Schottland im Jahr 1790. Eine junges Mädchen namens Tornado (Kôki) zieht mit ihrem Vater durch das Land. Er war früher ein Samurai und hat sie auch in der Kunst des Schwertkampfes unterrichtet, jedoch führen sie ein friedliches Leben als Betreiber eines wandernden Puppentheaters.
Als der Gangster Sugarman (Tim Roth) und seine Bande mit zwei Säcken voll Gold auftaucht und sie einen kleinen Jungen sieht, der diese Beute stehlen will, trifft Tornado eine folgenschwere Entscheidung, die ihr Leben für immer verändern wird…
Kann sich noch Jemand an „Slow West“ mit Michael Fassbender aus dem Jahr 2015 erinnern? Nun Regisseur und Drehbuchautor John Maclean, hat nun zehn Jahre später, seinen zweiten Film gedreht. Der lässt sich also offensichtlich Zeit und dreht nur das, was er wirklich will. Eigenständig oder für manche wohl eigenwillig ist dann auch das Ergebnis, denn dies ist ein Mix, den man entweder irgendwie mag oder ihn eigenartig und unstimmig findet.
Für den Regisseur typisch, ist dies eine langsam erzählte Geschichte. Ich beschreibe die Handling mal am Besten als Coming of Age Drama mit einem „Geburt einer Legende“ Finale, eingebettet in ein Fluchtszenario inklusive kurzer Samurai-Action am Schluss. Falsche Entscheidungen, für die andere Menschen büßen müssen, führen zu Trauer und dem Wunsch zu flüchten und sich zu verstecken. Dann wird aus dieser Trauer Wut, auf sich selbst und ihre Verfolger.
Keine Beschreibung einer neuen Idee? Richtig, diese Thematik dann aber ein japanisches Mädchen durchleben zu lassen, dass sich durch die schottische Wildnis vor dem 18en Jahrhundert kämpft, das habe ich so noch nie gesehen. Hauptdarstellerin Kôki (Touch) ist eine junge Japanerin, aufsteigend im Bekanntheitsgrad als Sängerin und Schauspielerin, die fließend englisch spricht. Bei uns kennt sie natürlich keiner.
Das sollte sich aber durchaus ändern, denn der Film gewinnt viel durch ihr Spiel, das ehrlich, direkt und der Handlung entsprechend auch roh wirkt. Man mag keinesfalls alle ihre Motive, aber sie basieren eben auf ihren Emotionen, ohne Manipulationen oder Hintergedanken. Als Gegenpol zu ihrem aufstrebenden Ast, hat man hier einen gealterten Tim Roth (Resurrection) als Bandenchef Sugarman.
Er ist berechnend und kalt und irgendwie hat man das Gefühl, dass er von diesem seinem verbrecherischen Leben aka dem Leben an sich, die Nase schön langsam voll hat. Getragen von diesen beiden sehr unterschiedlichen Darstellern und Lebensenergien und ihrer Reise durch die Wälder und Täler (also die Weite der Wildnis) Schottlands, hat dieser Film dann am Ende etwas elegisch/nachdenkliches.
Den etwas irreleitenden Trailer sollte man dabei ignorieren, denn sowohl Rache als auch Action sind nur sehr kleine Bestandteile dieses Abenteuers. Für mich in retrospect ein sehr interessanter Film, den ich gerne gesehen habe, was ich auf den Film als Ganzes beziehe, nicht auf einzelne Teile. Massentauglich ist aber klar was anderes, was man jedoch bereits nach dem ersten Film von MacLean, durchaus erahnen konnte. Manchmal mal was anderes, ist ja auch eine gute Sache.
„Tornado“ bekommt von mir 6,5/10 den Tornado im Herzen freien Lauf lassende Empfehlungspunkte.