Silenced: The House (Game-Review)

Ashley ist mit einer Gruppe von „Freunden“ auf dem Weg zu einem Haus im Wald. Sinn: Eine Geburtstagsparty feiern. Aber irgendwie ist die Stimmung ein wenig seltsam. Das mag zum großen Teil daran liegen, dass Ashley vorhat, alle abschlachten zu lassen, denn sie hat einen Deal mit einem Geisterwesen, welches sich von Schmerzen ernährt.

Aber das wissen die anderen natürlich nicht und so marschiert man – trotz böser, kleiner Ereignisse am kurzen Weg – ins Haus. Und wider besseren Wissens kommt es sogar so weit, dass Ashley, die scheinbar den Ruf einer Hexe hat, dazu angehalten wird eine Seance abzuhalten. Und dann bricht die Hölle los …

„Silenced: The House“ ist eine Visual Novel. Das bedeutet, es gibt viel zu lesen. Und ich meine wirklich viel zu lesen. Dass Englisch noch dazu nicht die Muttersprache der Programmierer:innen ist, scheint auch immer wieder durch. Oder wenn sie es ist, dann merkt man den Mangel am amerikanischen Schulsystem. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls kann man das hier keinesfalls als Spiel bezeichnen, da die Interaktionsmöglichkeiten sehr, sehr gering sind. Tatsächlich gibt es knapp fünf Momente, an denen ihr eine Entscheidung trefft, die den Ablauf der Story beinflusst. Und die sind nicht mal verzweigt. Nehmt ihr die „falsche“ Entscheidung, dann bekommt ihr (teilweise erst nach mehreren Minuten) ein Game-Over-Fenster und das war es. Zurück zum Start. Immerhin waren die Macher:innen intelligent genug, dass sie eine „Skip“-Funktion eingebaut haben, man also Teile, die man schon gesehen hat, im Schnelldurchlauf durchfetzen lässt. Aber auch da ist ein Fehler – denn bei mir sind dann auch Teile, die ich noch nicht kannte im Schnelldurchlauf durchgerattert.

Wer also so etwas wie „Gameplay“ erwartet, der oder die kann hier einen Bogen rum machen, denn das ist nicht vorhanden. Es würde zwar ein paar Momente im Spiel geben, wo sich so etwas wie Gameplay anbieten würde, aber das hat man wohl einfach mal ignoriert.

Für das Spiel spricht die an sich interessante Ausgangslage und die Optik. Die Figuren sind Geschmackssache und die Hintergründe oft leer, aber dafür sind die Monster cool getroffen und es gibt ein oder zwei Überraschungen in der Story, die ich dann doch nicht kommen gesehen habe.

Schade ist halt wirklich, dass so gut wie alles in schnöden Textfenstern beschrieben wird und die Aha-Momente, welche die Story eigentlich zu bieten hätte, dadurch ein mal mehr mal weniger motiviertes Schulterzucken als Reaktion heraufbeschwören. Mehr ist da nicht. Und auch die Story, wenn man sie bis zum Ende hin spielt, hätte nochmals eine große Überarbeitung gebraucht.

Rein vom Aufbau her wäre da viel mehr drin gewesen. Es gibt ja nicht per Spaß so etwas wie „Aufbau“ und „Auflösung“ in Geschichten (egal ob Spiel, Film oder Buch). Und hier kommen immer mal wieder kurz bevor sich ein Storystrang auflöst neue Namen oder Infos ins Spiel, die man vielleicht vorher schon hätte einbauen können oder rote Heringe (also falsche Fährten) legen, damit es so etwas wie Überraschungsmomente und „aha“-Erlebnisse gibt. Aber so ist das ein wirres durcheinander.

Beispiel: Einer der Jugendlichen hat etwas Schlimmes in seiner Vergangenheit getan und auf einmal poppt ein Geist auf, der eben deshalb zu schaden kam und will ihn töten. So weit, so zu erwarten. Was dann aber mühsam ist, ist dass der Geist in den folgenden Teilen mit Namen angesprochen wird. Ein Name, der mir einerseits nichts sagt und andererseits auch keinen Konnex mit dem von mir gesehenen Bildern auslöst, weil ich (bis auf eine oder zwei Ausnahmen) nicht mal weiß, welches der Monster im Bild das jetzt sein soll. Das Linke? Das Rechte? Und wer ist das andere? Toll – jetzt habe ich zwei Namen, die mir nichts über die Story erzählen und für mich völlig irrelevant sind, aber danke. Vielleicht wäre mehr Hintergrund gut gewesen. Man hätte ja auch zB einen Flashback einbauen können, der oder die mir ein wenig näherbringt (auch emotional), warum gerade dieser oder diese Geist/er spezielle diese Person verfolgt. Ja, es gibt diese Infos, aber die werden einfach so in den Raum geschmissen.

Schade. Das hätte man besser, viel, viel besser hinbekommen können.

Also alles in allem: Coole Optik. Coole Idee. Bei der Inszenierung und vor allem beim „Drehbuch“ viel Luft nach oben. Von Gameplay mag ich jetzt gar nicht mal anfangen.

„Silenced: The House“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen, viel Potential verschenkende, Punkte.


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