt man Fans ein paar Autogramme – und da der Safe nicht aufgeht, reißt man ihn mitsamt dem Panikraum aus dem Gebäude, um ihn per Helikopter abzutransportieren. Der wird allerdings abgeschossen, also landet man im Knast. Soweit, so altmodisch (und trotzdem spassig inszeniert). Und hier geht es dann erst richtig los: Man wird an Bord eines Flugzeugs gebracht, befreit sich, ballert sich von einem Ende des Flugzeugs zum anderen, springt dann mit Fallschirm aus der Ladeluke, schießt im Sturzflug nach unten, während man Verfolger – im freien Fall – per Uzi aufhält, fängt(!) ein Kollegin, die ebenfalls abstürzt und stellt – als man gerade glaubt in Sicherheit zu sein – fest, dass das Flugzeug, dass dem Spieler wegen gerade abstürzt – geradewegs auf einen zurast.
Was also tun? Ganz einfach: 1. Die Kollegin loslassen/abwerfen. 2. Mit den Uzis die „Windschutzscheibe“ des Flugzeugs zerlegen. 3. Durch genau diese Scheibe ins Flugzeug reinkommen. 4. Durch das Flugzeug sausen, nirgends anprallen und ein paar Leute dabei umlegen. 5. Durch die Ladeluke wieder rausgeworfen werden. 6. Im freien Fall die Kollegin einholen. 7. Den Fallschirm spannen. 8. Heil am Boden ankommen, während rundherum die Bösewichter zu Boden klatschen? Genau. So macht man das. Und, meine Freunde, das sind die ersten 30(!) Minuten von Saints Row III.
Und die irre Geschichte hört nicht auf – es ist völlig egal, mit welchen Kerlen ihr es zu tun bekommt, mit welcher Gang ihr euch anlegt – die Missionen sind dermaßen irre und abgefahren, dass es einfach unglaublich Spaß macht sie zu spielen. Die Mechanik dahinter ist meist einfach – Ballern, Autofahren, ein paar Geschicklichkeitseinlagen – aber die Art und Weise, wie sie inszeniert sind bzw. welche Storytwists einen erwarten – das macht „Saints Row The Third“ zu einem absoluten Pflichtkauf für alle, die auch nur ein wenig Spaß an überdrehter Satire haben.
Was euch bei dem Spiel alles erwartet? Ihr befreit einen Klon-Riesen, schleicht euch als „Sklave/in“ verkleidet in einen S/M-Club und müsst mit Drogen vollgepumpt ausbrechen, scheitert beim Klauen eines Panzers, verursacht (ohne Absicht) eine Zombie-Seuche, jagt ein ganzes Hochhaus in die Luft, springt mit einem Fallschirm von einem Hubschrauber auf das Partydach eines Wolkenkratzers um aufzuräumen, hängt mit Seilen gehalten von Hochhäusern, um Scharfschütze zu spielen, „hakt“ euch in andere Fahrzeuge, die ihr danach fernsteuert(!) um die Attentate wie Unfälle aussehen zu lassen und legt euch letzten Endes mit dem irrsten Militärapparat seit George Orwell an.
Und wenn ihr jetzt noch immer nicht sicher seid, ob das euer Ding ist, dann kann ich euch nur die Charaktere des Spiels an Herz legen: ob der Wrestler Angel, die Ex-FBI-lerin mit leichter Paranoia Kinzie, eure toughe Mitstreiterin Shaundi, der Riesenrusse Oleg oder Zuhälter Z(imos). Allesamt sind geniale Charaktere, die völlig irre sind, aber dennoch dermaßen liebenswert, dass man ihnen gerne aus der Patsche hilft.
Die übertriebene Coolness bzw. betonte Lässigkeit des eigenen Charakters hebt das Spiel nochmals eine Stufe höher. Ich meine, was kann man denn noch dazu sagen, wenn die erste Idee in der neuen Stadt ist: Wir brauchen Waffen! Und woher? Klarerweise aus dem stark bewachten militärischen Munitionsdepot. Auf die Frage „Are you serious?“ braucht man keine Antwort mehr zu geben. Es gibt nur eine einzige Wahrheit in Saints Row III: „You think that’s weird? You ain’t seen nothing yet!“
Dazu packen wir noch die 100%ig feine Charaktererstellung, die xTausenden möglichen Klamotten, die irren Waffen und die gelungene Grafik und es bleibt ein Hammerspiel übrig, dass euch (abgesehen von ein paar (optionalen) Nebenmissionen) zu keiner Sekunde langweilt. Dazu gesellen sich noch ein paar Gaststars, die ein paar der Charaktere vertonen (zB Hulk Hogan oder Burt Reynolds).
Um es zuzugeben: Ich bin kein Fan von GTA, ich finde San Andreas langweilig, zu realistisch und das Pseudo-Gangsta-Talking zu anstrengend. Und trotzdem gefällt mir Saints Row III extrem gut. Warum? Weil es nach fünf Minuten einen Grad an Satire und überdrehten Humor erreicht, den GTA bis dato noch nicht geschafft hat. Meine Nummer-Eins der Open-World-Spiele ist definitiv dieses hier. Vor allem die zahlreichen Details, absurden Situationen und vor allem, wie die Charaktere diese kommentieren – unbezahlbar!
„Saints Row The Third“ bekommt von mir 8,5 von 10 alles auf den Kopf stellende und völlig irre Punkte – don’t mess with The Saints!