Sam (Melissa Barrera) und Tara (Jenna Ortega) sind mit ihren Freunden Mindy (Jasmin Savoy-Brown) und Chad (Mason Gooding) nach New York gezogen. College. Und wie man so vor sich hinlebt – Sam ein wenig paranoid und Tara relativ entspannt – passiert ein Mord. Und am Tatort findet man den Führerschein von Sam. Und die Maske eines Ghostface-Killers.
Klar schillern alle Alarmglocken und Sam hat sofort einen Fluchtreflex, aber Tara will nicht wieder davonlaufen. Sie will sich dem Trauma und dem neuen Killer stellen.
Aber dieser Killer scheint anders zu ticken als die anderen. Er will sich an Sam rächen, für etwas in der Vergangenheit. Und es ist ihm (oder ihr) völlig egal, wer sich ihm in den Weg stellt …
Und da ist er – der nächste Scream, der ja zu erwarten war und soweit ich weiß, auch sehr rasch nach dem fünften Teil angekündigt wurde. Der wohl größte Unterschied zu den Vorgängern liegt am Ort des Geschehens, dieses Mal ist es nämlich New York. Und der zweite Unterschied ist, dass nur noch Gale Weathers (gespielt von Courtney Cox) als letztes Überbleibsel der Original-Trilogie dabei ist.
Was kann man jetzt erwarten? Nun, das Übliche: Mörder:innen im engen Kreis und viele Tote, die unerwartete und tödliche Bekanntschaft mit einem Messer (oder einer Glasscherbe) oder – einmal – mit einer Pumpgun machen. Oder – ebenfalls in einem Fall – mit dem harten Boden. Dazwischen viele Masken und viel Herumlaufen und raten, wer denn bitte jetzt der Täter oder die Täterin oder eben Täter:innen sind.
Die Story wird dabei auch noch ein wenig angespannt, weil Sam ja durchaus die Impulse ihres Vaters geerbt hat und sich immer wieder mal bei dem Gedanken ertappt, dass man ja das Messer selbst benutzen und ein wenig aufräumen könnte. Ebenfalls retour ist Hayden Panettiere, die im vierten Teil Kirby gespielt hat. Nicht sicher, ob das Botox ist/war, aber irgendwas an ihr und ihrer Art zu sprechen war seltsam. Könnte allerdings auch Absicht gewesen sein.
Ich könnte jetzt großkotzig tun und sagen, es war von Anfang an klar, wer der oder die Möder:innen sind, aber das hat in diesem Fall nicht gestimmt. Ja, ich hatte verschiedene Überlegungen, aber die wurden immer wieder ein wenig zerstreut und in letzter Konsequenz war die Auflösung dann doch irgendwie naheliegend, aber es war keineswegs so, dass ich mir sicher war.
Was mir grundsätzlich gefallen hat, ist die Tatsache, dass ich mir nie sicher war, ob sie jetzt nicht doch eine der Hauptfiguren über den sprichwörtlichen Jordan schicken. Auch wenn der Film sich letztendlich weit weniger traut als es während dem Film den Anschein hat, ist es ja doch immerhin so, dass es spannend anzusehen war. Und ein paar der Verfolgungsjagden sind wirklich gut geraten. Genauso, wie in paar der Morde durchaus brutal zu nennen sind. Es gab – wie im Vorteil – ein paar Szenen, die ich durchaus nicht im Close-Up gebraucht hätte, aber es war auch nicht so voyeuristisch, wie es im fünften Teil der Fall war.
Wirklich cool fand ich den Anfang des Films (Samara Weaving ist immer ein Highlight) und als ich nach zwei Minuten wusste, wer jetzt der Killer ist, da war ich schon kurz sprachlos und habe mich gefragt, was denn jetzt ist? Stellen die wirklich neue Regeln auf? Wow. Mutig. Aber keine Angst, dass dauert nur ein paar Minuten und dann ist man wieder auf der alten Schiene. Trotzdem: Cooler Anfang.
Positiv zu erwähnen ist, dass Melissa Barrera dieses Mal wirklich gut spielt und auch viel glaubwürdiger. Scheint so, als würde ihr diese Art der Rolle besser passen als die vom Vorteil. Ich fand sie von Anfang bis Ende stimmig. Vielleicht ist sie sich als Schauspielerin sicherer geworden, oder sie fühlte sich im Nachfolger einfach bereits besser in die Rolle hinein – kann ich nicht sagen. Fest steht, dass ich sie dieses Mal tatsächlich gut fand.
Negativ ist meines Erachstens klar Courtney Cox, die im sechsten Anlauf auch ihre Stunts (sprich: die Verfolgungsjagd) selbst gemacht hat und ich habe mir beim Zusehen bereits gedacht, dass es komisch ist, weil sich Gale ziemlich tollpatschig (und ich meine nicht die absichtlichen kleinen Hürden, laut Drehbuch) anstellt. Aber gut, sei es drum. Dann gibt es noch ein Highlight – oder scheinbar wird es so empfunden –, weil Gale das erste Mal mit dem Ghostface-Killer direkt spricht. War noch in keinem anderen Teil. Aber da tut sich auch die nächste Hürde auf: Bitte Hirn abschalten. Denn: Woher soll der neue Killer wissen, dass Gale noch nie mit ihm gesprochen hat? Steht das in den Büchern, die sie geschrieben hat? Keine Ahnung, auf jeden Fall sehe ich da kein Highlight drin. War eh nett, aber nicht der Rede wert.
Was langsam alt wird, ist die Meta-Ebene. Ist ja schön, wenn man jemand hat, der einem die Regeln erklären kann, aber auch das wird jetzt schon überstrapaziert. Vor allem wirkt es befremdlich, dass eine Gruppe junger Leute da sitzt und sich gemeinsam überlegt, wer von ihnen jetzt der Killer ist bzw. sein kann. Das ist schlicht schräg. Und dann hängt man auch weiterhin mit denen rum. Und als am Schluss jemand sagt: „Oh man, did I miss the speech again!?“, da konnte ich dann nur den Kopf schütteln. Klar – da sterben Menschen, die man als seine Freunde bezeichnet hat, aber was wichtig ist: Ich habe die Rede des Killers überhört. Nein, danke. Das passt nicht.
Alles zusammen: Ja, ich fand ihn über weite Strecken spannend. Allerdings war das meist auf konkrete Situationen eingegrenzt und nicht auf den Film in Summe bezogen. Wenn ich den Film in Summe betrachte, dann ist es dummes Flickwerk, bei welchem man zwingend das Hirn ausschalten muss, weil bei zu viel Nachdenken fällt das Ding halbwegs auseinander (Mini-Spoiler: Wenn jemand einen Überwachnungswagen und Headsets und Co auftreiben kann und dann bekommt man die Info von jemand anderem, dass diese Person gar nicht mehr dort arbeitet, wo sie diese Ressourcen hätte, dann muss man sich schon fragen, ob diese Information stimmen kann. Wo hätte sie diese Art der doch sehr einschlägigen Ausrüstung sonst her?). Aber einzelne Szenen (Supermarkt, Leiter, Straßen- bzw. U-Bahn), die sind wirklich gut geraten.
„Scream VI“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, das Franchise nicht revolutionierende, aber immerhin gut unterhaltende, Punkte.