Madison (Emily Tennant) ist eine Influencerin. Sie fährt in der Welt herum, macht Fotos (aka Werbung) und lebt „das Leben“. Nur dieses Mal passt was nicht. Ihr Freund Ryan (Rory J. Saper) hätte mitkommen sollen, musste aber überraschend absagen. Also ist Madison frustriert.
In der Hotelanlage lernt sie CW (Cassandra Naud) kennen und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Wie das halt so ist bei Mädels, die allein unterwegs sind: Man ist sofort verschwestert gegen die bösen Männer, vor denen frau sich schützen muss. Dann wird in Madisons Luxus-Apartment eingebrochen und ihr Zeug inklusive ihres Passes ist weg. Es wird ein wenig dauern, bis ein neuer Pass kommt. Derweil kann sie nicht ausreisen. Also bleibt sie und macht mit CW Road-Trips. Alles ist gut. Und weil alles so gut ist, beendet Madison per Videoanruf die Beziehung mit Ryan, der absolut nicht weiß, wie ihm geschieht, weil – sie braucht ihn ja nicht mehr in ihrem Leben.
Als Madison und CW zu einer einsamen Insel fahren, wird jedoch alles anders …
Ich habe null Erwartungshaltung an diesen Film gehabt und deswegen hat er mir vermutlich auch gefallen. Er ist per se jetzt nichts Besonderes und vom ursprünglichen bzw. relativ „anfänglichen“ Twist mal abgesehen bietet er auch nichts Neues, bringt unsere Hauptperson allerdings in ein paar Situationen, die ich weder kommen gesehen hätte, noch hätte ich geahnt wie sie diese löst.
Naja, was soll ich sagen: Das hier ist in erster Linie die Cassandra Naud-Show und die trägt den ganzen Film auf ihren Schultern – und zwar mit Leichtigkeit. Egal was sie spielen muss – und das Drehbuch verlangt einiges von ihr – sie kann das und sie kann es gut. Ob das jetzt Fröhlichkeit ist oder Angst oder Frust oder Bedenken oder auch nur sexy sein – ja, sie kann das. Absolut.
Die zweite Geige spielt tatsächlich Rory J Saper als Ryan, der mehr im Film vorkommt und eine größere Rolle spielt als ich dachte. Aber das Drehbuch gibt ihm emotional nicht sehr viel zu tun und auch wenn ich alles was er tat grundsätzlich nachvollziehbar fand (nicht, dass ich es machen würde, aber ich glaubte ihm, dass er es machen würde), so war er mir anfangs wenig sympathisch. Das wurde gegen Ende dann besser.
Madison selbst blieb mir trotz aller inneren Monologe bzw. für ihre Follower gesprochenen Monologe leider die ganze Zeit über unsympathisch. Ich mochte ihre „Opfer“-Haltung nicht. Ich mochte nicht, wie rasch sie auf CW einsteigt. Ich mochte nicht wie sie Ryan abserviert. Nun, es gibt ganz viele Dinge an ihr, die ich von Anfang nach nicht mochte. Und das hat sich auch bis zum Ende nicht verändert, wenn ich ehrlich bin.
Alle anderen Figuren – bis auf Jessica (Sara Canning) – sind eigentlich völlig irrelevant, aber das Drehbuch macht aus den wenigen Figuren und den wenigen Versatzstücken dann doch durchaus einen spannenden Film, der absolut auch seine Momente hat, bei denen man mitfiebert – allerdings ist nicht immer ganz klar mit wem. Zu viel zu verraten wären jetzt Spoiler, drum halte ich hier inne.
Nun, ich jedenfalls – erneut: ohne irgendein Vorwissen – fand den Film spannend und handwerklich gut gemnacht. Die Location in Thailand ist wunderschön, wenn auch klar aus dem Katalog für reiche Menschen geklaut (man sehe sich nur an, in welchen Hotels die absteigen) und hat mit dem „echten Thailand“ null zu tun, aber für diesen Film in dieser „Welt“ passt der Glamour ganz gut. So auch die Menschen, die hier mitspielen – Ryan vielleicht mal außen vor gelassen -, die sind alle wunderschön. Ob das jetzt Emily Tenannt oder Cassandra Naud oder Sara Canning ist: Da wird man niemand hässlichen finden. Was ob des Titels des Films und des Themas ja auch passt.
(Randnotiz: Das große Muttermal auf der Wange von Cassandra Nauds Charakter ist kein Make-Up, sondern sie sieht wirklich so aus. Wieder einmal ein Beweis für mich, dass eine schöne und natürliche Ausstrahlung absolut nichts mit irgendwelchen Pseudo-Makeln zu tun hat, denn die gute Frau ist trotzdem einfach ein Hammer und wunderhübsch. Es gibt da ein paar Momente im Film in denen sie ein „entwaffnendes Lächeln“ aufsetzt – glaubt mir: Jedweder Gedanke an Muttermale ist weggeputzt aus eurem Kopf – wenn man auf Frauen steht, klarerweise).
Wie dem auch sei: Ich rechne es dem Drehbuch auch hoch an, dass nicht versucht wird billige Witze zu bringen, sondern die Story und die Figuren ernst genommen werden. Einen großartigen Moment muss ich aber kurz spoilern, weil es der einzige ist, den ich tatsächlich als schwarzen Humor der Macher:innen sehe: Eine Person erklärt einer anderen, dass dies hier nicht ihre Story sein. Woraufhin die andere mit einem Glas Alkohol in der Hand herumzutanzen beginnt und der anderen erklärt, dass dies hier absolut ihre Story sei und nur ihre allein. Nach dem Ende der Szene bzw. dem Beginn der nächsten ist völlig klar, dass es, nun, *räusper*, nein, es ist tatsächlich nicht ihre Story. Tja.
Fand ich witzig und cool. Weil es auch einfach nicht kommentiert wird. Bis auf die Tatsache, dass dann erst der Vorspann des Films beginnt (sechsundzwanzig Minuten nach Beginn) und der Film erst „richtig“ anfängt. Mehr zu schreiben wäre wieder spoilern.
Zusammengefasst: Der Film ist mutig, hat ein paar Twists (auch wenn man die gegen Ende vielleicht ein wenig zu übertrieben oder unrealistisch finden mag) und ist wirklich gut gemacht. Die Synthie-Musik passt auch gut, auch wenn das nie meine Lieblingsmusik werden wird, aber für diesen Film hier passt sie. Die Kamera ist gut dabei, die Optik ist auf Hochglanz-Reich-und-schön getrimmt und passt zum Setting. Landschaft und Hotels, nun, ja die sind auch 1A.
Kurtis David Harder, der hier Drehbuch und Regie gemacht hat, hatte Glück: „Influencer“ kam so gut an, dass es einen Nachfolger (scheinbar schon abgedreht) geben wird mit dem Titel „Influencers“ (ja, Mehrzahl). Bin gespannt, wie das weitergehen soll, denn die Story wäre meiner Ansicht nach ja bereits fertig erzählt. Aber, lassen wir uns mal überraschen …
„Influencer“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, gut gemachter und gespielter, kleiner Triller, der mehr Wirkung erzielt, je weniger man vor Ansicht darüber weiß, Punkten.
PS: Ich habe keine Ahnung, wer die Person auf dem Plakat sein soll, die untergeht. Wirklich. Keinen Schimmer.