Castlevania: Nocturne – Staffel 2 (Serienkritik)

Der Siegeszug des Vampirmessias geht weiter. Während eine wichtige Gegenspielerin von Belmont und seinem Team wider Erwarten wieder zum Leben erweckt wird, muss der Abt feststellen, dass eine seiner Höllenkreaturen ihre Seele und Erinnerungen an ihr Leben „davor“ beibehalten hat – und die Kreatur bereitet intern scheinbar eine kleine Revolution vor.

Belmont, Anette und Alucard machen sich währenddessen in Paris auf die Suche nach einem Teil der Seele des Vampirmessias bzw. nach dessen Sarkophag, denn dieser könnte der Schlüssel zur Verhinderung des Weltuntergangs sein, während Marie und Juste Zuhause versuchen zu retten, was zu retten ist. Falls es überhaupt noch etwas zu retten gibt …

Nach dem actionreichen und doch eher emotionalen Ende von Staffel 1, welches die Heldentruppe quasi geschlagen und handlungsunfähig zurückgelassen hat, gibt ihnen Staffel 2 mit Alucard einen neuen Verbündeten in die Hand, der dann doch wieder die Hoffnung weckt.

Und was Staffel 2 auch macht und für mich völlig überraschend war: Sie gibt speziell der Bösewichtin Drolta viel Raum für eine Hintergrundgeschichte inklusive der Frage, wieso sie so mit dem Vampirmessias verknüpft ist. Und das war tatsächlich sehr emotional – speziell die ersten Szenen, in denen ihre Vampirwerdung gezeigt wird.

Die Kämpfe sind gewohnt actionreich und cool choreografiert – gerade die Doppelfolge am Ende der Staffel ist quasi ein Feuerwerk aus Dauerkampf und das sieht schon alles richtig, richtig gut aus – vor allem wirklich ein Lob an die Leute, die sie sich sowas ausdenken. Die Kämpfe (man achte auf die Mehrzahl) dauern wirklich lange und dass sie nie langweilig werden sondern spannend bleiben, fußt auf zwei Dingen:

a) Der Optik und der Choreografie. Auch wenn man den finalen Kampf vielleicht ein wenig zu sehr gestreckt hat, denn wie oft kann ein Held am Ende seiner Kräfte sein, nur um nochmals aufzustehen und den Spieß scheinbar umzudrehen?. Das funktioniert halt nicht fünf Mal hintereinander im gleichen Kampf bei der gleichen Person. Hier war es gerade noch okay, aber schon sehr, sehr nah an der Grenze.

Und die leichten „Dragonball“-Posen passen für mich auch besser in ebenbesagtes Franchise und nicht hierhin. Aber das ist sicher Geschmackssache. Trotzdem: Hut ab und Respekt vor allem vor jenen, die sich diese Choreografien ausgedacht haben!

und b) Mir waren als Zuseher die Figuren nicht egal. Das liegt daran, dass der Fokus nicht nur auf die Hauptfigur gelegt wird, sondern auch andere ihre Screentime bekommen. Teras Entwicklung zum Beispiel ist spannend bis zum Ende. Oder vor allem Mizrak, der sich zu einem richtig coolen, vielschichtigen Charakter entwickelt – inklusive ambivalenten Ende.

Das hat mir schon alles richtig gut gefallen. Auch Maries Entwicklung fand ich gut – vor allem in Kombination mit Juste, Richters Großvater. Also die Macher:innen bzw. Drehbuchautor:innen haben in meinen Augen ein ganz gutes Händchen für die Aufsplittung in Teams und die konfliktreiche Zusammensetzung ebendieser Teams gehabt. Ein wirklich harter, überraschender Moment war für mich zum Beispiel nicht was, sondern durch wen und wie dieses „was“ mit dem Abt passiert. Das war ganz großes Kino für mich, weil das den ausführenden Charakter in ein anderes Licht rückt und ganz viel Potential für Veränderung und Dynamiken aufgeworfen hat. Das dann leider nicht zu 100% genutzt und eher rasch abgehandelt wurde, aber dennoch: Wow.

Generell sind es in Staffel 2 die Beziehungen der Charaktere zueinander, die den größten Spaß und die größte Spannung ausmachen. Richters Großvater Juste spielt für mich da ganz vorne mit. Wobei auch Alucard ein paar coole Momente hat. Ich sag nur: „I was getting tired of the Belmonts“ – „Of hanging around you?“ – „Of dying around me“. So sinngemäß.

Der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr auf Anette, teilweise vielleicht ein wenig zu sehr, aber in Kombination mit Richter hat es dann für mich gepasst. Die Entwicklung der beiden ist auch schön anzusehen – immerhin meint Anette relativ am Anfang ihres Kennenlernens, dass der Typ ein Loser ist und eigentlich eh nichts kann. Gegen Ende hat man gegenseitig Respekt und Zuneigung – die klassische Heldenreise halt. Funktionierte auch dieses Mal für mich.

Alles in allem kann Staffel 2 meiner Ansicht nach mit Staffel 1 mithalten. Positiv finde ich, dass man mehr Hintergrund und Beweggründe zu den Figuren bekommt. Negativ war, dass es aufgrund der doch hohen Zahl an (interessanten) Figuren dennoch im Kern ein wenig oberflächlich bleibt und ich gerne mehr gesehen und tiefer in ihre Geschichten eingedrungen wäre. Die Figur von Olrox wird zum Beispiel in meinen Augen ein bisschen zu früh „aufgelöst“ in ihren Intentionen. Das Ergebnis war abzusehen, aber doch immer so gemacht, dass ich mir nicht zu 100% sicher war, was er jetzt vorhat. Hat mir gefallen und blieb immerzu nachvollziehbar.

Und ja, dass gefühlt alle Bösewichte nach und nach Superkräfte kriegen kann nerven und wie bereits erwähnt: Die Kämpfe sind ein wenig zu viel „posen“ speziell am Ende und der eine oder andere One-Liner war mehr peinlich als cool, aber auch das fällt in Summe nicht ins Gewicht.

Eine Szene allerdings gab es, die ich so richtig, richtig, richtig peinlich fand: Und zwar eine Szene in welcher Richter auf sein Verliebtsein angesprochen wird, in welcher seine Reaktion gezeichnet wird wie in einem Kinderanime. Ihr wisst schon, so mit roten Backen und strichen auf den Wangen, schrägen Augen und Schweiß, der wegspritzt – ich dachte kurz, wieso ich jetzt bei Pokémon gelandet bin? Das war völlig(!) deplatziert in der Art, wie das gemacht wurde und auch für den Charakter an sich -, aber das bleibt zum Glück ein einmaliger Ausrutscher.

„Castlevaniva Nocturne – Staffel 2“ bekommt von mir 8 von 10 Charaktere ein wenig vertiefende und actionreich abschließende, Punkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..