Muck aka Another Deadly Weekend (Filmkritik)

Noah (Bryce Draper) und seine Freunde entkommen nur ganz knapp aus dem Sumpf, taumeln auf eine Art Lichtung und sind am Ende. Bruce ist verletzt, zwei ihrer Truppe sind verschwunden, vermutlich tot und die Damen haben aus irgendeinem Grund größten Teils ihre Kleidung verloren.

Aber: Da ist ein Haus nicht weit weg. Rein. Tür zu. Sicherheit. Aber was tun? Was tun, wenn man zwei Freunde vermutlich verloren hat, einer verletzt ist und eine zu erfrieren droht?

Nun, offensichtlich vor der offenen Tür stehen bleiben und eine Weile scherzen. Und dann geht man doch mal rein. Aber dann die rettende Idee: Noah wird Hilfe holen laufen, schafft es in eine Bar und er ruft – seinen Cousin. Er soll sie mit dem Auto abholen. Der sitzt aber gerade mit zwei heißen, willigen Damen in einem Gasthaus, lässt sich aber überreden, kippt noch ein letztes Bier und fährt dorthin, wo Noah meinte, er würde warten.

Nur gibt es ein neues Problem: Da gibt es einen Kult von Typen, die alle scheinbar puderweiß sind und die wollen die Gruppe im Haus – aus irgendeinem Grund – töten. Und die stellen sich auch Noahs Cousin Troit (Lachlan Buchanan) in den Weg …

Wooooooh. Woooooh. Woooh. Huch. Das war … unerwartet. Gänzlich unerwartet. Aber zurück zum Start. Ich habe irgendwann vor vielen Jahren mal einen Trailer gesehen zum Film „Muck“ und war der Meinung, es würde sich um einen Film handelt, bei dem Dreck (wie in „Boden“ bzw „Erde“) die Leute in den Wahnsinn treibt oder sowas. Hatte ich entweder falsch im Kopf oder es gibt einen zweiten Film der so heißt.

Egal – das hier ist er: Der erste Film von Steve Wolsh. Finanziert durch Crowdfunding und in erster Linie deshalb, weil ein paar Playboy-Hasen bzw. Playmates im Film vorkommen und primär dazu da sind, Haut und Haut und außerdem Haut zu zeigen. Und das hat man wohl gut für die Werbung genutzt damals, denn der Film wurde finanziert.

Und Wolsh hat von Anfang an (scheinbar) klar gemacht, dass „Muck“ der zweite Teil einer Trilogie sein wird, deren erster Teil „Muck: Offed“ als nächstes gedreht wird.

Kam nur nie dazu.

Sein nächster Film war „Kill Her Goats“ (ja, er heißt wirklich „Töte ihre Ziegen“) und danach kam dann „Fog City“. Und es ist ja jetzt nicht so als ob die Damen in „Fog City“ viel Kleidung tragen würden oder eventuell hässlich wären – im Gegenteil. Aber im Vergleich zu den Rollen der Damen in „Muck“ sind jene in „Fog City“ Nonnen. Und komplex und vielschichtig. Tatsächlich nämlich.

Was soll ich sagen? Ich könnte die Zusammenfassung auch so schreiben: Ein paar schöne Bikinis mit Inhalt verstecken sich in einem Haus. In diesem Haus muss man ganz dringend duschen gehen. Nackt. Währenddessen läuft der „Held“ durch das gefährliche Land, das zwei ihrer Freundinnen (beide jung, hübsch und vermutlich nackt, aber maximal mit Bikini am Leib) getötet hat, schafft das innerhalb von fünf Minuten, läuft durch die halbe Stadt(!) um in eine Bar zu kommen in der uns im Film mehrere tiefe V-Ausschnitte und zwei Paar Brüste vorgestellt werden, von denen eines versucht die Aufmerksamkeit des Helden zu bekommen. Der trinkt aber erst mal was. Während er trinkt gehen die zwei Paar V-Ausschnitt ins Bad und tauschen die Kleidung(!). Warum? Weil das Kleid von Ausschnitt-A mit den Brust-Paar B besser aussieht. Und dann zieht die Person rund um Ausschnitt-A sich aus, steht vor dem Spiegel, reicht ihr Oberteil an eine Hand weiter, die zu Brust-Paar-B gehört, welches sich auch entkleidet und ihr Oberteil retour reicht. Begutachtet sich ebenfalls. Dann werden beide wieder angezogen und zur Sicherheit nochmals(!) im Spiegel betrachtet.

