You’re Next (Filmkritik)

Erin (Sharni Vinson) fährt gemeinsam mit ihrem Freund Crispian (AJ Bowen) zu dem abgelegenen Ferienhaus seiner Eltern, wo diese gemeinsam mit ihren vier Kindern und deren Partnern, ihren Hochzeitstag feiern möchten. Das Fest beginnt zunächst friedlich und artet dann in die bereits gewohnten Bahnen aus: die Familienstreitigkeiten werden wieder aufgerollt.

Als jedoch plötzlich ein Pfeil durch ein Fenster saust und der erste Tote zu Boden fällt wird schnell klar, dass es nun ums Überleben geht und alle Beteiligten zusammen halten sollten. Wer sind die geheimnisvollen Angreifer mit den Tiermasken? Wer hat sie geschickt oder suchen die einfach nur den blutigen Freizeitkick? Wollen sie Geld? Wird hier irgendwer das Haus wieder lebendig verlassen?

You´re Next

Dieser Film von Regisseur Adam Wingard stammt bereits aus dem Jahre 2011 und findet nach einigen Festivals und einem limitierten Kinorelease in Deutschland, nun doch auch den Weg in die heimischen DVD-Player. Wingard kenne ich bis jetzt nur für seinen doch recht lustigen Beitrag „Q Is for Quack“ bei „The ABCs of Death“ und da bei „You´re Next“ auch Komödie als Genre dabei steht, dachte ich, dass dies ebenso lustig werden könnte.

Fehlanzeige. Absichtlich lustig sind hier nur Momente, die von zynischen Sprüchen oder bösartigem Sarkasmus triefen. Kein Problem für mich, bin ich doch Horrorfreund und habe auch eine biografische Verbindung zu Slasher-Filmchen an sich. Doch auch hier wurde ich enttäuscht, was für mich vor allem an der Inszenierung liegt. Ok, dem Genre etwas Neues abzugewinnen ist ein löblicher Ansatz, doch der sollte auch gut durchdacht sein und funktionieren, sonst fällt das gesamte Gerüst in sich zusammen.

Um zu beschreiben was ich genau meine, muss ich etwas näher auf die Handlung eingehen. Es geht ja darum, dass zehn hilflose Normalbürger von drei bewaffneten Bösewichten gejagt und getötet werden, doch eine von den Opfern weiß sich zu wehren und schlägt zurück. Sie ist die klassische Heldin in solchen Filmen höre ich da wen sagen? Eher nicht, denn hier ist sie am Ende für mich genau so Täter wie die Angreifer selbst, was an sich noch kein Problem darstellen würde, doch durch den Verlust der einzigen Sympathieträgerin im Film, geht auch der emotionale Anker für den Zuschauer verloren.

Extreme Gewalt als Stilmittel einzusetzen kann auch durchaus auf mehreren Ebenen funktionieren, doch außer einer wirklich überdrehten Szene (wer den Film gesehen hat wird diese Ausdrucksweise wiederum ironisch finden), spiegelt die Brutalität nur die Gefühlskälte wieder, mit der sich Gut und Böse hier gegenseitig dezimieren. Einstellungen, in denen ein Täter nach einem Mord zum Durchschnaufen neben einem Opfer auf dem Sofa Platz nimmt, wirken dabei eher gestellt (war im Drehbuch sicherlich unheimlich cool die Szene), doch im Film wirkt das einfach nur zu gewollt und wirft den Betrachter aus dem Geschehen heraus.

Nicht dass es hier nicht auch ein paar wirklich gelungene Kamera-Einstellungen und Action-Sequenzen geben würde, auch einige der Morde kommen schön wuchtig und roh daher, aber der angenehm trashig angehauchte Charme, den das Genre mehr oder weniger immer wieder mit sich bringt, fehlt mir hier leider völlig. Technisch kann ich nichts Negatives über Schnitt und Musik sagen, doch wie sie eingesetzt werden verhindert irgendwie eine flüssige Erzählweise und trennt einige Szenen stark von einander, obwohl sie eigentlich zusammen gehören würden. Ob daran nur der Regisseur Schuld ist, sei hier mal dahin gestellt.

Die Schauspieler schwanken zwischen untalentiert und nicht sonderlich motiviert, was wenigstens zu ein paar unfreiwillig komischen Szenen führt. Nur Sharni Vinson (Bait 3D) hat mich überzeugt, wie sie eine im Prinzip extrem herzliche Dame porträtiert, die nach dem Kick durch ihren starken Überlebensinstinkt, zu einer unglaublich kühl denkenden, überlegt handelnden und effizienten „Beseitigerin aller Bedrohungen“ mutiert.

Insgesamt ein Film für mich, der glaubt er wäre so erfrischend anders und clever, dass er überall drüber steht, doch statt zu überraschen nur ein ähnlich distanziertes „Drüber Stehen“ Gefühl bei mir auslöste. Ein paar optisch gute Momente bleiben hängen, ansonsten ist das Projekt „altes Filmkonzept um neu veränderte Formel erweitert“ für mich gescheitert. You´re next? Richtig, immer her mit dem nächsten Film, denn diesen hab ich schon wieder fast vergessen.

„You´re Next“ bekommt von mir 5/10 Hausfriedensbruch mit endgültiger Konsequenz bestrafende Empfehlungspunkte.


One thought on “You’re Next (Filmkritik)

  1. Ich fand den auch eher bemüht und habe mich während dem ganzen Film gefragt, warum der so gute Kritiken überall bekommen hat Ein paar Szenen waren echt gut und gelungen, aber in Summe absolut Durchschnitt.

    Hat mich emotional zu 100% kalt gelassen.

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