Borderline (2025 Filmkritik)

Los Angeles in den 90er Jahren. Sofia (Samara Weaving) ist ein angesagter Popstar, weswegen sie auch einen Bodyguard benötigt. Dieser heißt Bell (Eric Dane) und er ist gerade zurück nach einer Verletzung, die ihm ein fanatischer Fan seines Schützlings namens Paul (Ray Nicholson) zugefügt hat, der daraufhin in einer Anstalt gelandet ist.

Kurz nachdem sie Bell begrüßt hat bemerkt Sofia, dass er nicht der einzige Mensch ist, der zurück gekehrt ist. Paul ist aus der Anstalt ausgebrochen und er hat eine andere Patientin namens Penny (Alba Baptista) als Assistentin mit im Schlepptau. Nachdem er in Sofias zu Hause eingedrungen ist, fehlt jetzt eigentlich nur mehr eines und zwar die Vorbereitungen über die Bühne zu bringen, für Sofias und Pauls Hochzeit…

Jimmy Warden hat am Drehbuch zu Babysitter: Killer Queen mitgeschrieben, das von Cocaine Bear stammt alleine von ihm und nun führt er bei einer ebenfalls von ihm verfassten Story erstmals Regie. Hauptdarsteller Ray Nicholson (ja, das ist der Sohn von Jack) hat nach dem Lesen des Drehbuches sofort Interesse an dem moralisch vielschichtigen Charakter gefunden und die weibliche Hauptrolle hat Samara Weaving übernommen, die mit Warden (im echten Leben) verheiratet ist.

Eines dürfte dabei schon vom Titel her einigermaßen klar sein: mögt ihr schräge Filme, dann werdet ihr Borderline lieben. Was ich – sagen wir mal objektiv – am leichtesten angreifen kann, ist der tonale Mix, der sicher für manche unstimmig oder unentschlossen wirken kann. Irrsinn, Drama, Humor und „echte Gefühle“, plötzliche Ausbrüche nach ruhigen Phasen, innehalten nach hoher Erzähl-Geschwindigkeit, einen ruhigen Filmabend, bekommt man hier wirklich nicht präsentiert.

Dafür einen, der auf Atmosphäre setzt und geniale Performances aus den Darstellern heraus holt. Die Kameraeinstellungen teilweise von oben, oder wie ein Rückblick seinen Übergang in die Gegenwart findet, das erzeugt eine alptraumhafte Stimmung, die eine Mischung aus „hier ist alles möglich“ und „ich befinde mich auf einem schlechten Trip“ erzeugt. Lachen wechselt sich mit ungläubig den Kopf schütteln ab und einmal bin ich sogar aus meinen Sessel aufgesprungen und hab mir nur „yes, das finde ich super“ gedacht.

Der Beginn ist dabei langsam und schräg und ähnlich (wenn auch nicht so extrem) wie bei Swiss Army Man werden hier schon einige Zuschauer, für die der Film nicht geeignet ist, sicherlich aussteigen. Dann verpassen sie aber den Aufstieg eines zukünftigen Stars, der das Schauspiel förmlich in die Wiege gelegt bekommen hat. Natürlich meine ich Ray Nicholson (Novocaine) und alleine sein Paul und wie er mit kleinen und größeren Nuancen zwischen verschiedenen Versionen seiner Wahrnehmung schwankt (mit kurzen Passagen, wo er doch fast wieder in der Realität ankommt), ist ein Grund, warum der Film funktioniert.

Samara Weaving (Azrael) ist als Sofia eigentlich eine reiche Egoistin, die doch ehrlich so etwas wie eine Entwicklung durchmacht und man sie deshalb zu Beginn als Zuschauer weit weniger mag, als am Ende. Mein Highlight ist aber Alba Baptista (Warrior Nun) als Penny und wie sie ihren „kleinen Mädchen Wahnsinn“ bis zum konsequenten Ende spielt, das hat 100 prozentigen Unterhaltungswert und ich habe mir ein paar ihrer Szenen, gleich mehrmals angesehen.

Beim Finale ging es mir dann wie den meisten Beteiligten, da hab ich nicht gewusst, ob ich jetzt wegschauen will, oder ohne zu Blinzeln auf das was da gerade geschieht starren solltte. Es ist ja ein schmaler Weg, der schräg und andersartig wirkt und dabei faszinierend bleibt, man kann da schon leicht abkommen und ein wenig in die Lächerlichkeit austreten und das passiert hier immer wieder kurz und vor allem wohl am Ende, was das Gesamtbild jetzt für mich aber nicht weit nach unten gezogen hat.

In Summe ein sehr eigenständiger erster Film eines Regisseurs, von dem ich durchaus gerne mehr sehen würde, genau so wie von Nicholson und Baptista. Man muss schon mit einem offenen Geist an die Sache heran gehen, denn Einheitskost zur Entspannung, ist das wie man sicherlich heraus lesen kann, wirklich nicht. Ich mag solche außerhalb der Norm funktionierenden Filme aber immer wieder mal gerne und wer sich diesen Trip trotz der Schwankungen im Ton gönnen will, der wird bei all dem Hin und Her, sicherlich auch etwas für sich entdecken.

„Borderline“ bekommt von mir 7/10 Stimmungsschwankungen mit Persönlichkeitsschwankungen abwechselnde Empfehlungspunkte.


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