Companion – Die perfekte Begleitung (Filmkritik)

In einer nicht allzu fernen Zukunft, treffen Josh (Jack Quaid) und seine Freundin Iris (Sophie Thatcher), vier seiner Freund in einem abgelegenen Haus am See. Iris hat zunächst etwas Schwierigkeiten, Anschluss zu finden, was jedoch nach kurzer Zeit kein Problem mehr ist.

Der Morgen danach beginnt dann für manche mit einem Hangover, für andere mit einem Spaziergang zum See und führt schließlich zu einem Kampf, bei dem ein Messer zum Einsatz kommt und ja, dabei gibt es reichlich Blut…

Mit diesem Film feiert Drew Hancock sein Debüt als Regisseur und Drehbuchautor bei einem Spielfilm, bis jetzt war er vor allem im Fernsehbereich (z.b. „My Dead Ex“) tätig. Zu Beginn folgt nun eine Warnung, obwohl ich normalerweise nicht so bin. Schaut euch auf keinen Fall den Trailer an, sondern bleibt beim Teaser. Noch schlimmer ist die Disc-Version des Filmes, denn dabei ist das Cover der Spoiler, es sei denn man greift zur 4K Version. Was für eine dumme Entscheidung bzw. für wie dumm muss man das Publikum halten, dass man ihnen einen zentralen Plot-Punkt im voraus zeigt, damit bei der Erstsichtung, ja keiner irritiert ist?

Wenn wir schon dabei sind, hier meine Spoiler-Warnung, weil ich netter bin, als die Marketing-Abteilung des Filmes. Es gibt mehr oder weniger subtile Hinweise, doch nach guten 20 Minuten wird klar, Iris ist ein Roboter. Die gute Sache ist, dass sich die Story nicht auf diesem Twist ausruht. Dies ist ein Selbstfindungs-Trip, die Emanzipation eines Wesens von einem anderen, die Flucht aus einer toxischen Beziehung, nur dass diese Person eben ein Roboter ist.

Dabei gibt es viele Anspielungen auf Beziehungen und innere Dynamiken. Ein Beispiel ist Hauptfigur Josh. Er bezeichnet sich als netter Typ, den die Frauen immer sitzen lassen, wenn es brenzlig wird. Was sein Problem ist, dass er nicht erkennt? Richtig, er erwartet etwas zurück von der Frauenwelt, nur weil er nett ist. Funktioniert so die Welt? Wohl kaum. Das frustriert ihn, bringt ihn dazu schlimme Dinge zu tun und dennoch sieht er sich im Recht.

Wirklich großartig und der Kern des Filmes, ist dann aber Iris und die vielschichtige Performance, die Sophie Thatcher (The Boogeyman, Prospect) hier abliefert. Am Anfang der Geschichte ist sie ein Kind (mit niedrigem, von Josh eingestellten IQ), nur auf der Welt um die Liebe von Josh zu zelebrieren, indem sie alles für ihn tut, was er will. Wie diese Naivität langsam bröckelt und dem Wissen wie die Welt funktionieren kann, weicht, beim Finale ist sie da eine ganz andere Person.

Ich habe dabei nicht vergessen, dass sie ein Roboter ist, das ist alles als Metapher gedacht. Wer würde aber nicht gerne den Reboot-Knopf drücken, wenn er bei einer Beziehung, irgend einen doofen Fehler gemacht hat? Kommt die absolute Sicherheit einer intakten Liebe dadurch, dass dein Gegenüber nicht lügen kann? Ich finde gerade diese Gedankenspiele zwar nicht neu, aber innerhalb dieses Settings sehr frisch und ansprechend verpackt.

Optisch ist das Ganze zu Beginn in fast kitschige Pastell-Farben (ja, auch rosa, siehe den Vorspann) gehüllt und wird dann immer mehr in Rottöne getunkt, was mit dem Blut zu tun hat, dass aus diversen Körpern heraus spritzt. „I don´t want to call you a Fuckbot, because you are so much more than that“. Jack Quaid (The Boys) als Josh ist schön verbohrt innerhalb seiner eigenen Moral gefangen und Lukas Gage (Smile 2) als Patrick ist weit tragischer, als ich zunächst angenommen habe, um zwei starke Performances neben der weiblichen Hauptfigur zu nennen.

Ich habe ja hier Sachen gelesen, wie „ein Corona-Drehbuch, dass nur an einer Location spielt“ oder „ein paar Leute laufen um ein Haus, das ist langweilig“. Auch wenn ich diese Aussagen oberflächlich und unpassend finde erkenne ich doch, dass dies durchaus ein Film ist, der dich entweder erwischen kann und dann auch anspricht, oder der dich völlig kalt lassen kann. Auch wenn ich eine gewisse Sicherheit oft bei Filmen schätze, hier mochte ich dieses Risiko.

Spätestens nach dem sich unglaublich befreiend und befriedigend anfühlenden Ende wusste ich, das ist ein Film für mich gewesen. Bin ich Sophie Thatcher Fan? Oh ja und wie, aber das ändert nichts daran dass sie hier als perfekter Kern (was auch sonst, immerhin ist sie ein Roboter), ein mehr als stimmiges Umfeld spendiert bekommen hat. Solange man so gut wie alle menschlichen Gefühle gemeinsam durchleben kann, brauche ich persönlich diesen Companion, auf jeden Fall nicht rebooten.

„Companion“ bekommt von mir 8,5/10 seine Begleitung in Zukunft noch sorgfältiger auswählende Empfehlungspunkte.


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