Es ist ein bekanntes Gesellschaftsspiel: Alle Spieler:innen ziehen Karten und haben so ihre Rollen. Die einen sind Jäger, die anderen Werwölfe und dazwischen gibt es die Dorfbewohner:innen. Wenn die Nacht hereinbricht schließen alle die Augen und nur die Werwölfe werden wach. Diese suchen sich ein Opfer aus. Am nächsten Morgen erwachen alle, bis auf die Opfer. Und die Jäger:innen müssen nun herausfinden, wer die Werwölfe sind.
So sitzt auch die Familie rund um Großvater Gilbert (Jean Reno) im Kreis und will das Spiel spielen, nur ist Opa mittlerweile ein wenig dement und auch so ist die Familie nicht zu einhundert Prozent rund. Pubertät und andere Dinge machen die Sache schwierig.
Aber dann passiert etwas und als alle aufwachen, da stellen sie fest: Sie sind scheinbar in der Zeit zurückgereist ins tiefe Mittelalter und sie befinden sich mitten im Spiel vor vielen hundert Jahren wieder. Wie das Problem lösen und wie wieder zurückkommen in ihre Zeit?
Es gibt ja das allseits bekannt Spiel „Werwölfe“. Den Zusatz mit dem Düsterwald kannte ich lange Zeit nicht. Wir haben das in meiner Zeit damals am Jugendlager oftmals bis spät in die Nacht hinein gespielt und erst Jahre später habe ich mitbekommen, dass es da ein „richtiges“ Spiel dazu gibt, mit Charakterkarten und so.
Jedenfalls ist das die Basis für diesen Film hier und wer sich jetzt so etwas wie „Jumanji“ nur eben mit dem Werwolf-Spiel und von Franzosen gemacht vorstellt, der oder die liegt punktgenau richtig. Es ist kein Horrorfilm, es ist auch kein Actionfilm, es ist ein harmloser Fantasy-Spaß für die ganze Familie, auch wenn aufgrund des Themas natürlich durchaus ein paar Ereignisse vorkommen, die nicht ganz so harmlos sind.
Als Beispiel sei die Hinrichtung einer unschuldigen Person als Werwolf genannt. Aber das gehört ja mehr oder weniger zum Spiel.
Witzig fand ich die Situationen in die sich die Familie immer wieder reinbugsiert, weil sie einfach nicht ganz rund sind oder nicht ganz verstehen in welcher Zeit sie sich nunmal befinden. So ist zum Beispiel die Mutter eine sehr emanzipierte Frau und als sie einer anderen Frau im „Dorf“ Tipps gibt, wie sie sich gegen ihren gewalttätigen Mann wehren kann, da wird sie quasi verschleppt und als Hexe bezeichnet und so weiter. Also – ja, lustig. Aber doch mit Hintergrund und wer schwarzen Humor nicht mag, der oder die wird das eine oder andere Mal ein Problem haben.
Die Auflösung wer sich jetzt hinter den Wölfen verbirgt oder ob jemand aus der Familie ein Werwolf ist (immerhin gibt es die Karten ja …) ist jetzt nicht so mächtig beeindruckend, aber dafür kommt die Hexen-Komponente nochmals zum Zug und da fand ich den Gag dann doch gelungen. Oder die Message. Oder die Kombination aus beiden.
Dass Jean Reno hier mitspielt habe ich als etwas seltsam empfunden, immerhin habe ich den als großen Star in Erinnerung gehabt. Aber bei genauerem Nachdenken musste ich dann vor mir selbst zugeben, dass ich schon ewig keinen Film mehr mit ihm gesehen habe. Also passt es dann auch irgendwie, dass er hier dabei ist (man glaubt es kaum, „Die purpurnen Flüsse“ ist auch schon über 20 Jahre her … von „Leon“ nicht mal anzufangen).
Was ich – unabhängig vom Film oder den Charakteren – nie, nie witzig finden werde, ist, wenn sich Menschen als Barden bzw. Minnesänger:innen ausgeben, dann richtig schlecht singen und das umstehende Volk freudig nickt. Das kommt auch hier vor – ist richtig peinlich und hätte man sich sparen können. Gehört aber wohl zu dieser Art Film dazu. Weil es ja soooo witzig ist. Nämlich. *räusper*
Wie dem auch sei: Ein harmloser Spaß mit dem Herzen am richtigen Fleck, Effekten die in Ordnung sind und einer Spannugnsschraube, die man so nicht nennen kann. Aber das Ende vom Handlungsstrang vom dementen Großvater war sehr berührend. Echt nämlich.
„Die Werwölfe vom Düsterwald“ bekommt 6 von 10 möglichen, zur Einmalsichtung völlig in Ordnung gehende, Punkte.