Edie (Samara Weaving) hatte als Kind nach dem Tod ihrer Mutter zahlreiche unterschiedliche Pflegeeltern. Als Flucht-Fahrerin für diverse Überfälle unter anderem für Gangsterboss Nico (Andy Garcia), hat sie sich im weitern Verlauf auch auf der falschen Seite des Gesetzes, einen Namen gemacht.
Dieses Leben hat sie nun aber schon eine Zeit lang hinter sich gelassen. Zumindest bis sie aus aktuellem Anlass, wieder Kontakt zu ihrer Jugendliebe John (Karl Glusman) aufnimmt, denn schon beim ersten Treffen kommen Waffen zum Einsatz, es sterben Menschen und Edie ist wieder mitten drin in dem Schlamassel, aus dem sie eigentlich fliehen wollte…
Regie bei diesem seit Ende August auf Disney+ als Stream verfügbaren Film, führte hier erstmals (Serien)-Drehbuchautor Shawn Simmons (Wayne) und natürlich stammt auch die Story von ihm. Vom Mix her handelt es sich um ein Gangster-Heist-Roadmovie, dass am Leben gehalten wird von einer toxischen (ich mag den Ausdruck nicht, aber er passt hier wirklich gut) Beziehung und dem Wunsch, aus der Gewaltspirale auszusteigen und ein normales Leben zu führen.
Auf den Film aufmerksam geworden, bin ich durch die Hauptdarstellerin, denn ein wenig Samara Weaving (Borderline), geht einfach immer. Um gleich bei ihr zu bleiben: das ist der bisher unblutigste Film, den ich bis jetzt von ihr gesehen habe (keine Sorge, natürlich gibt es hier auch Blut und nicht jeder erlebt das Ende des Filmes). Ihre Edie ist dabei einfach – wie ein Freund von mir sagen würde – eine richtig coole Socke, genau wie ich Weaving selbst auch einschätze.
Was mich zur zentralen Beziehung führt und den Reiz dahinter, der der wahre Kern des Filmes ist (nicht die Gangster-Story) und den ich durchaus nachvollziehen kann. Wenn dich dein Partner immer in eine Richtung bringt, wo dein Leben chaotisch und sogar lebensgefährlich wird, es aber keinen Menschen auf der Welt gibt, der dich so liebt wie er/sie und du dich in deinem Leben nie so lebendig fühlst, wie an seiner/ihrer Seite, was tust du dann?
Beendest du rein aus nüchterner Denkweise heraus diese Liebe, klappt das auf Dauer und geht das überhaupt? Wie es im Film dann gelöst wird kann man durchaus als Metapher sehen, denn etwas Radikales ist fast zwingend, um etwas Radikales zu beenden. Karl Glusman (The Bikeriders) als John verströmt perfekt die Chaos-Energie, die von so einem Menschen ausgeht. In fast jeder Szene denkst du dir, er macht gleich etwas richtig Dummes, er denkt einfach nicht nach und merkt seine Fehler erst kurz darauf (oder gar nicht und man muss ihn erst darauf hinweisen).
Wenn der liebt dann ganz und nicht nur ein wenig. Neben diesem Zentrum der Geschichte gibt es einige coole Auto-Verfolgungsjagden, die neben der Musik vor allem deshalb nie fad werden, weil Weaving hinter dem Steuer optisch und von ihrem Benehmen her, einfach richtig lässig wirkt. Ein paar plötzliche Schreck-Momente sind ebenfalls eingebaut, die genau das ohnmächtige Gefühl von Edie einfangen, dass sie immer wieder zu spüren bekommt.
Auch schön ist es Andy Garcia in einer Nebenrolle zu sehen, die ihn nicht auf ein „ich bin hier auch dabei“ beschränkt, wie etwa seine Rolle zuletzt in The Expendables 4. Die Gespräche zwischen ihm und Edie gehören (vor allem das zweite) auch emotional zu den Highlights. Beide Menschen haben das Grundproblem des Filmes als Thema, die Angst eine ungesunde Liebe aufzugeben, da man vielleicht nie wieder einen Menschen finden wird, der dir genau so das Gefühl gibt, geliebt zu werden.
Ein Spinner ohne Selbsterhaltungstrieb also, der eine an sich ganzheitlich coole Lady hinunterzieht, also weg mit dem Idiot? Ja, aber so einfach ist es eben nie im Leben. Kein spektakulärer Film und auch keiner, der durchgehend die Spannungskurve halten kann (dummes Verhalten erzeugt einfach auf die Dauer eine lähmende Reaktion), dafür ein zu Schau stellen, wie unterschiedlich Menschen funktionieren können und sich dennoch gegenseitig anziehen. Ach ja, immer auf alles impulsiv zu reagieren, das ist ebenfalls daneben, auch das kann man hier lernen 🙂
„Eenie Meanie“ bekommt von mir 6,5/10 von einer Beziehung niemals einfach nur so davon fahren könnende Empfehlungspunkte.