Ja. Das ist eine Szene im Film. Ganz, ganz ehrlich. Der „Held“ hat übrigens seine Freundin im Haus zurückgelassen. Aber dann quatscht er an der Bar mit Brust-Paar-B, welches jetzt V-Ausschnitt-A trägt und kippt Drinks mit ihr. Dann leiht er sich ihr Handy und ruft … seinen Cousin an.

Und die Oberkörper der beiden ihn begleitenden Damen werden uns sehr genau vorgestellt. Ab und zu sieht man auch ein Gesicht. Aber bleiben wir am Teppich. Wer merkt sich schon so viele Gesichter, hm? Jajaja, der Cousin kommt ja eh den guten Noah abholen. Damit haben wir dann auch sowas wie Handlung. Oder so. Weil Noah ja mit ihm verhandeln muss, damit er ihn abholen kommt. Handlung – verhandeln. Ihr versteht den Witz und musstet schmunzeln? Euer Humorlevel ist trotzdem zu elitär um die Witze hier witzig zu finden, glaubt mir.

Währenddessen läuft Noah wieder seine fünf(!) Minuten durch die Stadt(!) an x Häusern – die sicher alle kein Telefon haben – vorbei, nur um dann an einem Haus halt zu machen, weil er – erneut: Kein Scherz! – sieht wie sich eine Frau in einem Zimmer bei offenen Vorhang umzieht. Er bremst also ab, geht zurück. spannt (wie in „Spanner“) ein wenig die halbnackte Frau an und läuft dann weiter um seine Freunde zu retten.

Und nur falls ihr euch wundern solltet: Die Ausschnitte und Brüste und Bikinis tragen nichts zur Handlung bei. Auch die Köpfe die darauf sitzen tragen nichts bei. Aber um die Köpfe geht es ja nicht.

Was? Ich unterstelle hier was? Haha – ihr Narren. Guckt euch den Film an – 80% der Bildausschnitte mit den Damen sind so gewählt, dass entweder a) ihre Brüste oder b) ihr Ausschnitt mit sehr gutem Blick auf die Brüste oder c) die Bikinis mit sehr, sehr gutem Blick auf die Brüste oder d) der Blick auf den Hintern in entweder Slips, String-Tangas, nichts oder Hot Pants im Bild sind.

Da werden ehrlich Köpfe von sprechenden Frauen aus dem Bild gehalten, damit – während sie reden und eigentlich Text haben und Emotion zeigen sollten – ihre Brüste gefilmt werden können.

Das ist so völlig irre, das glaubt man(n) kaum. Am Anfang dachte ich noch, da gibt es sicher irgendeinen obskuren Grund. Irgendwas. Aber … nein. Himmel – der Vorspann des Films mitsamt allen Einblendungen von Namen und Co wird unterbrochen von einer Frau, … nein, stopp, wird unterbrochen nicht von einer Frau, sondern von langen Beinen in einem Bikini-Unterteil und zwei Brüsten, die des nachts so tun sollen als würden sie durch den Sumpf marschieren und Angst haben. Tatsächlich ist es die ganze Zeit die gleiche Stelle, nur aus tausend Perspektiven gefilmt und es ist kein einziges Mal(!) auch nur der Kopf zu sehen. Und noch besser: Die Person kommt im Film dann gar nicht vor! Überhaupt. Gar. Nicht. (und diese Person hat im Abspann ihren Namen ausblenden lassen. Ich versteh’s.)

