Hohokum & CounterSpy (Game-Review)

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Sony hat schon seit geraumer Zeit eine Tugend daraus gemacht, innovative und originelle Spiele als Download-Titel anzubieten. Microsoft hat zwar versucht, auf diesen Zug aufzuspringen, scheint aber nicht dieselbe kreativitätsfördernde Infrastruktur für Entwickler zu bieten. Jedenfalls sind es Spiele wie „Hohokum“ und „CounterSpy“, die mit ihrem Einfallsreichtum mehr als wettmachen, was sie an geringerem Budget zur Verfügung hatten. So sind sie eine tolle Alternative zu den teils etwas generischeren Blockbuster-Spielen, die zwar über eine aufwändigere Optik verfügen mögen, beim Gameplay aber ein geringeres Risiko eingehen.

„Hohokum“ macht schnell klar, dass es keinem bereits bekannten Muster folgt, sondern neue Wege beschreitet. Im Zentrum steht das Entdecken neuer eigenartiger Welten, die unbekannten Regeln folgen und zeitweise sogar die Newton’schen Gesetze außer Kraft setzen. Selbst darüber, was die Spielfigur ist, kann man streiten: Handelt es sich um eine Schlange, einen Wurm oder ein Auge mit einem Kometenschweif? Auf alle Fälle lenkt sie der Spieler durch die kunterbunten Umgebungen, wobei er herauszufinden versucht, was er in jedem Abschnitt tun soll, um diesen erfolgreich abzuschließen.

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Diese Aufgaben sind unglaublich breit gestreut und nicht immer auf ein klares Ziel ausgerichtet. Ein Highlight ist etwa die Episode, in der es gilt, ein Hochzeitsfest steigen zu lassen. Zunächst müssen Braut und Bräutigam zusammengebracht werden, danach wollen die Gäste mit Getränken versorgt sein. Aber nicht nur in diesem Szenario erweist sich die Schlange (der Wurm, das Auge) als erstaunlich facettenreich. Manchmal fühlt man sich wie in einer Flipper-Simulation, da Gegenstände bei Berührung häufig ihre Form oder ihre Farbe verändern, wozu witzige Soundeffekte erklingen. Auch der relaxte Soundtrack ist sehr gelungen. Überhaupt ist Zurücklehnen angesagt. Die Puzzles erschließen sich erst durch Exploration, zumal „Hohokum“ eher ein interaktives Erlebnis ist denn ein herausforderndes Spiel.

Und das ist auch gut so. Die Andersartigkeit von „Hohokum“ nutzt sich über den Spielverlauf dank des hohen Einfallsreichtums nie ab. Das Gameplay ist trotz seiner Überraschungen nie unangenehm, höchstens mit der Ausnahme der Wurmlöcher am „Ende“ eines Levels, die in beide Richtungen funktionieren und es einem fast unmöglich machen, einen konstanten Überblick zu bewahren. Zwei Aufgaben hält das Spiel bereit: Es gibt in jeder Welt eine Figur, die entdeckt werden will. Darüber hinaus können insgesamt 146 versteckte Augen eingesammelt werden. Wer Letzteres schafft, schaltet ein alternatives Ende frei, muss sich dafür aber sehr intensiv mit „Hohokum“ beschäftigen – vielleicht zu intensiv, um diesen Wohlfühltitel noch angemessen genießen zu können.

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„CounterSpy“ versetzt den Spieler in die Achtziger Jahre, und das konsequent. Thematisch greift die Spionagegeschichte die Problematik des Kalten Kriegs auf – inklusive Wettrüsten, der damit verbundenen Paranoia, der gegenseitigen Dämonisierung der „Supermächte“, dem Wettlauf in den Weltraum (Mondlandung) und natürlich dem wechselseitigen Bespitzeln. Verfeinert wird dies durch visuelle Gimmicks wie etwa den Bildschirm, der die geometrische Form alter Röhrengeräte nachahmt und abgerundete Ecken genauso wie punktuelles Geflacker aufbietet. Die Story rankt sich nicht nur um die beiden Großmächte, die stets kurz vor Defcon XY stehen und mit ihrem Atomwahnsinn eine faktische Bedrohung der Weltgesamtheit darstellen. Im tatsächlichen Zentrum steht vielmehr die Einheit „C.O.U.N.T.E.R.“, die lediglich das Ziel verfolgt, dem Irrsinn ein Ende zu bereiten und sich auf keine der zwei Seiten geschlagen hat.

Als Agent dieser supergeheimen Truppe macht sich der Spieler auf, wahlweise die USA oder die Sowjetunion zu sabotieren, auf Wunsch auch beide abwechselnd. Die zwei Kriegstreiberstaaten werden mit viel Ironie charakterisiert. Interessant ist, dass die Entwickler zwar ganz klar den Amerikanern näher waren, was etwa die pointierteren Dialoge zeigen. Gleichzeitig zeigt gerade die Portraitierung der US-Soldaten nicht selten sarkastische Züge. Der typisch amerikanische – mit Verlaub – „Militärdepp“ ersteht so vor den Augen des Spielers aus vergilbten Geschichtsbüchern auf, wie er es treffender nicht tun könnte. Die Sowjet-Schergen wirken eher ein wenig eigentümlich denn töricht. Ob sich hier eine heimliche Sympathie der Entwickler verbirgt?

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Grafisch weiß „CounterSpy“ zu überzeugen, wenn man von den lediglich durch Textblöcke umgesetzten Einführungsdialogen vor den einzelnen Levels absieht. Die Perspektive wechselt dynamisch, was die Levels noch unterhaltsamer macht. Es gilt, Startcodes für Raketen zu ergattern, ohne Alarme auszulösen und damit die Defcon-Stufe zu erhöhen. So ganz nebenbei ist „CounterSpy“ eigentlich ziemlich gewalttätig, weil der C.O.U.N.T.E.R.-Agent pro Level schon mal eben 10 Agenten niederstreckt, sei es mit gezielten Kopfschüssen oder im Nahkampf. Aber irgendwie zieht all das eher so am Spieler vorbei, weil „CounterSpy“ mehr wie „Donkey Kong“ als wie „Halo“ oder „Killzone“ wirkt. Bei so viel Ironie fällt das Kaltstellen als solches gar nicht auf.

Fazit beider Spiele: „Hohokum“ und „CounterSpy“ zeigen, auf welch hohem Niveau sich Sonys Download-Titel derzeit bewegen. Originalität bei gleichzeitig hoher Qualität der Umsetzung ist eine Formel, die zumindest uns sehr überzeugt. Das insgesamt gelungenere Spiel mag „Hohokum“ sein, bei dem Sonys Santa Monica Studio mitbeteiligt war, dem wir Titel wie „God of War“ verdanken. Doch auch „CounterSpy“ hat mit Sicherheit eine ausreichend breite Zielgruppe, um den wohlverdienten Erfolg einzuheimsen.

Beide Games sind als „Cross-Buy“-Titel für PS4, PS3 und Vita erhältlich. Hier könnte Sony noch die Beschreibungen im Store des Playstation Network optimieren, da nicht ganz klar ist, welcher Download für welche Plattform gedacht und einmal die PS3-Version als PS4-Ausgabe gekennzeichnet ist. Ansonsten verlaufen Download und Installation aber problemlos.

Wir geben „Hohokum“ 9 von 10 Empfehlungspunkte. Die Agenten von „CounterSpy“ können 8 von 10 Empfehlungspunkte für sich verbuchen.


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