Star Wars Jedi: Fallen Order (Game-Review)

Die Republik ist Geschichte. Lang lebe das Imperium! Seit Cal Kestis (Cameron Monaghan) zusehen musste, wie sein Jedi-Meister aufgrund von Order 66 ermordet wurde, lebt er inkognito und von der Macht getrennt auf dem Schrottplaneten Bracca. Dort fristet er sein Dasein, indem er alte Schiffe ausschlachtet. Es ist nicht viel, aber es ist ein Leben. Bis ein Arbeitsunfall ihn dazu zwingt seine Machtfähigkeit(en) einzusetzen und seine Tarnung auffliegt.

Die Inquisitoren des Imperiums, Jedi-Jäger, werden auf ihn aufmerksam und er kann nur mit Mühe und Not und durch die Hilfe der ihm bis dato unbekannte Cere (Debra Wilson) und Greez (Daniel Roebuck) fliehen. Als Passagier auf deren Raumschiff Mantis, erklären ihm diese, warum sie ihm geholfen haben und warum sie schon lange nach genau jemanden wie ihm gesucht haben: Ceres alter Jedimeister Cordova hat ein Artefakt versteckt, auf welchem eine Liste von Kindern zu finden ist, die Anzeichen von Machtfähigkeiten gezeigt haben. Er soll helfen diese Liste zu finden und den Jedi-Orden neu aufzubauen.

Auf dem Planeten Bogano findet Cal einen Druiden namens BD-1, der früher Cordova gehörte und gemeinsam machen sich alle vier auf den Weg, um die Liste zu finden, denn auch die Inquisitoren haben davon gehört und machen einerseits Jagd auf die Liste und andererseits auf Cal …

2019 war ein gutes Jahr für Star Wars-Fans. Zumindest was Videospiele angeht, denn da erschien „Star Wars Jedi: Fallen Order“ und bewies, dass es doch möglich war ein gutes, sogar sehr gutes, Star Wars-Spiel zu machen. Gerade jetzt, im Jahr 2024, war es bei mir dringend notwendig, mich daran zu erinnern, warum ich „Star Wars“ lange Zeit geliebt habe. Mit dem – meiner Ansicht nach – Absturz namens „Sequel-Trilogie“ hatte ich die Hoffnung verloren nochmals eine gute Star Wars-Story zu erleben. Und dann kamen all die Serien, die ich großteils eher mittelprächtig fand. Und dann kam „The Acolyte“. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls hatte ich dringend das Bedürfnis nochmals eine Star Wars-Geschichte zu erleben, die auch Spaß macht und die ich ernst nehmen kann.

Und da habe ich mich daran erinnert, dass ich ja vor Jahren mal „Fallen Order“ gespielt hatte und es mir gefallen hat. Und da 2024 ja der Nachfolger „Survivor“ erschienen ist, war es an der Zeit mal wieder reinzuschnuppern.

Was ist „Fallen Order“ nun und warum ist es so gut? Die Frage hat zwei Antworten, die sich einerseits auf das Gameplay und andererseits die Präsentation beziehen.

Beim Gameplay ist Respawn Entertainment keine großen Risiken eingegangen, sondern hat das beste aus mehreren Welten geschnappt, das ganze in ein Star Wars-Setting überführt und fertig ist der Mix. Das liest sich jetzt ernüchternd, aber tatsächlich funktioniert das wunderbar.

Geschicklichkeits- bzw. Klettereinlagen aus „Uncharted“ und der neuen „Tomb Raider“-Trilogie, Schwertkämpfe in einer Mischung aus den „Souls“-Spielen und „Ghost Of Tsushima“, das ganze garniert mit Erkundungen um Sammelkram zu finden, der entweder die Macht oder die Gesundheit aufwertet, neue visuelle Veränderungen bei Cal, BD-1 oder der Mantis zulässt und die Fähigkeit so genannte „Force Echos“ zu finden und zu lesen, um wie bei Audiologs ein wenig mehr über die Hintergründe der Orte zu erfahren, die man besucht.

