Murder at 1600 – Mord im Weißen Haus (Filmkritik)

Detective Harlan Regis (Wesley Snipes) hat als Mitglied der Mordkommission, schon einiges erlebt. Einen Mord im Weißen Haus aufzuklären, stand bisher jedoch noch nicht auf seiner Liste. Neben Geheimnissen und Lügen, muss er dabei gegen einen ganzen Schwall an bürokratischen Beschränkungen ankämpfen, was das Lösen des Falles, nicht gerade leichter macht.

Secret Service Agent Nina Chance (Diane Lane) ist die ihm zugeteilte Agentin und nach anfänglichen Missverständnissen erkennen die beiden bald, dass sie ähnlich funktionieren. Was bedeutet, dass ihnen die Wahrheitsfindung/Gerechtigkeit am Wichtigsten ist, weswegen man dafür einige Regeln, durchaus auch umgehen bzw. brechen kann…

Im Jahr 1997, also im selben Jahr in dem Kiss the Girls ins Kino kam, gab es einen weiteren Film, bei dem ein farbiger Held und eine starke Lady die Hauptrollen gespielt haben, auch wenn ursprünglich Bruce Willis die Rolle spielen sollte, die schließlich Wesley Snipes bekommen hat. Regie führte Dwight H. Little (Rapid Fire) und der finanzielle Erfolg blieb aus, weswegen sich Little danach wieder vermehrt auf das Inszenieren von Serien (Bones, Nikita) spezialisiert hat.

Der Film fällt unter die Marke „dummer Blockbuster“ oder um es anders auszudrücken: Eskapismus, mit der Zusatzklausel: unbedingt vorher das Gehirn ausschalten. Also auf moderne Filme bezogen genau das, was man heute vermisst, weil vieles von Agendas durchsetzt ist. Wenn ich schon dabei bin, bei einer Szene musste ich echt grinsen. Da denkt der Charakter von Snipes er wäre schnell abgeschoben worden, weil ihm der Charakter von Lane als Verbindung zugeteilt wurde.

Eine frauenfeindliche Geste unseres Chauvinisten aka Helden höre ich da Jemanden sagen? Tja, blöd nur, dass seine Hautfarbe dunkel ist (heutzutage wäre die Figur weiß, dumm und nicht lernfähig) und er deshalb seine Einstellung ändern muss, in dem die Handlung voran schreitet und die zwei sich besser kennenlernen und er deswegen nicht einfach als Dummkopf abgeschrieben werden kann. Überhaupt sind es diese zwei Figuren, die trotz all der Übertreibungen bzw. „abgeänderten Realitäten rund ums Weiße Haus“, die Sache erden und doch auf eine reale Ebene greifbar machen.

Aber zuerst zurück zum weißesten Haus Amerikas. Wäre das genau so gesichert wie im Film und würde nach einem Alarm der Präsident genau so frei durch die Gänge gehen dürfen wie hier, dann würde wohl kein Präsident mehr das Ende seines Amtes erleben, immerhin hat die USA genug Feinde. Für die Handlung bringt genau das plus menschliches Versagen natürlich Spannung, aber man darf wirklich nicht darüber nachdenken, was da Alles schief laufen könnte, wäre es so im echten Leben.

Wer hinter dem Mord steckt und warum er passiert ist, da gibt es dafür keine „Realismus-Abstriche“, denn die Krimi-Ebene funktioniert gut und die falschen Fährten regen die Neugier an, ohne zu nerven. Wie dabei sogenannte Profis agieren – man nehme nur eine Szene, bei der eine Überwachungskamera installiert wurde und das dann gleich entdeckt wird – das ist schon zum Kopfschütteln aber he, die gehören zu der Crew vom Weißen Haus, das macht das Verhalten wieder stimmig.

Wesley Snipes (Blade) als Harlan ist charismatisch, smart und frech genug, um sämtlichen Geheimnisse mit sich herumtragenden Anzugträgern, ordentlich auf die Nerven zu gehen. Gleich zu Beginn will man ihn in eine bestimmte Kategorie stecken, doch er ist dann doch komplexer, als man denkt. Ähnlich ist Diane Lanes (Judge Dredd) Figur Nina angelegt, sie wirkt zunächst wie eine Person, die weniger Feuer für die gerechte Sache in sich trägt, aber ihr unterkühltes Auftreten ist nur ihre Art und Weise, die Kontrolle zu behalten.

In Summe also leichte Unterhaltung, ohne Anspruch auf Authentizität. Wenn man das vergisst, kann einem der Film schnell furchtbar lächerlich vorkommen. Nur die zeitlose Frage, ab wann ein Konflikt mit kriegerischen Attacken gelöst werden muss, ist hier wirklich ernst zu nehmen und nicht leicht zu beantworten. Wer Snipes und Lane so wie ich schätzt, der kommt hier sowieso auf seine Kosten, denn deren Ausstrahlung und Zusammenspiel trägt den Film, der trotz der bereits angesprochenen Punkte, bis zum Ende spannend bleibt.

„Mord im Weißen Haus“ bekommt von mir 6/10 Affären als politische Komplotte nutzende Empfehlungspunkte.


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