Also mich jetzt bitte nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Schauwerte und als Mann muss ich festhalten, dass die Bildausschnitte von einem ästhetischen Standpunkt aus wirklich gut gewählt sind, wenn auch zu viel Wackelkamera und ja, die Frauen – wenn man dann mal ihre Gesichter sieht – sind auch wirklich alle klischeehübsch und ich kenne Frauen, die würden buchstäblich töten, um solche Figuren zu haben, aber … ich meine … ein WENIG Story. Zumindest zwei oder drei Zeilen, die aufeinander im Dialog folgen, die Spannung aufbauen? Fragen aufwerfen? Oder als Mindestanforderung: Sinn ergeben?

Sorry, falscher Film.

Ich meine – lest das oben mit dem Held und der Stadt und der Bar und dem Spannen nochmals. Wem fällt sowas ein? Warum packt man das in einen Film? So völlig ohne Kontext – von: guckt mal, welche heißen Frauen in meinem Film mitspielen, ja, guck mal, ja, guck genau! abgesehen.

Also zusammengefasst: Richtig, richtig mieses Drehbuch (auch wenn ich die Idee mit dem Mittelteil anzufangen cool finde!), hölzerne und schlechte Darsteller:innen, viel (Halb)Nacktheit, keine Spannung, schlechte Gegner und in Summe einfach anstrengende Kameraeffekte und ja, der Schnitt ist meistens okay. Okay. Nicht gut. Okay.

Kann man mit dem Film Spaß haben, wenn man einfach (ich formuliere es jetzt extrem plakativ) das Hirn ausschaltet, mit anderen Körperteilen denkt und sich auf die Schauwerte konzentriert?

Ehrlich? Ich denke nicht. Wer sein Hirn so weit runterfahren kann, dass das hier annehmbar wird ist klinisch tot. Sorry. Sehe ich wirklich so. Nach zehn Minuten hat man so viele (ja, okay: schöne) Brüste und Hintern gesehen wie ansonsten vermutlich nicht einmal in einer ganzen Jahreszeit und trotzdem: Spätestens(!) nach zehn Minuten will man endlich mal sowas wie Handlung haben. Oder Figuren. Oder Szenenfolgen die Sinn ergeben.

Und – oh. Die Freundin von Noah wird übrigens im Haus entführt, also konkret: in den Keller gezerrt und ihr werden die Kleider vom Leib gerissen (als einzige, die noch wirklich sowas trägt, was man Kleidung nennen kann). Es wird sehr klar angedeutet, dass sie vergewaltigt wird (und natürlich muss man sie nackt sehen, während ihr die Restkleidung vom Leib gerissen wird). Ich meine: Echt jetzt? In so einem Film wird so ein Thema eingebaut? Das ist nicht mutig, dass ist einfach schlichtweg falsch, daneben und respektlos. Aber selbst wenn man die Szene weglassen würde … ich finde einfach nichts, was diesen Film hier „gut“ oder „sehenswert“ macht. Wir schrammen knapp an „so schlecht, dass schon wieder gut“ vorbei, aber dazu … hach. Er nimmt sich viel zu ernst.

Ich denke, es ist klar, wie ich den Film finde.

„Muck“ bekommt 2,5 Punkte von 10 möglichen Punkten. 1 Punkt dafür, das sie Damen gefunden haben, die toll aussehen, sich in Szene setzen lassen und mitwirken wollten, obwohl sie wussten, worauf sie sich einlassen und 1,5 Punkte dafür, das jemand den Kamera-Einschalt-Knopf gefunden und den Ton (oh, der Ton ist gut! Ha, ich wusste ich finde noch was Positives!) verständlich aufgenommen hat. Wer ohnehin nur wegen Hintern und Brüsten da ist: Schlagt 6 Punkte drauf, weil mehr ist hier ohnehin nicht Sache.


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