Und es funktioniert. Mit dem Laserschwert Blastersalven abzuwehren und auf die Sturmtruppen retour zu schleudern, Kämpfe gegen übermächtige Biester und Boss-Gegner – es macht Spaß. Das liegt vor allem am Sounddesign, welches sich speziell bei Kämpfen Lichtschwert gegen Lichtschwert nicht lumpen lässt. Generell ist das Sounddesign richtig großartig geworden, inklusive der grandiosen Filmmusik und den Soundeffekten. Die Geschicklickeitseinlagen machen auch Spaß und werden nie frustig, was daran liegt, dass manche Fähigkeiten, die man lernt eben an bestimmten Oberflächen funktionieren und die Umgebung kann man sehr gut lesen. Das geht relativ flott sehr intuitiv von der Hand. Bei den Kämpfen kommt es in erster Linie auf das rechtzeitige Blocken und, wenn sich Gegner rot färben, ausweichen an und die Zeitfenster dann zu nutzen, um Gegenschläge auszuführen. Liest sich langweiliger als es ist und wird bis zum Ende nicht langweilig.

Positiv auch, dass die Planeten, die man besucht, zwar gerade am Anfang sehr verschachtelt und unübersichtlich wirken, aber wenn man die Kartenfunktion von BD-1 erstmal hat und durchschaut, dann ist die Karte sogar sehr hilfreich, weil der Gute auch anzeigt, welche Wege mit dem aktuellen Fähigkeiten noch verschlossen bleiben, welche man öffnen kann und welche schon offen sind, die man aber noch nicht besucht hat. Finde ich gut.

Der zweite große Punkt ist die Inszenierung, die großartig geworden ist. Cameron Monaghan (bekannt als „Jerome“ aus „Gotham„) spielt Cal wirklich gut und durch das Motion Capturing findet man auch die passenden Emotionen in seinem Gesicht und seine Synchro ist richtig gut geworden. Die Dialoge mit BD-1 sind ebenfalls toll geworden und die Animationen von BD-1 sind … hach, der kleine Kerl ist nicht nur euer bester Freund, weil er hilfreich ist, sondern er wird euch richtig ans Herz wachsen. Cere und Greez sind ebenfalls super vertont und meine geheime Lieblingsfigur ist klar die Nachtschwester Merrin, gesprochen von Tina Ivlev. Die ist einfach super. Ich kann es nicht anders sagen. Ihre Art Sachen schlichtweg auf den Punkt zu bringen und immer bierernst zu wirken. Das ist eine unglaublich tolle Figur, die ich gern viel früher im Spiel gehabt und viel mehr Zeit mit ihr verbracht hätte.

Die Story ist eine typische Star Wars-Story mit Planetenhüpferei, die sich wie oben erwähnt nach und nach öffnen, interessanten Gegenspieler:innen (Ausnahme: Ninth Sister, die bleibt ziemlich blass), allen voran die Second Sister, die eine spannende Verbindung zu Cere hat. Optisch (gesprochen von Elizabeth Grullon) einfach das perfekte Pendant zu Darth Vader.

Das Ende finde ich ein wenig überhastet und gerade das Ende der Second Sister halbwegs unterwältigend (schade), aber bis dahin ist es eine Freude dabei zu sein und die Wendungen und Offenbarungen mitzubekommen. Die Story ist auch überraschend düster für Star Wars-Verhältnisse und hat mir richtig gut gefallen, da man sich auch für Umwege Zeit nimmt und diese mit gleicher Liebe inszeniert und darstellt wie die Highlights. Und auch vor düsteren Themen schreckt das Spiel nicht zurück, was auch an der Timeline (zwischen Episode III und „Episode IV“) liegt.

Alles in allem ist „Fallen Order“ das Star Wars-Spiel, das ich mir immer gewünscht habe. Perfekt ist es sicher nicht (ich sage nur: Wenn man kein Fell passend darstellen kann, dann sollte man verdammt nochmal keinen Wookie-Planeten einbauen), aber es macht so viel richtig, dass man über die kleinen Mängel gerne hinwegsieht.

„Star Wars Jedi: Fallen Order“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, die Macht mit sich habende, Punkte.


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